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"Ich konnte meine Kinder aufwachsen sehen": 30 Jahre Stammzelltransplantation am Ordensklinikum Linz

Tips Logo Karin Seyringer, 27.06.2022 20:12

LINZ/ALTENBERG. Vor 30 Jahren wurde am Ordensklinikum Linz Elisabethinen die erste Stammzelltransplantation durchgeführt. Patient der ersten Stunde war 1992 der Mühlviertler Franz Altreiter. Der damals 34-Jährige bekam die erschütternde Diagnose ALL –  Akute Lymphatische Leukämie. Er konnte seine Kinder aufwachsen sehen, weil ihm am Ordensklinikum Linz Elisabethinen geholfen werden konnte.

Primar Andreas Petzer, Oberärztin Veronika Buxhofer-Ausch, Transplantpatient Franz Altreiter, Ärztlicher Direktor Michael Girschikofsky und Oberarzt Johannes Clausen (v. l.) (Foto: Ordensklinikum Linz)
photo_library Primar Andreas Petzer, Oberärztin Veronika Buxhofer-Ausch, Transplantpatient Franz Altreiter, Ärztlicher Direktor Michael Girschikofsky und Oberarzt Johannes Clausen (v. l.) (Foto: Ordensklinikum Linz)

Der Altenberger Franz Altreiter war erst der zweite Patient, der im Ordensklinikum Linz Elisabethinen mit der Stammzelltransplantation behandelt wurde. Das war 1992. „Bei der Hochzeit seines Bruders“, erzählt der Landwirt aus Altenberg, „ist viel fotografiert worden – da ist einigen aufgefallen, dass ich einen dicken Hals habe.“

Er sei daraufhin zum Hausarzt und dann ging alles sehr schnell. Es folgte die erschütternde Diagnose „Akute Lymphatische Leukämie“ – eine sehr aggressive Blutkrebsart. Die Behandlungen waren anstrengend, er musste kämpfen. „Zur Leukämie hatte ich auch noch Probleme mit dem Herz“, so Altreiter. Durch die große Hilfe von Familie und Nachbarn konnte die Arbeit am Hof erledigt werden, während er sich der fordernden Behandlung unterzog.

„30 Jahre später sitzt er hier, hat seine Kinder aufwachsen sehen und hatte keinen Rückfall“, freut sich der Ärztliche Direktor Standort Elisabethinen, Michael Girschikofsky.

Führendes Haus in Österreich

Früher unheilbar, mittlerweile gute Chancen: Seit den Anfängen 1992 hat sich das Ordensklinikum zu den führenden und einem der größten Stammzelltransplantationszentren Österreichs entwickelt. In den letzten 30 Jahren wurden hier 1.944 Stammzelltransplantationen bei 1.583 Patienten durchgeführt, erläutert Primar Andreas Petzer, Vorstand der Abteilungen Interne I für Hämatologie mit Stammzelltransplantation, Hämostaseologie und Medizinische Onkologie am Ordensklinikum Linz.

Covid bei dieser Behandlung in Linz keine Auswirkungen

Zwar hat die Covid-Pandemie europaweit Auswirkungen auf die Zahl der Zelltransplantationen, um acht Prozent waren es etwa europaweit im Jahr 2020 weniger, Linz konnte die Anzahl aber sogar steigern. 2020 waren es 130 Patienten, 2021 124. „Als großes Zentrum verfügen wir über die nötigen Ressourcen und haben Improvisationsmöglichkeiten“ begründet Girschikofsky.

Das Ordensklinikum Linz hat für diese Art der Behandlung auch das westliche Niederösterreichs und Salzburg als Einzugsgebiet.

Unterschiedliche Transplantationen

Denken viele bei Stammzelltransplantationen an Knochenmarktransplantationen, stimmt dies nur zum Teil. Bei der Mehrzahl handelt es sich um periphere Stammzellen, die über das Blut gewonnen werden. Auch die Gewinnung über Nabelschnurblut ist möglich.

Die Mediziner unterscheiden auch zwischen der Art der Spende. Bei der autologen Stammzelltransplantation sind Spender und Empfänger eine Person, bei der allogenen spenden Familienmitglieder oder Fremdspender.  

In den vergangenen Jahren hat auch die Behandlung von Krebspatienten durch die CAR-T-Zelltherapie einen großen Entwicklungssprung nach vorne gemacht. Bei diesem neuen Verfahren werden den Patienten zunächst Immunzellen entnommen und diese anschließend im Reagenzglas gentechnisch so verändert. 

„Stammzelltransplantationen oder eine CAR-T-Zelltherapie kommen grundsätzlich für Patienten infrage, deren bösartige Bluterkrankungen durch eine medikamentöse Therapie oder Bestrahlung langfristig eine geringe oder keine Heilungschance haben“, so Oberarzt Johannes Clausen.

Welche Art der Behandlung dabei angewendet wird, entscheiden die behandelnden Ärzte. „Die Eigenschaften sind unterschiedlich, die Entscheidung liegt bei der Transplant-Koordination, weil für den einen Patienten die einen Stammzellen günstiger sind als die anderen“, erläutert auch Oberärztin Veronika Buxhofer-Ausch. 

Auch Entnahmezentrum für Spender

Das Ordensklinikum ist zudem Entnahmezentrum für Stammzellen-Spender. Die Stammzellen werden weltweit auch an andere Transplantzentren geliefert. Wenn für die Spende keine Geschwister, Eltern oder Kinder infrage kommen, wird nach passenden Fremdspendern gesucht. Wer helfen möchte: Eine Registrierung dafür ist via Spenderdatenbanken möglich, Voraussetzungen: zwischen 18 und 45 Jahre alt, körperliche Gesundheit. Anlaufstelle für die Registrierung ist in Oberösterreich die Blutzentrale des OÖ Roten Kreuzes.

Rund 25 Tage dauert im Fall des Falles die Suche nach einem Fremdspender übrigens, bei etwa zehn Prozent der Patienten kann kein passender Spender gefunden werden.


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