OÖ Seniorenbund: "Wir müssen uns die Alten leisten"
OÖ. Im Vergleich zu früheren Generationen werden die Menschen immer älter. Damit einher fallen auch die Kosten, beispielsweise im Gesundheitsbereich, höher aus. Unter dem Titel „Können wir uns die Alten noch leisten?“ hielt der OÖ Seniorenbund am Dienstag, 10. November, einen Dialog mit anschließender Pressekonferenz
Während die durchschnittliche Lebenserwartung 1960 bei Frauen bei 73 Jahren und bei Männern bei 67 Jahren lag, liegt diese jetzt bei 84 beziehungsweise 80 Jahren, berichtet Werner Lenzelbauer. Er leitet die Abteilung Statistik des Landes Oberösterreich. In Österreich werden derzeit 13,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes für das Pensionssystem aufgewandt, was über dem europäischen Durchschnitt von 11 Prozent liegt.
„Ökonomische Überlegungen absolut unangebracht“
Kostenfaktoren stellen darüber hinaus Pflegedienstleistungen und das Gesundheitssystem dar. Gerade in ihren letzten Lebensjahren verursachen Menschen den Großteil ihrer gesamten Gesundheitskosten, meint der Landesobmann des OÖ Seniorenbundes Josef Pühringer. Dennoch hält er fest: „Die Pensionisten von heute können nichts dafür, dass sie mehr sind. Wenn man beginnt, menschliches Leben zu bewerten, dann wird es für unsere Gesellschaft extrem kritisch. Okönomische Überlegungen sind absolut unangebracht, da es um Würde und nicht um Kosten geht. Senioren sind nicht nur Kostenfaktoren, sie sind ein Mehrwert für unsere Gemeinschaft“. Damit nimmt Pühringer zum Beispiel darauf Bezug, dass zwei Drittel der pflegenden Angehörigen zwischen 60 und 75 Jahre alt sind. Darüber hinaus engagieren sich Senioren in der Betreuung von Kindern oder ehrenamtlich in Vereinen. „Deshalb kann die Antwort auf Frage unserer heutigen Pressekonferenz nur folgende sein: Wir müssen uns die Alten leisten, denn sie sind für unser Land ein großer Schatz“, betont Pühringer.
Pensionsalter angleichen
Wie den steigenden Kosten für das Pensionssystem oder das Gesundheitssystem begegnet werden soll? Laut OÖ Seniorenbund soll das tatsächliche Pensionsantrittsalter an das gesetzliche angeglichen werden. Momentan ist jeder zweite Österreicher zwischen 55 und 64 Jahren noch erwerbstätig. Im europäischen Vergleich ist das kein hoher Wert. So sind in Island beispielsweise 83,9 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe berufstätig. „Wir hätten weniger Probleme bei der Finanzierung des Pensionssystems, wenn wir länger arbeiten würden“, meint auch Walter Pöltner, Vorsitzender der Alterssicherungskommission. Damit das Pensionssystem weiterhin funktionieren könne, brauche es darüber hinaus unter anderem die Bereitschaft der erwerbstätigen Bevölkerung, die Leistungen der Pensionisten zu tragen, aber genauso die respektvolle Anerkennung, dass die Jungen ihre Verpflichtung auch wahrnehmen.
All diesen Herausforderungen würden auch Chancen gegenüber stehen, sagt Friedrich Schneider, ehemaliger Professor der Abteilung Wirtschaftspolitik an der Johannes Kepler Universität. Menschen über 60 Jahre hätten eine hohe Kaufkraft, gelten als gesundheitsbewusst und reisefreudig. Viele Senioren bilden sich zudem weiter.
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