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Forstwirtin Stöhr: „Manchmal ist das Gegenüber überrascht, auf eine Frau zu treffen“

Tips Logo Wurzer Katharina, 12.03.2021 12:03

Kremsmünster/OÖ. Unter dem Titel „Wald in Frauenhänden“ veranstalten die österreichischen Forstfrauen von 12. bis 13. April erstmals eine (Online-)Konferenz. Diese soll wie berichtet den Austausch und die Vernetzung von Frauen in der Forstbranche fördern. Eine von ihnen ist Forstwirtin Birgit Stöhr vom Stiftsforstamt Kremsmünster. Tips hat mit ihr über ihren Alltag und Frauen in der Branche gesprochen.

Forstwirtin Birgit Stöhr hat mit Tips über ihre Arbeit beim Stiftsforstamt Kremsmünster gesprochen. (Foto: privat)

Tips: Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Birgit Stöhr: Da gibt es gar keinen speziellen Grund dafür. Ich bin auf dem Land in Niederösterreich aufgewachsen. Die Natur hat mich von klein auf fasziniert. Darum entschied ich mich in die Höhere Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft zu gehen. Danach war es dann naheliegend, Forstwirtschaft zu studieren.

Tips: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?

Stöhr: Als Forstwirtin betreue ich neben dem Wald auch die Jagd- und Fischereiagenden des Stiftes Kremsmünster. Vormittags bin ich im Büro, anschließend geht es nach draußen in die Forstreviere. Die sind ja sehr verstreut von Allhaming bis Micheldorf und Grünau. Das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig und reicht von Organisation und Planung der forstlichen Agenden, Behördenkontakten bis zu Grenzangelegenheiten, Forststraßenbau und Sanierungen und so weiter. Momentan ist die Digitalisierung im Forstbetrieb mein Projekt.

Tips: Wovon handelt dieses Projekt?

Stöhr: Dabei geht es im ersten Schritt um die Digitalisierung der Waldflächen. Im nächsten Schritt werden alle Nutzungen, aber auch beispielsweise die Jagdgrenzen , die natürlich abweichend zur Waldeigenfläche sein können, bearbeitet werden. Wenn der Frächter mit elektronischem Lieferschein ins jeweilige Sägewerk fährt, bekommen wir die Daten direkt in unser System. Auf der Webseite des Stifts findet sich ein Artikel dazu, der weitere Informationen gibt.

„Mein Beruf wird akzeptiert und durchaus sehr positiv aufgenommen“

Tips: Welche Reaktionen bekommen Sie, wenn Sie jemandem von Ihrem Beruf erzählen?

Stöhr: Oft sind Leute ganz verwundert darüber, dass es auch Frauen gibt, die in der Forstwirtschaft tätig sind. Dann erkläre ich auch, was meine Aufgaben in diesem Bereich sind. Es wird akzeptiert und durchaus sehr positiv aufgenommen.

Tips: Haben Sie den Eindruck, dass Sie als Frau in der Branche mit mehr Herausforderungen als Ihre männlichen Kollegen zu kämpfen haben?

Stöhr: Grundsätzlich nicht, vielleicht ein bisschen mehr. Manchmal ist das Gegenüber überrascht, auf eine Frau zu treffen. Grundsätzlich sind die Herausforderungen glaube ich aber nicht anders als bei Männern. Momentan ist es sowieso für alle schwierig in der Forstbranche.

Tips: Hat das mit der Pandemie zu tun oder ist das unabhängig davon?

Stöhr: Es sind eher die Schadereignisse der letzten Jahre und dass viel Schadholz von Deutschland und Tschechien nach Österreich kommt. Das senkt den Holzpreis hierzulande. Auch der Klimawandel beeinflusst die Forstbranche. Die Pandemie trägt bestimmt ebenfalls einen Teil zur Herausforderung bei, aber keinen großen. Das ist mein persönlicher Eindruck. Woanders sind Personen von Ersatzteilen abhängig, die gerade schwer zu bekommen sind.

Tips: Merken Sie Traditionelles in Ihrem Beruf und kann das manchmal zu Klischees führen?

Stöhr: Ja, wahrscheinlich schon. Forstwirtschaft hat eine lange Tradition in Österreich, ganz klar.

„Eine Schwierigkeit als Frau habe ich so nie verspürt“

Tips: Stehen Sie im Austausch mit Frauen in der Forstbranche?

Stöhr: Ja. So viele gibt es aber nicht. Eine Schwierigkeit als Frau habe ich so nie verspürt. Manche Studienkolleginnen sind wieder in andere Bereiche gewechselt, aus welchen Gründen auch immer.

Tips: Kennen Sie die Konferenz der österreichischen Forstfrauen?

Stöhr: Ja. Ich bin im Vorfeld darauf angesprochen worden. Die hätten eigentlich eine Exkursion zu unserem Betrieb geplant, aber das fällt leider alles flach. Es ist eine Online-Veranstaltung. Die Exkursionen sollen nächstes Jahr durchgeführt werden. Ich habe auch vor teilzunehmen.

„Für die Bevölkerung sind wir gleich mal Baummörder“

Tips: Was zeichnet die Forstbranche für Sie aus?

Stöhr: Wir sind vor allem damit konfrontiert, dass ein Baumleben nichts Kurzfristiges ist. Man muss in Generationen denken. Das ist glaube ich ein zentraler Unterschied zu anderen Wirtschaftsbereichen, weil immer alles kurzlebiger wird.

Tips: In welchen Bereichen der Branche sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Stöhr: Es wäre gut, wenn der durchschnittliche österreichische Bürger mehr Wissen über die Forstwirtschaft hätte. Sehr viele Leute, mit denen man spricht, können sehr wenig damit anfangen. Man hat bereits Schwierigkeiten, wenn man in einer Gemeinde eine Esche fällt. Forstwirte wissen, dass Eschen sterben und da vieles passieren kann, wenn sie zum Beispiel einfach umfallen. Die Bevölkerung hat aber kein Verständnis dafür. Da sind wir gleich mal die Baummörder. Es wird auch wenig bedacht, was alles mit Holz gemacht werden kann und dass das gegen die Klimakrise hilft. Ein Wald gehört genutzt und sollte nicht zum Urwald werden. Dieses Wissen ist bei Politikern leider auch nicht immer vorhanden.

 

 

Hier finden Sie nähere Informationen zur Konferenz „Wald in Frauenhänden“.

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