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Österreichs Gletscher werden unmessbar – Alpenverein warnt vor drastischer Entwicklung

Tips Logo Thomas Leitner, 20.11.2025 15:42

ÖSTERREICH. Die Gletschervermessung in Österreich wird immer riskanter. Schwindendes Eis, Steinschlag und unzugängliche Routen zwingen den Alpenverein zu drastischen Konsequenzen.
 

Durch Eiszerfall und Gletscherverlust werden alljährliche Gletschermessungen immer mehr zur Herausforderung (Foto: Österr. Alpenverein)

Die ehrenamtlichen Gletschermesser des Österreichischen Alpenvereins haben ihre diesjährigen Vermessungen abgeschlossen – und die Bilanz zeigt, wie radikal sich die Situation im Hochgebirge verändert. Rund 90 Gletscher wurden heuer dokumentiert, doch viele der jahrzehntelang beobachteten Eisflächen stehen kurz davor, aus dem Messprogramm zu fallen. Der Grund ist ebenso eindeutig wie alarmierend: Der Zustand der Gletscher verschlechtert sich so schnell, dass klassische Messmethoden kaum noch sicher durchführbar sind.

Zunehmende Gefahr im Gelände

Besonders deutlich wird die Entwicklung in der Schobergruppe in Kärnten. Dort drohen das Hornkees und der Wandnischengletscher auf halber Höhe abzureißen, wodurch Messpunkte künftig deutlich höher und damit gefährlicher liegen würden. Steinschlag, instabiles Gelände und spaltenreiche Zonen erschweren Zustiege, die früher als problemlos galten. Auch das Gössnitzkees hat seine Funktion als aktiver Gletscher weitgehend verloren und gleicht inzwischen einem Eisrest, der kaum noch sinnvoll vermessen werden kann.

Um überhaupt weiterarbeiten zu können, setzt der Alpenverein an manchen Standorten bereits auf Drohnen. Die Auswertung erfordert jedoch spezielles Know-how und erhöht den Aufwand erheblich. Die traditionelle Maßbandmessung, seit über 100 Jahren eine Konstante der Gletscherforschung, ist vielerorts nicht mehr gefahrlos möglich.

Gletscher verschwinden aus den Karten

Die Entwicklungen in Kärnten stehen stellvertretend für den gesamten Alpenraum. In mehreren Gebirgsgruppen mussten Gletscher bereits aus dem Messprogramm gestrichen werden, weil kaum noch Eis vorhanden ist. In der Silvrettagruppe hat sich die Zahl der vermessenen Gletscher in den letzten Jahrzehnten halbiert, im Umfeld der Pasterze droht weiteren Flächen das gleiche Schicksal.

Trotz widriger Bedingungen waren auch heuer über 50 Ehrenamtliche im Einsatz – ein Engagement, das zeigt, wie wichtig der Alpenverein diese Arbeit nimmt. Gleichzeitig wächst die Forderung nach einem ausnahmslosen Gletscherschutz, der nicht nur die Eisflächen selbst, sondern auch die hochsensiblen Gletschervorfelder umfasst. Wie lange viele dieser Gletscher noch messbar bleiben, zeigt sich in den nächsten Jahren.


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