Oftering. Keine Nostalgie, sondern einen praktischen, naturverbundenen und für das Landschaftsbild wohltuenden Trend sehen Eva und Wolfgang Ehmeier vom Hödlgut in Oftering im Einsatz von Arbeitspferden. Dieses alte Wissen weiterzugeben, haben sie sich zur Aufgabe gemacht. Die Seminare, die über das Ländliche Fortbildungsinstitut angeboten werden, sind meist ausgebucht.
Stämmige, kräftige, große Noriker-Pferde, ungehörnte Kühe und zwei augenscheinlich glückliche, sich im Schlamm suhlende Schweine prägen das Bild beim Besuch auf dem Hödlgut. Die „Bauernstube“ ist aus dem eigenen Holz gezimmert, der Dünger kommt von den eigenen Tieren, der Kaffee ist ein Demeter-Kaffee, also aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft. Demeter-Bauern verpflichten sich zu strengeren und wesentlich umfassenderen Standards als die normalen Bioverbände. „Wir wollen der Natur mehr zurückgeben, als wir nehmen. Bei uns ist alles ein Kreislauf“, erklärt Eva Ehmeier die Philosophie. Wertschätzung Gerade der Einsatz von Arbeitspferden auf bäuerlichen Höfen wird oft als nostalgisch belächelt. Warum sich das Paar dafür entschieden hat, hat mehrere Gründe: Etwa die Vermeidung von fossilen Brennstoffen oder die Verhinderung von Bodenverdichtung, aber „das Entscheidende ist, dass du durch diese Arbeitsweise einen ganz anderen Bezug zu dem hat, was du machst. Ich hab mitbekommen, wie sehr sich das Tier beim Ziehen der Zugmaschine geplagt hat. Ich hab selber Blut und Wasser geschwitzt, statt in der klimatisierten Traktorkabine zu sitzen. Wenn Lebensmittel so hergestellt und geerntet werden, bei uns etwa die Kartoffeln, dann hat man eine ganz andere Wertschätzung dafür“, erklärt Wolfgang. Um das auch den Konsumenten – zumindest ansatzweise – zu vermitteln, haben sie das Label Prädikat:Pferdvoll entworfen (siehe Infokasten). Was Eva an dieser Arbeitsweise besonders gefällt: „Man merkt, wie sehr die Tiere bei der Arbeit in ihrem Element sind. Diese harte Arbeit entspricht dem Wesen der Noriker.“ Noriker von weit her werden auf den Hof nach Oftering gebracht, um dort zu Arbeitspferden ausgebildet zu werden. Pferdestärke für Prinz Charles Egal ob Pflügen, Mähen, Schwaden, Forstarbeit oder Miststreuen, Arbeitspferde können vielseitig eingesetzt werden. Vor sechs Jahren haben Eva und Wolfgang den Arbeitspferdeverein ÖIPK (Österreichische Interessensgemeinschaft Pferdekraft) gegründet, der inzwischen 120 Mitglieder hat; die internationale Szene ist beachtlich. In Deutschland etwa gibt es Gegenden, wo Kommunalfahrzeuge wie Müllabfuhr oder Landschaftsgärtner mit Pferd und Wagen unterwegs sind. „Ein Megaboom ist der Weinbau mit Pferden“, weiß Eva. Und Wolfgang hat auch schon viel im Ausland gearbeitet. „Wir haben im Garten von Prince Charles Rasen gelegt, mit Pferdekraft. Charles ist ein großer Verfechter vom Arbeitspferdeeinsatz.“ Aber im Grunde sind die selbst ernannten Landwirte (sie haben den Hof 2001 gekauft) doch am liebsten daheim. Wo die zwei Hängebauchschweine inzwischen mit dem Umgraben des Gemüsegartens fertig sind, die Kühe gutmütig widerkäuend durch die Glaswand in die neuen Räumlichkeiten der Kramerei blicken und alles seinen natürlichen Lauf nimmt. Da sind nicht nur die Tiere, sondern auch Eva und Wolfgang Ehmeier in ihrem Element. Hofkramerei Die Hofkramerei öffnet am 10. April ihre Pforten. Die Produkte kommen zu 90 Prozent von Bauern aus der Region und sind Bio, bevorzugt Demeter (Biologisch dynamisch)Produkte, die mit dem Label Prädikat:Pferdvoll gekennzeichnet sind, kommen von einem landw. Betrieb, der Pferdekraft im bäuerlichen Alltag einsetzt. www.hofkramerei.at
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden