Fünf Deutsche sterben am Berg: Lawine reißt Vater und Tochter in den Tod
SÜDTIROL. Ein Lawinenunglück in Südtirol hat eine Gruppe deutscher Bergsteiger ausgelöscht. Die Schneemassen lösten sich unerwartet. Retter bargen Vater und Tochter als letzte Opfer.
Die Bergwelt zeigt sich einmal mehr von ihrer unerbittlichen Seite: Am Samstagnachmittag riss ein Lawinenabgang in der anspruchsvollen Nordwand der Vertainspitze in Südtirol fünf deutsche Alpinisten mit in die Tiefe. Die Gruppe war auf rund 3.200 Metern Höhe unterwegs, als die tödliche Lawine ohne jegliche Vorwarnung auf sie zuraste. Die anspruchsvolle Route gilt als extrem schwierige Eistour, die nur erfahrene Bergsteiger mit voller Sicherungsausrüstung und umfassendem alpinem Wissen in Angriff nehmen. Trotz moderater Gefahrenlage und optimaler Planung wurde die Tour für die Sportler zur tödlichen Falle.
Schneebrett löste sich unerwartet auf 3.200 Metern
Mehrere Seilschaften hatten sich in den Morgenstunden des Samstags unabhängig voneinander auf den Weg gemacht, um die Gipfelregion zu erreichen. Kurz vor 16 Uhr geschah das Unglück. Eine Lawine erfasste zuerst eine Dreierseilschaft und riss die Bergsteiger mit sich. Zwei weitere Alpinisten, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, konnten über einen Sicherungsseilbereich noch Kontakt halten und geistesgegenwärtig den Alarm auslösen. Sie überlebten verletzt und wurden nach der Bergung per Hubschrauber in das Krankenhaus nach Bozen geflogen. Ihr Hinweis war entscheidend, um die Rettungsaktion in der unwegsamen Region zügig zu starten. Die Retter standen sofort vor einem schwierigen Einsatz unter widrigen Bedingungen.
Nachtsuchen in der eisigen Wand
Bereits am Samstagabend konnten die Einsatzkräfte drei der verunglückten Bergsportler nur noch tot bergen. Wegen der hereinbrechenden Dunkelheit und der eisigen Temperaturen musste die intensive Suche nach den beiden noch Vermissten in der Nacht zeitweise unterbrochen werden. Am Sonntagmorgen nahmen die Einsatzkräfte die Suche mit voller Mannstärke wieder auf und fanden schließlich auch die beiden letzten vermissten Personen: ein Vater und seine Tochter. Die Retter waren früh davon ausgegangen, dass nach einem rund 200 Meter tiefen Sturz durch die Lawine und das steile Gelände ein Überleben nicht mehr möglich war. Der Fund löste in der lokalen Bergrettung große Betroffenheit aus. Die Identifizierung der Opfer ist abgeschlossen, man geht von Bergsteigern aus Bayern und Baden-Württemberg aus.
Die tückische Kombination aus Wind und Neuschnee
Der Einsatz in dem steilen Gelände war extrem schwierig und erforderte den Einsatz von Spezialgeräten. Hubschrauber, Drohnen und Wärmebildkameras kamen zum Einsatz, um das Absturzgebiet systematisch abzusuchen. Die Lawinengefahr war an diesem Tag offiziell als nicht außergewöhnlich hoch eingestuft. Fachleute der Bergrettung vermuten jedoch, dass starke Windverwehungen und frischer Neuschnee, der sich noch nicht fest mit der darunterliegenden Altschneedecke verbunden hatte, die Schneetafel lösten. Diese Kombination aus einer tückischen Schneebrettlawine und dem Faktor Mensch, der die Gefahr möglicherweise unterschätzte, wurde zur verhängnisvollen Mischung. Die Nordwand der Vertainspitze zählt zu den anspruchsvollsten Touren im Ortler-Gebiet und ist trotz ihrer spektakulären Aussicht nur für geübte und erfahrene Alpinisten mit tiefem Respekt vor dem Berg geeignet. Die Ermittlungen zum genauen Hergang des Unglücks dauern an.
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