Kuratorium für Verkehrssicherheit: 72 Prozent der Pkw in Tempo-30-Zonen zu schnell unterwegs
OÖ. Laut Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) sind 72 Prozent der Pkw in Tempo-30-Zonen im Ortsgebiet zu schnell unterwegs. Das KFV führt zur Datenerhebung jährlich Millionen von Geschwindigkeitsmessungen mittels Seitenradargeräten durch.
Zwar sei die Fahrdisziplin seit 1984 gestiegen, so das KFV in einer Aussendung, speziell in Tempo-30-Zonen gäbe es jedoch noch „etliches Verbesserungspotential“. Im Ortsgebiet sind 72 Prozent der freifahrenden Pkw in einer Tempo-30-Zone mehr als die erlaubten 30 km/h gefahren. Fast 1.500 Pkw von rund 1,5 Millionen gemessenen waren sogar mit mehr als 70 km/h unterwegs, die Spitzengeschwindigkeit in der 30er-Zone waren 159 km/h. Freifahrende Fahrzeuge sind solche, die nicht durch ein Vorderfahrzeug eingebremst werden – somit liegt die Wahl der Geschwindigkeit ganz bei ihnen.
Rund 23 Millionen Geschwindigkeitsmessungen an 230 Messstellen in ganz Österreich führte das KFV im Jahr 2022 durch, hauptsächlich im Ortsgebiet und auf Freilandstraßen.
Verkehrsdisziplin laut KFV-Messungen gestiegen
Zum Vergleich: Die Bundespolizei zeigte im Jahr 2022 in Österreich 6,12 Millionen Geschwindigkeitsüberschreitungen an, oder ahndete diese als Organstrafverfügung – ein neuer Rekord. Laut KFV könne das aber auch daran liegen, dass mehr kontrolliert wurde, die Messungen des KFV würden eine verbesserte Verkehrsdisziplin nahelegen: „Seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 1984 ist die Anzahl der freifahrenden Pkw, die die jeweiligen Tempolimits von 30 km/h, 50 km/h und 70 km/h überschreiten, zwar langsam, aber stetig gesunken“, so Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Tempoüberschreitung unter Hauptunfallursachen bei tödlichen Verkehrsunfällen
Dennoch komme man auch künftig nicht um strengere Kontrollen herum, die KVF-Messungen zeigen, das nach wie vor „zahlreiche Verkehrsrowdys“ auf Österreichs Straßen unterwegs seien. Mit fatalen Konsequenzen: Die Hauptunfallursache bei tödlichen Verkehrsunfällen war im Jahr 2021 eine „nichtangepasste Geschwindigkeit“, 2022 war es „Unachtsamkeit und Ablenkung“, dicht gefolgt von überhöhtem Tempo. Die meisten (rund 65 Prozent) der Verkehrsunfälle mit Toten oder Verletzten ereignete sich im Ortsgebiet, 30 Prozent auf Freilandstraßen und 5 Prozent auf der Autobahn.
KFV fordert Tempolimit 30 km/h im Ortsgebiet
Das KFV fordert daher eine Regelumkehr im Ortsgebiet zur Reduktion von Unfallrisiken. „Das bedeutet: 30 km/h als generelles Tempolimit im Ortsgebiet und nur, wenn es die Verkehrssicherheit zulässt, kann die zulässige Höchstgeschwindigkeit von den zuständigen Behörden auf 50 km/h erhöht werden“, so Robatsch. Eine weitere Forderung ist die Aufnahme von Tempoüberschreitungen in das Vormerksystem. Auch fordert das KFV, dass das Tempolimit für den Führerscheinentzug gesenkt wird – derzeit wird der Führerschein entzogen, wenn man im Ortsgebiet um 40 km/h zu schnell fährt.
Darüber hinaus kritisiert das KFV, dass der Flüssigkeit des Verkehrs auf Kosten der Sicherheit Priorität eingeräumt werde. „Das ist auch der Grund dafür, warum zum Beispiel zahlreiche Ampeln für Personen am Schutzweg und für die in den Schutzweg abbiegenden Fahrzeuge immer noch zeitgleich auf Grün geschaltet werden.“, so der Verkehrssicherheitsexperte Robatsch. Das sei das falsche Signal, Sicherheit müsse absoluten Vorrang haben.
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