Wechsel an der Spitze der Caritas OÖ: Franz Kehrer übergibt an Stefan Pimmingstorfer
OÖ/LINZ. Direktor Franz Kehrer verabschiedet sich nach 12,5 Jahren an der Spitze der Caritas OÖ im Sommer 2025 in den Ruhestand. Nachfolgen wird ihm wie berichtet Stefan Pimmingstorfer. Der 47-jährige Peuerbacher, aktuell im Vorstand der Caritas OÖ, übernimmt der Leitung der kirchlichen Hilfsorganisation mit 1. September.
Franz Kehrer führte die Caritas OÖ auch durch herausfordernde Jahre – in seine Amtszeit fielen das verheerende Hochwasser 2013, die große Fluchtbewegung ab 2015, die Corona-Pandemie sowie die humanitären und wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs.
Bischof Manfred Scheuer würdigte am Mittwoch das langjährige Wirken von Franz Kehrer als „kraftvoll und richtungsweisend“ – „ein leidenschaftlicher Netzwerker, der Brücken gebaut hat – zwischen Institutionen und vor allem zwischen Menschen. Stark hat ihn die Botschaft von Papst Franziskus geprägt: dass Caritas nicht nur Hilfe in konkreter Not leistet, sondern auch aktiv für soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung eintreten soll.“
Caritas-Zentren, Pflege, Kinderbetreuung: Schwerpunkt auf Regionalisierung
Die Caritas reagierte unter Kehrers Leitung nicht nur rasch auf akute Notlagen, sondern schuf auch langfristige Strukturen für wirksame Hilfe. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Regionalisierung: Mit der RegionalCaritas wurden Anlaufstellen in allen Landesteilen geschaffen, um die Hilfsangebote stärker direkt in die verschiedenen Regionen in Oberösterreich zu bringen. In mehreren Bezirken entstanden Caritas-Zentren, in denen unterschiedliche Angebote – von Sozialberatung über Pflege bis hin zu Unterstützung für Familien – unter einem Dach gebündelt sind. Auch die Kindergärten, Horte und Krabbelstuben sowie die Schulen für Sozialbetreuungsberufe wurden kontinuierlich weiterentwickelt.
Neben dem sozialen Auftrag rückte Franz Kehrer auch die ökologische Verantwortung der Caritas in den Fokus: Der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen ist in 65 von 82 Gebäuden bereits vollzogen. Rund 350.000 kWh Sonnenstrom werden jährlich durch eigene Photovoltaikanlagen erzeugt. Der Fuhrpark wurde um E-Autos und E-Bikes erweitert, klimafreundliche Mobilität wird aktiv gefördert.
Pflege als große Herausforderung
Im Sommer verabschiedet sich Kehrer nun in Pension, sein Nachfolger Stefan Pimmingstorfer werde die Aufgabe mit Weitblick und Engagement weiterführen, ist Bischof Scheuer überzeugt.
Mit dem Peuerbacher übernimmt ein fundierter Kenner der Caritas OÖ die Leitung. Er bringt langjährige Erfahrung aus der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen und aus der strategischen Führung als Vorstand mit.
Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre sei die Pflege und Betreuung, so der 47-Jährige. „Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel sowie die hohe Belastung pflegender Angehöriger setzen das System zunehmend unter Druck. Schon jetzt fehlen in den Caritas-Einrichtungen rund 140 Fachkräfte – und der Bedarf wird weiter steigen.“
Um die Versorgung langfristig abzusichern, fordert er ein umfassendes Zukunftspaket: verbesserte Personalschlüssel und Arbeitsbedingungen, innovative Ausbildungsmodelle und Investitionen in Digitalisierung.
Inklusion zentral
Auch die Inklusion bleibe ein zentrales Thema. Die Caritas OÖ schafft laufend neue Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen, darunter auch inklusive Beschäftigungsmodelle und Ausbildungsformate. In Zusammenarbeit mit dem Land OÖ entstehen bis 2027 rund 150 neue Wohnplätze im Bereich der psychosozialen Nachsorge „invita“. Neben stationären setzt die Caritas dabei ebenso auf mobile Unterstützung, um ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung zu ermöglichen.
Über die Caritas
Die Caritas OÖ zählt rund 3.300 hauptamtliche und über 1.100 freiwillige Mitarbeiter. An mehr als 300 Standorten begleitet sie jährlich rund 40.000 Menschen. Unter anderem gibt es Angebote für wohnungslose Menschen, Lerncafés, begleitete Wohnprojekte, Carla-Shops, Mobile Familiendienste, zahlreiche Kindergärten, Krabbelstuben und Horte, Mobile Pflegedienste und betreubare Wohnformen, das Mobile Hospiz und viele weitere Angebote. Auch internationale Hilfe wird geleistet.
Finanziert werden die Leistungen der Caritas OÖ (Zahlen 2024 mit Vorbehalt) zu 82,86 Prozent aus Zahlungen der öffentlichen Hand für erbrachte Leistungen in deren Auftrag bzw. in Kooperation, zu 8,56 Prozent durch die Leistungsempfänger selbst, 1,79 Prozent kamen aus der Diözesanfinanzkammer und 6,79 Prozent von Spendern in OÖ. Mehr als 90 Prozent aller Gesamtaktivitäten und Dienstleistungen erbringt die oberösterreichische Caritas für Menschen in Oberösterreich.
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