Equal Pension Day: Oberösterreich erneut auf vorletztem Platz
OÖ/LINZ. Jedes Jahr wird in Österreich der Equal Pension Day berechnet. Heuer fiel dieser in Oberösterreich auf den 19. Juli. Demnach haben Männer bereits so viel Pension bezogen, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten werden. Oberösterreich belegt damit erneut den vorletzten Platz im österreichweiten Vergleich – nur Vorarlberg liegt noch schlechter.
Auf eine hohe, aber erstmals unter 40 Prozent gefallene Lücke weist der Equal Pension Day hin, der heuer in Österreich auf Donnerstag, den 7. August, fällt, wie die OÖN berichten. Männer haben dann im Schnitt so viel Pension ausgezahlt bekommen, wie Frauen erst am Ende des Jahres, also 147 Tage später. Im Vorjahr fiel der Equal Pensio Day auf den 6. August, der Unterschied war mit 40,1 Prozent noch ein wenig größer. Dennoch sehen Experten einen großen Handlungsbedarf, um Frauen zukünftig vor Altersarmut zu bewahren.
Schlusslicht im EU-Vergleich
Mit der großen Diskrepanz zwischen Männer- und Frauen-Pensionen schneidet Österreich im internationalen Vergleich sehr schlecht ab. Innerhalb der EU weist Österreich laut Eurostat bei den über-65-Jährigen mit 35,6 Prozent die drittgrößte Pensionslücke auf. Nur die Niederlande und in Malta schneiden schlechter ab. Der EU-Durchschnitt liegt bei 24,7 Prozent, wie die OÖN berichten.
Auch innerhalb Österreichs existieren zum Teil große regionale Unterschiede. Am besten schneidet laut dem Städtebund Wien ab, wo der Equal Pension Day auf den 19. September fällt. Darauf folgen mit Abstand Kärnten (10. August) und Niederösterreich (6. August). Im Burgenland fällt der Tag auf den 5., in Salzburg auf den 4. und in der Steiermark auf den 1. August. Im Juli liegt der Equal Pension Day in Tirol (24.), in Oberösterreich (19.) und im Schlusslicht Vorarlberg (13.).
Knapp an der Armutsgrenze
Laut der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) erhalten Männer in Oberösterreich durchschnittlich 2.641 Euro Pension pro Monat, Frauen hingegen nur 1.450 Euro, also knapp über die Hälfte. Das entspricht einem jährlichen Unterschied von etwa 16.000 Euro und einer Gender Pension Gap von 45,1 Prozent.
Die Gründe dafür liegen laut der AK OÖ auf der Hand. Typische Berufslaufbahnen von Frauen seien geprägt durch lange Teilzeitphasen, niedrigere Einkommen und Erwerbsunterbrechungen bei Kindererziehung und Pflege – nicht zuletzt weil noch immer ein Großteil der unbezahlten Sorgearbeit auf Frauen entfalle. Sechs von zehn Frauen würden in Teilzeit arbeiten, was auch dem fehlenden Ausbau vollzeittauglicher Kinderbildungs- und Betreuungsangebote geschuldet sei.
„Es braucht dringend Maßnahmen, um echte Chancengerechtigkeit herzustellen. Dazu zählen ein faires Pensionssystem, das die Lebensrealitäten von Frauen berücksichtigt, sowie ein flächendeckender Ausbau von Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen“, so AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl.
Linzer Frauenbericht 2025
Der dritte Linzer Frauenbericht, der vom Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der JKU veröffentlicht wurde, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
In Linz verdienen Frauen im Durchschnitt 36,7 Prozent weniger als Männer – ein Einkommensgefälle, das sich seit dem ersten Bericht im Jahr 2011 um 13 Prozentpunkte vergrößert hat. Die Lücke zwischen Frauen‑ und Männerpensionen ist hier sogar die höchste unter Österreichs Landeshauptstädten. Besonders betroffen seien Alleinerziehende und pensionierte Frauen.
Für viele Linzerinnen seien finanzielle Unabhängigkeit und langfristige Absicherung deshalb kaum zu erreichen, was sich auch im Alter zeige: Die durchschnittliche Pension von Linzer Pensionistinnen liegt laut einer Lohnsteuerstatistik aus dem Jahr 2021 um 25,7 Prozent unter jener der Männer. Damit weist Linz die höchste Pensionslücke aller österreichischen Landeshauptstädte auf.
Der Bericht betont: Nur wenn unbezahlte Sorge- und Betreuungsarbeit deutlich gerechter zwischen den Geschlechtern verteilt wird, kann Linz eine echte Gleichstellung erreichen.
Care-Arbeit sozialrechtlich abrechnen
„Bleiben wir in unserem Land beim aktuellen Reformtempo, so wird der Gender Pension Gap erst in über 90 Jahren geschlossen. Das ist für uns Freiheitliche absolut inakzeptabel“, so die Zweite Präsidentin des Oö. Landtags Sabine Binder (FPÖ) in einer Presseaussendung. „In Oberösterreich war der Equal Pension Day bereits vor einigen Wochen, für das Industrie- und Wirtschaftsbundesland eine mehr als traurige Bilanz“, ergänzt Binder.
Die freiheitlichen Frauensprecherinnen erneuern daher ihre Forderung mit Nachdruck, wonach die Care-Arbeit, egal ob für Kindererziehung oder für Pflegearbeit, für die Absicherung im Alter berücksichtigt werden muss. „Obwohl viele Frauen während ihrer Arbeitsbiografie Kinder erziehen, Teilzeit arbeiten oder Angehörige pflegen, wird dies im Pensionssystem kaum berücksichtigt“, kritisiert Frauensprecherin des FPÖ-Parlamentsklubs, Rosa Ecker.
Statt eines fairen Ausgleichs würden Frauen oft nur mit Almosen abgespeist. Die Politik sei gefordert: „Löhne in Niedriglohnbereichen müssen steigen, der 'Beruf Mutter' muss mit anrechenbaren Pensionszeiten anerkannt und Teilzeitmütter gezielt unterstützt werden“, so Ecker und Binder.
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