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Digital Business Summit: KI zwischen Vision und Wirklichkeit

Tips Logo Online Redaktion, 16.04.2025 12:16

LINZ. Beim diesjährigen Digital Business Summit in Linz war die künstliche Intelligenz das dominierende Thema – nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich. Die Veranstaltung, organisiert vom Verein Digital Business Network in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Oberösterreich, verstand sich nicht als bloße Konferenz, sondern als Plattform für Austausch, Reflexion und Vernetzung – offline für digitale Köpfe.

Viktoria Feichtinger, Matthias Horx, Andreas Auinger; Fotocredit: cityfoto
  1 / 4   Viktoria Feichtinger, Matthias Horx, Andreas Auinger; Fotocredit: cityfoto

Beim diesjährigen Digital Business Summit in Linz war die künstliche Intelligenz das dominierende Thema.

Digitalisierung als Transformationsmotor in der Energiewirtschaft

Leonhard Schitter, Vorstandsvorsitzender der Energie AG, sprach offen über die Transformation des Energieversorgers: Digitalisierung sei ein zentraler Hebel zur Klimaneutralität, der Wandel eine existenzielle Notwendigkeit. „Kein Stein bleibt auf dem anderen“, sagte Schitter. Chatbots im Kundenservice, KI-gestützte Prognosen im Energiehandel, digitale Instandhaltung – das ist längst Realität. Und auch im Inneren: weg vom Drucker, hin zum automatisierten Wissensmanagement.

Kulturelle Verschiebungen im Schatten der KI

Doch Digitalisierung ist mehr als Technologie. Es geht um Machtfragen, um Vertrauen und um kulturelle Grundlagen. Der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx, der prominenteste Redner der Veranstaltung, warnte vor einer leisen, aber tiefgreifenden Verschiebung von Deutungsmacht: „Wenn Maschinen plötzlich Briefe schreiben, wenn sie entscheiden, was Wahrheit ist – dann geht Vertrauen verloren.“ Besonders betroffen sieht Horx die „kreative Klasse“, also jene, die mit Texten, Bildern oder Musik arbeiten. Ein Angriff auf die kulturelle Produktion? Vielleicht. Aber auch eine Herausforderung zur Balance – wie beim Fahrrad, das zwar früh erfunden, aber erst nach Jahrhunderten beherrscht wurde.

Horx ist kein Kulturpessimist, sondern ein Mahner mit Gespür für Ambivalenzen. KI werde uns nicht ersetzen, sondern ergänzen. Sie sei bereits Teil unseres Alltags, oft unsichtbar – auf Social Media, im Büro, im Browser. Und genau das sei das Problem: Der Einsatz von KI erfolgt oft unbewusst – und unterläuft dabei stillschweigend Standards und Routinen.

Zwischen Datenrealität und digitaler Aufklärung

Ein anderer Akzent kam von Paul Zeinhofer (smartpoint dataformers): Es gebe nicht die eine KI, viele Unternehmen litten unter Datenmangel und überzogenen Erwartungen. Und: „Je weiter sich KI entwickelt, desto größer wird unser Bildungsproblem.“ Seine Worte hallten nach – denn die Qualität der Daten, das Verständnis für den Kontext und der reflektierte Umgang mit Technologie seien entscheidender als die Tools selbst.

Horx ergänzte mit einer provokanten These: „Je weiter sich KI entwickelt, desto dümmer wird sie.“ Der Satz sei nicht als Abgesang zu verstehen, sondern als Aufforderung: Aufklärung ist gefragt – eine digitale Aufklärung 2.0. Denn wie einst beim Buchdruck braucht es eine Phase, in der Unsinn und Euphorie sortiert, überprüft, kontextualisiert werden.

Die Konferenz zeigte: KI ist kein Hype – sie ist ein Gamechanger. Für Produkte, Geschäftsmodelle, aber vor allem für die Art, wie Wissen vermittelt und verarbeitet wird. Die Frage ist nicht mehr, ob wir KI nutzen. Sondern, wie bewusst es getan wird. Und ob die Gesellschaft bereit ist, die technologische Zukunft nicht bloß zu erleben – sondern sie mitzugestalten.


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