Studie Wirtschaftsforschungsinstitut: Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfung sinkt
OÖ. Wenn man um hundert Euro Lebensmittel kauft, erhält die österreichische Landwirtschaft nur vier Euro, das zeigt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO). OÖ Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger fordert, dass hochwertige Lebensmittel nicht unter ihrem Wert verkauft werden sollen.
Das volkswirtschaftliche Gewicht der Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren abgenommen: „Gemessen am Brutto-Inlandsprodukt der Volkswirtschaft sank der Anteil der Landwirtschaft um ein Zehntel, und zwar von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent“, erklärt Franz Sinabell vom Österreichischen Insitut für Wirtschaftsforschung. „In allen Gliedern der Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln und Getränken konnte in diesem Zeitraum die Wertschöpfung ausgeweitet werden: In der Lebensmittelverarbeitung um 34 Prozent zu, im Einzelhandel von Nahrungsmitteln und Getränken um 44 Prozent und in der Gastronomie um fast 50 Prozent. Der Zuwachs in der Landwirtschaft betrug lediglich 10 Prozent“, so erläutert Sinabell die sinkende Bedeutung der Landwirtschaft für die Wertschöpfung. „Diese Entwicklungen zeigen, dass in der Erzeugung von Agrargütern Zuwächse schwerer erzielbar sind“
Mehr als die Hälfte der Wertschöpfung im Ausland
Wenn in Österreich Agrargüter oder Nahrungsmittel im Wert von 100 Euro gekauft werden, wird in der österreichischen Volkswirtschaft eine Wertschöpfung von rund 46 Euro erzielt. Der Restbetrag teilt sich auf Steuern sowie Importe von Agrargütern oder auch Energie auf. In der Landwirtschaft verbleiben ungefähr zwölf Euro, bei Nahrungsmittel sind es lediglich vier Euro.
Sinabell ist trotzdem vom hohen Stellenwert der Landwirtschaft überzeugt: In der Landwirtschaft und der Verarbeitung seien hohe Produktivitätsfortschritte erzielt worden, die der Gesellschaft niedrige Ausgaben für lebensnotwendige Nahrungsmittel bescheren. „Das darf aber keinesfalls zu einem Wettrennen um noch geringere Lebensmittelpreise werden. Qualität und höchste Standards kann es nicht zu Dumping-Preisen geben“, betont Michaela Langer-Weninger.
Forderung: Qualitätspartnerschaften
In den vergangenen Monaten stiegen Futtermittelkosten und die Preise für Betriebsmittel wie Energie, Düngemittel oder Baustoffe. In der Landwirtschaft schlagen sich diese Preissteigerungen aber nicht in den Produktpreisen nieder. „Wir müssen verstärkt dahin kommen, dass für bäuerliche Produkte ein entsprechender Preis bezahlt wird. Hier fordern wir die Solidarität des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels, der Gastronomie und des Tourismus ein. Wenn dort verlässliche Qualitätspartnerschaften entstehen, dann können alle Seiten davon profitieren. Heimische Spitzenqualität mit unzähligen Mehrleistungen gibt es nicht zum Weltmarktpreis“, ist Langer-Weninger überzeugt.
Etablierung der Herkunftskennzeichnung
Langer-Weninger ist erfreut darüber, dass mittlerweile die öffentliche Beschaffung und immer mehr Unternehmen auf Regionale und Saisonale Produkte zurückgreifen. In Oberösterreich gibt es einige Kooperationen mit dem Land OÖ, dem Bundesheer, Seniorenheimen und Firmen. Gefordert wird zudem die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung der Primärzutaten (Milch, Fleisch, Eier) in der Gemeinschaftsverpflegung und verarbeiteten Lebensmitteln und darüber hinaus ein freiwilliges Herkunftskennzeichnungssystem in der Gastronomie. Langer-Weninger fordert, dass das bereits fertig ausgearbeitete Verordnungspaket zu diesen Forderungen nun zur Notifizierung nach Brüssel weitergeleitet wird.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden