Radioaktive Eierschwammerl im Bereich der Stubwiesalm entdeckt
OÖ/SPITAL AM PYHRN. Experten der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 entdeckten im Bereich der Stubwiesalm in Spital am Pyhrn (Bezirk Kirchdorf) Eierschwammerl, die besorgniserregend hohe Werte des Radioisotops Cäsium-137 aufweisen. Dass die Schwammerl so stark radioaktiv sind, ist auf den Kernreaktorunfall von Tschernobyl vor 35 Jahren zurückzuführen.
Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat im Bereich der Stubwiesalm in Spital am Pyhrn (Bezirk Kirchdorf) Eierschwammerl mit hohen Werten des Radioisotops Cäsium-137 entdeckt. Der in den Eierschwammerln gemessene Wert liegt mehr als zwölfmal über dem in der EU und Österreich geltenden Grenzwert. Die Schwammerl von der Stubwiesalm weisen 7.563 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) auf. Der in der EU und Österreich geltende Grenzwert liegt bei 600 Bq/kg.
Cäsium-137 verursacht Genschäden und Krebs
Cäsium hat eine Halbwertszeit von 30,1 Jahren. Nach dieser Zeitspanne halbiert sich jeweils die Radioaktivität, sodass nach weiteren 30,1 Jahren noch immer ein Viertel der ursprünglichen Radioaktivität vorhanden ist. Nun, 35 Jahre nach dem Kernreaktorunfall von Tschernobyl und die radioaktive Verseuchung im Jahr 1986, ist Cäsium-137 in den betroffenen Gebieten zwar von der Bodenoberfläche in darunterliegende Schichten abgesunken, kann aber zum Beispiel von Pilzen aufgenommen und dort angereichert werden. Tiere, die diese Pilze fressen, können dadurch sehr stark belastet werden. Auch im menschlichen Organismus kann das radioaktive Cäsium Genschäden und Krebs verursachen, wenn es durch die Nahrung in den Körper gelangt.
Aktuelle Belastungs-Werte auf einer Landkarte
„Hoch belastete Pilze sollten natürlich gar nicht konsumiert werden. Die Cäsium-Landkarte des Umweltbundesamts mit den aktuellen Belastungs-Werten gibt einfache und klare Anhaltspunkte für die radioaktive Belastung, die wir mit unseren Stichproben bestätigt haben“, sagt Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000. Die Umweltschutzorganisation fordert jetzt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, die Menschen klar zu informieren, wo Pilze problemlos genossen werden können und wo man aus Vorsorgegründen lieber nicht in den Wald auf Schwammerlsuche gehen sollte.
Slowenisches Atomkraftwerk Krško: „unvergleichlich nähere Gefahr“
Zudem fordert GLOBAL 2000, das slowenische Atomkraftwerk Krško einer umfassenden Prüfung zu unterziehen. Immerhin sei der Reaktor bereits über 40 Jahre alt und auf Erdbebengebiet gebaut. Mit einer Entfernung von 71 Kilometer bis zu Österreichs Grenze (Tschernobyl ist über 1.000 Kilometer entfernt) stelle das slowenische Atomkraftwerk eine „unvergleichlich nähere Gefahr“ dar. „Der Krško-Betreiberkonzern wird in wenigen Tagen Dokumente zum angestrebten Weiterbetrieb des 40 Jahre alten Reaktors vorlegen – unsere slowenischen Partner berichten mir aktuell, dass das Erdbeben-Risiko nicht neu bewertet und die fortschreitende Alterung und der Verschleiß nicht untersucht werden soll“, sagt Uhrig und betont: „Wir fordern Bundeskanzler Sebastian Kurz und Ministerin Leonore Gewessler auf, sich an diesem kritischen Punkt der Umweltverträglichkeitsprüfung für eine umfassende Prüfung des AKW einzusetzen. Jetzt abschalten – damit wir nicht im nächsten Atomunfall aufwachen.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden