Grüne OÖ zu Kinderbetreuung im Sommer: „Sozialpolitisch ungerecht und strukturpolitisch rückständig.“
LINZ. (Update) Die Urlaubstage rund um die Betreuungspflichten von Kindern zu organisieren, stellt für viele Elternteile eine Herausforderungen dar, insbesondere während der Sommerzeit. In Oberösterreich fehle es nach wie vor an einer flächendeckend verlässlichen Sommerbetreuung, wirft Severin Mayr, Klubobmann der Grünen in Oberösterreich, vor. Update: Bildungs-Landesrätin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) lässt die Kritik so nicht gelten.
„Berufstätige Eltern sind täglich gefordert, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen“, erklärte LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP) bereits im Sommer 2020.
Die Grünen kritisieren nun die aktuellen Zustände in Sachen Kinderbetreuung während der Sommermonate. Christine Haberlander verweise regelmäßig auf die Gemeinden. Doch genau hier liege das Problem. Die Kinderbetreuung hänge folglich vom Gemeindebudget ab, Chancengleichheit werde zur Lotterie. Deshalb brauche es landesweite Mindeststandards und eine gesicherte Finanzierung, so Severin Mayr, Klubobmann der Grünen OÖ.
Aktuelle Datenlage
Laut der von den Grünen angeführten Kindertagesheimstatistik 2024/25 liegt Oberösterreich im Bundesländervergleich bei Sommerschließzeiten in Krabbelstuben mit einem Negativrekord von 17 Tagen an der Spitze. Als Ausgleich angebotene Saisonangebote wie Sommerkindergärten und -horte oder Betriebskooperationen würden weniger als fünf Prozent aller Kinder in Oberösterreich erreichen.
Ein Grund dafür sei unter anderem, dass die Bereitstellung von Betreuungsplätzen vom Budget der jeweiligen Gemeinde abhänge. „Auch wenn zahlreiche Gemeinden versuchen, ihr Bestes zu geben, bleibt die Versorgung im Großteil des Landes vom Wohnort und Gemeindebudget abhängig. Das ist sozialpolitisch ungerecht und strukturpolitisch rückständig. Vor allem aber lässt es die betroffenen Eltern im Stich“, kritisiert Severin Mayr (Grüne).
Folgen der Betreuungslücken
Vor diesem Hintergrund stoßen Aussagen von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), der kürzlich „Teilzeit unattraktiver machen“ wollte, bei den Grünen auf Unverständnis.
„Besonders absurd wird die Situation, wenn gleichzeitig Minister Hattmannsdorfer die hohe Teilzeitquote in Österreich beklagt und ´Teilzeit unattraktiver machen` will“, so Mayr. Diese Aussagen würden ein fundamentales Unverständnis der ÖVP für die Lebensrealität tausender Familien widerspiegeln. „Wie soll Vollzeitarbeit funktionieren, wenn im Sommer Horte, Kindergärten und Krabbelstuben in der Regel mehr als drei Wochen geschlossen haben?“, kritisiert Mayr.
In Oberösterreich arbeiten demnach über 70 Prozent der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren in Teilzeit. Hauptgrund sei laut der von den Grünen zitierten Statistik die fehlende verlässliche Kinderbetreuung.
Fehler im System
Auch die NEOS kritisieren den aktuellen Zustand. „Eltern sind mit insgesamt 14 Wochen Schulferien konfrontiert – ohne Zwickeltage gerechnet“, so Julia Bammer, Landtagsabgeordnete der NEOS. Die betreuungsfreie Zeit in den Sommerferien belaste Familien und Betriebe gleichermaßen. Das schade wiederum der Wirtschaft und dem Industriestandort Oberösterreich. Die Debatte müsse endlich konstruktiv geführt und die Situation gesamtheitlich betrachtet werden, damit Kinder von mehr Struktur und durchgängiger Förderung profitieren könnten, betont Bammer.
Update: Haberlander verweist auf falsche Zahlen
Wie das Büro von LH-Stellvertreterin, Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) angesichts der Kritik unter anderem mitteilt, seien die Zahlen der Statistik Austria, auf die sich die Grünen beziehen, aus dem Kindergartenjahr 2023/24 und nicht aus 2024/25. „Überdies sind die Zahlen falsch wiedergegeben – es handelt sich laut Statistik Austria nicht um 17 Schließtage in Krabbelstuben in den Sommerferien, sondern lediglich um 13,6. In Kindergärten Oberösterreich sind es sogar nur 11,6 Tage.“
Zudem zeigen die Zahlen vom Kindergartenjahr 2024/25: „Die offenen Wochen (Krippen und Kindergärten) betragen durchschnittlich 48,3 Wochen pro Jahr. Die geschlossenen Tage belaufen sich im ganzen Jahr auf lediglich 20. In Relation zum Mindestanspruch (fünf Wochen – bei Fünftagewoche also 25 Tage) ergibt sich daraus sehr wohl eine Vereinbarkeit mit einer Vollzeittätigkeit.“
Für Haberlander wichtig: „Auch Kinder und vor allem die Kleinsten, haben ein Recht auf Urlaub vom Alltag in der Einrichtung und darauf bei den Eltern zu sein. Deshalb haben wir gesetzlich klar festgelegt, dass Kinder mindestens fünf Wochen pro Jahr zu Hause sein müssen. Das entspricht auch dem Urlaubsanspruch unselbständiger Erwerbstätiger.“
Es wird darauf verwiesen, dass sich Ferien und Öffnungszeiten grundsätzlich nach dem tatsächlichen Bedarf der Eltern richten würden. „Das Oö. Kinderbildungs- und -betreuungs-Gesetz (KBBG) sieht über die Pflicht, mindestens 47 Wochen im Jahr geöffnet zu halten, hinaus vor, dass die Ferienzeiten nach den 'örtlichen Bedürfnissen', was gleichbedeutend mit dem Bedarf der Elternschaft ist, festzulegen sind.“ Lediglich vereinzelte Elternbeschwerden würden zu diesem Thema einlangen.
48,3 Wochen geöffnet, durchschnittlich 20 Schließtage
Haberlander: „Unser Ziel ist und bleibt klar vorgegeben: Wir wollen Oberösterreich zum Kinderland Nr. 1 machen. Auch die diesjährigen Zahlen zur Kinderbildung und Kinderbetreuung bestätigen, dass die gesetzten Maßnahmen wirken. Es wurde mehr Angebot und mehr Qualität geschaffen, bei gleichzeitiger Wahlfreiheit für die Eltern. Die ganz aktuellen Zahlen, die auch im kommenden Bundes-Monitoringbericht der Statistik-Austria Verwendung finden werden, zeigen klar, dass die durchschnittlichen Öffnungszeiten von Oberösterreichs Krabbelstuben und Kindergärten 48,3 Wochen im Jahr betragen und es im Jahr lediglich durchschnittlich 20 Schließtage gibt. Dies ermöglicht eine gute Vereinbarkeit mit einer Vollzeittätigkeit und respektiert das Recht jedes Kindes, vor allem der Kleinsten, auf ausreichend Urlaub vom Alltag in der Einrichtung und darauf bei den Eltern zu sein.“
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