
OÖ. Zwischen 24. Dezember und 6. Jänner sind zwölf Raunächte. Laut Mythologie sind diese eine Zeit für Geisteraustreibung, Beschwörungen, den Kontakt mit Tieren, mystischen Wesen und Wahrsagerei. Dass Geschichten dazu nicht immer düster sein müssen, beweist die Linzer Autorin Nina Stögmüller mit ihrem Buch „Raunächte erzählen“.
„Die wörtliche Herkunft der Raunacht geht wohl auf die Bedeutung des mittelhochdeutschen Wortes “rüch„ für “haarig„ zurück. Das lässt auf die Tierfelle schließen, die in dieser Zeit bei Umzügen zur Vertreibung von bösen Geistern verwendet wurden und die uns von den Perchten bekannt sind“, ist im Sachbuchteil von „Raunächte erzählen“ zu lesen. Dieser gibt einen Einblick in die Entstehung, in Brauchtum einschließlich Räuchern und Raunachtsgestalten wie Perchten. „Die Perchten sind alles andere als böse. Das sind Fruchtbarkeitsgestalten. Das Dämonisieren kam von den Menschen selbst. Ich möchte keine Angst machen“, führt Stögmüller aus. Sie habe sich in ihrem Buch mehr auf das Licht konzentriert.
Märchenhaftes in den Raunächten
Wie sie auf die Idee, ein Werk über Raunächte zu verfassen, gekommen ist? Zu dem Zeitpunkt habe sie Unterricht in Sprechtechniken gehabt und von ihrer Lehrerin die Anregung erhalten, etwas über Raunächte zu schreiben. Die Begründung: Die zwölf Nächte hätten etwas Märchenhaftes und damit etwas, wofür Stögmüller bereits bekannt war. Die Autorin beschäftigte sich daraufhin näher mit dem Thema und fand im Anton Pustet Verlag Unterstützung. Damals war zudem nicht viel Literatur zu den Raunächten auf dem Markt.
Zusätzlich zum Sachbuchteil sind in „Raunächte erzählen“ auch Märchen enthalten, die alle ein Happy End haben. Das bedeute jedoch nicht, dass keine ernsten Themen Eingang gefunden haben, erzählt Stögmüller. So habe sie etwa eine Trostgeschichte für Trauernde geschrieben, da auch der Tod zum Leben gehöre. Für die Schriftstellerin sind die Raunächte eine „heilige Zeit, in der vieles möglich ist“. Viele Menschen haben rund um Weihnachten und Neujahr frei, wodurch Zeit bleiben könne, das alte Jahr abzuschließen. Diesmal kommt hinzu, dass bestimmte Dinge nicht möglich sind. Da könne Lesen eine gute Ablenkung sein.
„Reiseanleitung, wie Raunächte erlebt werden können“
Nachdem Stögmüller in „Raunächte erzählen“ schrieb, dass ein Tagebuch zu den Raunächten geführt werden kann, schlugen ihr Leser vor, diese Idee umzusetzen. Vier Jahre später erschien mit „Mein Raunächtetagebuch“ ein kreatives Begleitbuch, in dem direkt Tagebuch geführt werden kann. Weitere Inhalte sind Platz für den Jahresrückblick, den Jahresausblick, Traumdeutung und Orakel. Man könne das Buch als Reiseanleitung, wie Raunächte erlebt werden können, aber auch als jährliches Ritual und etwas Gutes für sich sehen, meint die Autorin.
Stögmüller selbst hat bereits als Kind Tagebuch geschrieben. Anfangs waren es Stichworte, später ausformulierte Erlebnisse. Auf diese Weise habe sie das Schreiben trainiert, was ihr auch immer Spaß gemacht hat, schildert sie.
Ausübung kaum eingeschränkt
Welche Bedeutung Raunächte heute haben? „Wer den Zugang hat, für den öffnen sie sich. Wer keinen Zugang hat, der wird sie wahrscheinlich gar nicht bemerken“, hält Stögmüller fest, die betont, dass sich Raunächte nicht aufdrängen. Auch die praktische Ausübung ist nur bedingt eingeschränkt. Man könne sich trotz der Pandemie mit den jeweiligen Themen beschäftigen oder räuchern. Nicht möglich sind hingegen ihre Raunachtslesungen, die immer ein interessanter Austausch waren. Da müssten wir durchhalten, meint sie abschließend. Veranstaltungen kommen wieder.