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Hochkarätige Auszeichnung: Dokumentation Obersalzberg gewinnt europäischen Museumspreis

Tips Logo Thomas Leitner, 02.10.2025 11:22

DEUTSCHLAND. Die Dokumentation Obersalzberg bei Berchtesgaden hat für ihre neue Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“ den renommierten Luigi Micheletti Award 2025 der European Museum Academy erhalten. Die Auszeichnung würdigt die herausragende Art und Weise, wie das Museum die Geschichte des Obersalzbergs, einst Hitlers zweiter Regierungssitz, museal aufbereitet.

Außenansicht Dokumentation Obersalzberg (Foto: Leonie Zangerl/Bergerlebnis Berchtesgaden)
  1 / 3   Außenansicht Dokumentation Obersalzberg (Foto: Leonie Zangerl/Bergerlebnis Berchtesgaden)

Die Dokumentation Obersalzberg ist mit einem der wichtigsten europäischen Museumspreise geehrt worden. Die European Museum Academy zeichnete die neue Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“ des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin mit dem Luigi Micheletti Award 2025 aus. Die Verleihung fand am 27. September in Budapest statt.

Anerkennung für innovative Zeitgeschichte 

Der Micheletti Award wird jährlich an besonders innovative Museen aus den Bereichen Zeitgeschichte, Industrie und Wissenschaft vergeben und würdigt hervorragende Dauerausstellungen, denen es gelingt, komplexe Inhalte in eine einzigartige museale Erzählung zu übersetzen. Die Dokumentation Obersalzberg, die das einzige nominierte deutsche Museum unter einer Vielzahl von Kandidaten aus ganz Europa war, überzeugte die internationale Jury auf ganzer Linie.

Im Mittelpunkt der 2023 neu eröffneten Ausstellung steht der historische Ort Obersalzberg oberhalb von Berchtesgaden, den Adolf Hitler zu seiner Wahlheimat ausbaute und wo er zwischen 1933 und 1945 rund ein Viertel seiner Amtszeit verbrachte. In seinem Berghof entschied der Diktator über Verfolgung, Krieg und Völkermord.

Schwieriges Narrativ respektvoll gemeistert 

Die Jury zeigte sich beeindruckt von der Art und Weise, wie die Dokumentation das Publikum erzählerisch durch die Ausstellung führt: „Das Museum meistert ein sehr schwieriges Narrativ, das sich auf die groteske Geschichte der nationalsozialistischen Führung konzentriert, die die wunderbare Landschaft der Umgebung genießt, während sie gleichzeitig über das schreckliche Schicksal von Millionen Menschen in Europa und darüber hinaus entschied“, so die Begründung. Die Erzählung erfolge dabei mit Respekt, Empathie und Neugier.

Die Ausstellung konfrontiert die Besucher anhand von rund 350 Objekten, Dokumenten und multimedialen Elementen mit dem scheinbaren Gegensatz zwischen idyllischer Berglandschaft und den Schrecken der NS-Herrschaft. Dabei lege sie den Fokus auf das Schicksal der Opfer. Die Juroren hoben hervor, dass die Gestaltung bewusst eine nüchterne, zurückhaltende und neutrale Präsentation garantiere, welche unangebrachte Inszenierungen vermeide. Die Ausstellung stelle die Besucher vor die Transformation von Alltagsorten zu Orten der Verfolgung.

Wichtiges Signal gegen Geschichtsvergessenheit 

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker betonte die Bedeutung der Einrichtung für die Erinnerungsarbeit. Seit der Eröffnung im Jahr 1999 verzeichnete die Dokumentation Obersalzberg 3,5 Millionen Besucher, was die Wichtigkeit ihrer Aufgabe unterstreicht. Die Auszeichnung zeige, dass die neue Dauerausstellung auch über die Landesgrenzen hinaus hohe Anerkennung finde.

Sven Keller, der Fachliche Leiter der Dokumentation Obersalzberg, sah die Auszeichnung als Bestätigung und gleichzeitig als Verpflichtung für die Zukunft. Er dankte der Jury für die Würdigung des Anliegens, die komplexe Geschichte des Orbersalzbergs in ein Ausstellungsnarrativ zu übertragen, das nichts verschweigt und dem historischen Ort gerecht werde. Angesichts von Geschichtsvergessenheit und -manipulation sei der Erfolg ein wichtiges Signal. Museen hätten nicht nur die Aufgabe, Geschichte erfahrbar zu machen, sondern auch zu verhindern, dass bestimmte Erfahrungen wiederholt werden. In den zwei Jahren seit der Neueröffnung 2023 besuchten rund 430.000 Menschen die Ausstellung „Idyll und Verbrechen“, die in einem modernen Museumsbau untergebracht ist.


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