74 Prozent der Lehrkräfte für Handyverbot an Schulen
Ö. In einer österreichweiten Lehrkräftebefragung des Österreichischen Bundesverlags (öbv) in Kooperation mit der School of Education der Johannes Kepler Universität (JKU) geben 949 Lehrkräfte Auskunft zur Smartphone-Nutzung im Unterricht.
Diverse Bundesländer planen oder diskutieren ein generelles Handyverbot an Schulen. Eine österreichweite Befragung unter 949 Lehrkräften aller Schulformen im November/Dezember 2024, durchgeführt vom Österreichischen Bundesverlag (öbv) in Kooperation mit der School of Education der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), zeigt die Einstellung von Lehrkräften rund um Handynutzung im Schulalltag.
Smartphone-Verbot oder pädagogische Nutzung?
44 Prozent der befragten Lehrkräfte sprechen sich klar, weitere 30 Prozent „eher“ für ein Smartphone-Verbot an Schulen aus. Zehn Prozent lehnen ein Handyverbot klar, 16 Prozent „eher“ ab.
Der Wunsch nach einem Smartphone-Verbot ist in den Pflichtschulen (Volksschule, Mittelschule) stärker ausgeprägt als in weiterführenden Schulen. An Pflichtschulen gibt es auch häufiger bereits schuleigene Handyverbote oder -regeln.
Lehrkräfte, die den pädagogischen Nutzen digitaler Medien positiv bewerten, befürworten seltener ein generelles Smartphone-Verbot. Die technische Ausstattung der Lehrkräfte spielt nur eine geringe Rolle für ihre Haltung zu einem Verbot; Alter und Digitalaffinität haben keinen signifikanten Einfluss.
„Lehrkräfte berichten schon seit Längerem, dass Smartphones in der Schule Herausforderungen mit sich bringen können. Ablenkung, Cyber-Mobbing und problematische Inhalte in Klassengruppen auf Messenger-Diensten müssen ernst genommen werden. Allerdings spricht nicht grundsätzlich etwas gegen die Smartphone-Nutzung im Schulkontext, vor allem, wenn die Geräte in begrenztem Ausmaß gezielt für schulische Zwecke eingesetzt werden“, sagt Philipp Nussböck, öbv-Geschäftsführer.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Wunsch nach einem Smartphone-Verbot - neben dem Schultyp - vor allem von der Einstellung der Lehrkräfte zu digitalen Technologien geprägt ist: Lehrkräfte, die den Einsatz digitaler Medien als hilfreich für das Lernen der Schüler wahrnehmen, fordern deutlich seltener ein Smartphone-Verbot“, erklärt Christoph Helm, Leiter der Abteilung für Bildungsforschung an der Linz School of Education (JKU).
Smartphones werden teilweise für schulische Zwecke genutzt
14 Prozent der Lehrkräfte geben an, dass ihre Schüler oft Smartphones zum Lernen verwenden; weitere 27 Prozent antworteten „manchmal“ und 30 Prozent „selten“. 29 Prozent der Befragten konnten dies nicht beurteilen.
Wieder zeigt sich, dass die Ergebnisse stark vom Schultyp abhängen: Smartphones werden nach Angabe der Lehrkräfte an Allgemeinbildenden höheren Schulen, Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sowie Berufsschulen wesentlich häufiger zum Lernen verwendet als an Volksschulen und Mittelschulen. Auch hier spielt es eine große Rolle, ob Lehrkräfte einen pädagogischen Nutzen digitaler Medien sehen: sie berichten von einer signifikant stärkeren Smartphone-Nutzung ihrer Schüler für schulische Zwecke.
Zudem hängt die technische Ausstattung der Lehrkräfte offenbar positiv mit der Smartphone-Nutzung der Schüler zusammen: Lehrkräfte, die ein Tablet von der Schule gestellt bekommen, sowie Lehrkräfte, die selbst Smartphones für den Unterricht nutzen, berichten von einer stärkeren Handy-Nutzung ihrer Schüler für schulische Zwecke. Alter, Digitalaffinität und Erfahrung der Lehrkräfte mit digitalem Unterricht spielen hingegen keine signifikante Rolle.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden