Onlinekonferenz: Gewalt an Frauen ist präsenter denn je
OÖ. Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die Anliegen der Frauen aus, zu welchen Hilfe gesucht wird. So nahmen vor allem Anfragen zu Trennungen und Scheidungen in der zweiten Jahreshälfte 2020 zu. Das sind Ergebnisse des Onlinetreffens von Frauen-Landesrätin Christine Haberlander und Frauenministerin Susanne Raab mit Geschäftsführerinnen aller oberösterreichischen Frauenberatungsstellen.
Speziell in der Corona-Pandemie brauche es Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten für Frauen in Oberösterreich, sind sich Frauen-Landesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander und Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP) einig. Sie trafen sich online mit Geschäftsführerinnen aller oberösterreichischen Frauenberatungsstellen und Frauenvereine. „Unser Dank gilt den zahlreichen Mitarbeiterinnen der Frauenvereine und -beratungsstellen, die tagtäglich tolle Arbeit leisten und sich für die Anliegen der Frauen in Oberösterreich sehr engagiert einsetzen, insbesondere in der herausfordernden Zeit von Corona“, sagen die beiden Politikerinnen. Eine krisenhafte Lebenssituation erfordere oftmals Veränderungen und Anpassungen in verschiedenen Lebensbereichen. Hier würden Frauenvereine und Beratungsstellen kostenlos anonyme und vor allem kompetente Beratung und Hilfestellung für Frauen und Mädchen leisten. Vor kurzem startete die „Online Frauenberatung Oberösterreich“, die helfen soll, wenn es zu Hause keine Möglichkeit gibt, am Telefon offen mit jemandem über Ängste und Probleme zu sprechen.
Von Angst um den Arbeitsplatz bis zu Einsamkeitsbewältigung
In der Corona-Pandemie suchen Frauen vor allem bei Angst um den Arbeitsplatz, bei Kurzarbeit, zur Vermeidung von Armutsgefährdung und zu Stressmanagement bei andauernder Mehrfachbelastung Hilfe. Weitere häufige Anliegen sind der Umgang mit familiären Konflikten, Existenzängste, Einsamkeitsbewältigung sowie das Vermeiden von Konflikten in der Erziehung. Anfragen zu Trennung und Scheidung wurden vor allem in der zweiten Jahreshälfte mehr. Hier fiel auf, dass vermehrt Gewalt, Alkoholmissbrauch und psychische Erkrankungen des Partners Auslöser für den Trennungswunsch waren.
Häusliche Gewalt: „Bei Gefahr an Polizei oder Beratungsstellen wenden“
Präsenter wurde auch Gewalt gegen Frauen. Laut Gewaltschutzzentrum OÖ ist jedoch nicht davon auszugehen, dass Gewalt in der Gesellschaft insgesamt steigt. Es würden mehr Fälle gemeldet werde, da Gewalt weniger als Privatsache abgetan werde. Betroffene gehen vermehrt nach außen, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Mit Sorge beobachtet wird hingegen, dass das Ausmaß der Gewalt zunimmt. „Jeder Fall von häuslicher Gewalt ist einer zu viel. Fest steht: Wir stellen sicher, dass von Gewalt bedrohte Frauen ausreichend Beratungsstellen vorfinden und jede Frau einen Zufluchtsort hat. Wir appellieren auch an alle Betroffenen, sich bei Gefahr an die Polizei oder Beratungsstellen zu wenden“, betonen Raab und Haberlander. In Oberösterreich sind das unter anderem das Gewaltschutzzentrum OÖ, fünf Frauenhäuser (Linz, Wels, Ried im Innkreis, Steyr, Vöcklabruck), sechs Übergangswohnungen, 22 Frauenvereine und Beratungsstellen. Am Kepler Universitätsklinikum gibt es eine Opferschutzgruppe, das Gewaltopfer-Betreuungsteam (GOBT). Eine anerkannte Opferschutzeinrichtung ist auch das Autonome Frauenzentrum in Linz, das Gewaltbetroffenen Informationen, Beratungen sowie Prozessbegleitungen in einem möglichen Strafprozess anbietet. Eine Möglichkeit bei akuter Gefahr ist darüber hinaus die Frauennotrufnummer 0800/222555, die rund um die Uhr und an allen Tagen im Jahr besetzt ist. Laut einer Umfrage kennt aber nur ein Fünftel aller Frauen den Frauennotruf OÖ.
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