Rehkitze in Gefahr: Wie moderne Drohnen und engagierte Helfer tausenden Jungtieren das Leben retten
ÖSTERREICH. In den Sommermonaten sind Österreichs Wiesen Lebensgefahr und Rettungsfeld zugleich: Rehkitze ducken sich im hohen Gras – während Mähwerke anrollen. Doch eine beispiellose Tierschutzaktion läuft auf Hochtouren.
Jedes Jahr fallen laut Schätzungen mehr als 25.000 Rehkitze in Österreich der Frühjahrsmahd zum Opfer. Das dramatische Zusammenspiel: Rehgeißen setzen ihre Kitze in das dichte Grün der Wiesen, wo sie aufgrund ihres gepunkteten Fells für Feinde – aber auch für Menschen – nahezu unsichtbar bleiben. In Lebensgefahr geraten sie, wenn die Futterwiesen ab Mai mit schweren Maschinen gemäht werden.
Ein natürlicher Schutzmechanismus wird zur tödlichen Falle: Bei Gefahr ducken sich die Kitze tiefer statt zu flüchten – ein Reflex, der in der Setzzeit von Mai bis Juni oft tödlich endet.
Altmünster zeigt, wie“s geht: Rehkitze erfolgreich gerettet
Einen eindrucksvollen Erfolg verzeichnete heuer die Region Altmünster in Oberösterreich: Mehr als 30 Rehkitze konnten vor dem Mähtod bewahrt werden – dank dem perfekten Zusammenspiel zwischen Landwirten, Jägerschaft und Freiwilligen. Mithilfe einer modernen Wärmebild-Drohne wurden die Futterwiesen systematisch noch vor Sonnenaufgang abgesucht. Die gefundenen Jungtiere brachte man in Sicherheit und setzte sie nach der Mahd am Waldrand wieder aus – wo sie meist schon wenige Minuten später von ihren Müttern abgeholt wurden.
„Ein stiller, aber bedeutender Beitrag zum Artenschutz“, sagen Beteiligte – und ein Beispiel dafür, wie moderne Technik Leben rettet, wenn alle an einem Strang ziehen.
Ganz Österreich im Tierschutzmodus
Landauf, landab engagieren sich inzwischen über 30.000 Helfer in Rehkitzrettungsteams. Allein in Kärnten wurden 2024 rund 109 Kitze auf 340 Hektar gerettet, in Tirol über 800 Tiere insgesamt – darunter viele Rehkitze. Auch in Vorarlberg, Niederösterreich und der Steiermark wird teils täglich geflogen.
Dazu kommt die zunehmend professionelle Ausstattung: Drohnen mit Wärmebildtechnik, Kitzrettungsboxen, Frühwarnsysteme und spezielle Schulungen für Piloten machen den Unterschied. In vielen Regionen arbeiten Landwirte mittlerweile fest mit Jagdvereinen und Tierschutzplattformen wie rehkitzrettung.at zusammen.
So funktioniert die Rettung in der Praxis
- Früh morgens ab 4 Uhr starten Drohnenflüge, da der Temperaturunterschied zwischen Kitzkörper und Boden am stärksten ist.
- Die Wärmebildkamera identifiziert die Tiere, die Koordinaten werden markiert.
- Helfer bergen die Kitze – möglichst geruchsneutral – und sichern sie in speziell belüfteten Boxen.
- Nach der Mahd erfolgt die kontrollierte Freilassung am Waldrand.
- In 90 Prozent der Fälle kehrt die Rehgeiß innerhalb kurzer Zeit zu ihrem Kitz zurück.
Warum diese Einsätze mehr als Tierschutz sind
Neben dem Schutz der Wildtiere verhindert die Kitzrettung auch Futterverunreinigungen in der Tierhaltung. Kommt es durch Kadaverreste zu Gärungsprozessen im Heu, drohen schwere Erkrankungen bei Rindern – etwa durch Botulismus. Damit wird die Aktion auch zu einem wichtigen Baustein für Tiergesundheit und nachhaltige Landwirtschaft.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden