Wenn der Stich zur Gefahr wird: Was Eltern über Insektengift-Allergien bei Kindern wissen sollten
ÖSTERREICH. Insektenstiche sind im Sommer oft harmlos – doch bei allergischen Kindern können sie lebensgefährlich werden. Eine Expertin erklärt, was im Ernstfall zu tun ist.
Sommerzeit ist Abenteuerzeit – besonders für Kinder, die endlich wieder draußen toben, barfuß durchs Gras laufen und die Natur entdecken. Doch gerade jetzt lauert für rund 300.000 Menschen in Österreich eine unsichtbare Gefahr: die Insektengiftallergie. Wenn ein Kind plötzlich nach einem Bienen- oder Wespenstich allergisch reagiert, zählt jede Minute. Kinderärztin Anna Sophia Posawetz vom Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern erklärt, wie Eltern vorbereitet sein können und im Ernstfall richtig handeln.
Wenn der Körper überreagiert
„Die Symptome reichen von Hautausschlag, Schwellungen, Zittern, Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zum Erbrechen. In extremen Fällen kann es auch zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der sofortige medizinische Hilfe erfordert“, erklärt die Medizinerin. Typische Warnzeichen für einen Schock sind Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen, Kreislaufbeschwerden und Atemnot. Bei solchen Symptomen gilt: sofort den Notruf verständigen.
Nicht zu verwechseln ist die allergische Reaktion mit einer lokal begrenzten Hautreaktion rund um die Einstichstelle – diese ist unangenehm, aber medizinisch unbedenklich.
So handeln Eltern richtig
„Die wichtigsten Maßnahmen sind: umgehend den Rettungsdienst verständigen, wenn vorhanden den Stachel entfernen, das Kind beruhigen und die Einstichstelle kühlen. Sollte es zu Kreislaufproblemen kommen, die Beine hochlagern. Bei Atemproblemen ist es besser, aufrecht zu sitzen“, so Posawetz.
Kinder mit bekannter Insektengiftallergie sollten im Sommer stets ein Notfallset mitführen. Dieses enthält Kortison, ein Antihistaminikum sowie einen Adrenalin-Pen, der bei schweren Reaktionen eingesetzt wird.
Auch wenn keine Allergie bekannt ist, muss bei Stichen im Hals- oder Rachenraum ärztlich kontrolliert werden – ein Zuschwellen der Atemwege kann lebensbedrohlich sein.
Besser vorbeugen als behandeln
Eltern können mit einfachen Maßnahmen das Risiko für Insektenstiche deutlich senken:
- Keine offenen Getränkedosen verwenden
- Süßes im Freien vermeiden oder mit Strohhalm trinken
- Barfußgehen im Gras meiden
- Fallobst regelmäßig entfernen
- Müllbehälter meiden
- Hektische Bewegungen vermeiden
- Hoffnung durch Hyposensibilisierung
Die gute Nachricht: Insektengiftallergien lassen sich behandeln. „Ziel der Behandlung ist es, das Immunsystem ganz allmählich an die allergieauslösenden Substanzen zu gewöhnen. Die Therapie wird stationär mit steigenden Dosen begonnen. Anschließend erhalten die Kinder alle sechs Wochen eine Spritze als Erhaltungstherapie für drei bis fünf Jahre“, erklärt die Kinderärztin.
Ab dem fünften Lebensjahr kann diese sogenannte Hyposensibilisierung begonnen werden – eine Investition in die Sicherheit und Lebensqualität allergischer Kinder. Denn mit der richtigen Vorbereitung muss der Sommer kein Risiko bleiben, sondern darf ein unbeschwertes Abenteuer sein.
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