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Jugendkandidaten fordern mehr Wertschätzung für Lehre und Mitbestimmung

Tips Logo Wurzer Katharina, 07.09.2021 22:37

LINZ/OÖ. Die Lehre soll wertgeschätzt und aufgewertet werden. Das könne etwa durch einen höheren Lohn, Maßnahmen gegen unbezahlte Überstunden oder Boni für Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, geschehen. Darin sind sich die Jugendkandidaten der Landtagsparteien trotz aller Unterschiede einig. Sie diskutierten auf Einladung der Gewerkschaftsjugend OÖ am Dienstag, 7. September, über jugendrelevante Themen.

von links: Anne-Sophie Bauer, Moderator Philip Pawluk (ÖGB OÖ), Stefanie Hofmann, Stella Wetzlmair und Josef Rehberger diskutierten in der Arbeiterkammer OÖ über jugendrelevante Themen. (Foto: Tips)

Zu Gast in der Arbeiterkammer Oberösterreich in Linz waren:

  • Stella Wetzlmair, ÖVP-Kandidatin für die Landtagswahl, (EU) parlamentarische Referentin
  • Stefanie Hofmann, FPÖ-Kandidatin, Ortsparteiobfrau Klaffer am Hochficht
  • Josef Rehberger, SPÖ-Kandidat, Gewerkschafter und
  • Anne-Sophie Bauer von den Grünen (Landessprecherin Grüne Jugend OÖ).

Sie diskutierten unter anderem über die Lehre sowie die Situation am Arbeitsmarkt für junge Menschen, über Pensionen, aber auch politische Mitbestimmung und psychische Gesundheit. Einig waren sie sich etwa darin, dass die Lehre eine gute Ausbildung sei und wertgeschätzt werden soll. Unterschiedlich sind die Zugänge, wie diese Wertschätzung zu erreichen ist. Während Rehberger über unbezahlte Überstunden und die missbräuchliche Verwendung von Lehrlingen als Hilfsarbeiter entrüstet ist, meint Wetzlmair, dass die Rahmenbedingungen für die Lehre stimmen würden. Derzeit kämen drei offene Lehrstellen auf einen Suchenden. Es brauche jedoch Boni für Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, keine Verpflichtung, wie sie Rehberger fordert. An dieser Stelle gibt ihr Hofmann Recht. Die Argumente von ihr und Wetzlmair sind, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht immer Ausbildner hätten oder geeignete Lehrlinge finden würden. Bauer sieht hier eine Herausforderungen in den Rahmenbedingungen. Sie habe neulich mit einem Mädchen gesprochen, das eine Lehrstelle als Konditorin nicht antreten konnte, weil zeitig in der Früh noch keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Betrieb fahren. Darüber hinaus sollte verstärkt auf das Wohlbefinden von Lehrlingen geachtet werden.

Jugendvertrauensräte sollen bestehen bleiben

In puncto Mitbestimmung sind alle vier Diskussionsteilnehmenden der Ansicht, dass Jugendvertrauensräte bestehen bleiben sollen. Diese können ab fünf Lehrlingen im Betrieb ausgebildet werden und sind ein Sprachrohr beziehungsweise Bindeglied zwischen Jugendlichen und Erwachsenen in der Firma. Als positiv erachten die Jugendkandidaten, dass Jugendvertrauensräte auf Augenhöhe mit den Lehrlingen sprechen könnten und somit ein geeigneter Ansprechpartner bei Schwierigkeiten in der Arbeit oder Zuhause seien.

Kostenlose Psychotherapie

Anlaufstellen für junge Menschen brauche es außerdem im Bereich psychische Gesundheit. Dass diese wichtig sei und etwas dafür getan werden müsse, wird übereinstimmend festgehalten. Als geeignete Maßnahmen sehen Bauer, Wetzlmair, Hofmann und Rehberger unter anderem betreute Jugendcafés, kostenlose Psychotherapie, insgesamt mehr Therapieplätze, Prävention, aber auch die Enttabuisierung und Vorbildwirkung. Hier ist zum Beispiel gemeint, dass Personen des öffentlichen Lebens offen über psychische Probleme sprechen.

Psychische Probleme gebe es jedoch nicht erst seit der Corona-Pandemie, hält Bauer fest. Die Zukunft sei, unter anderem aufgrund der Klimakrise und unsicherer Jobs, schon länger nicht mehr gewiss.

Ungewisse Zukunft

Dieser Aspekt beziehungsweise veränderte Bedingungen ziehen sich auch durch die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum. Die Fragen betreffen beispielsweise das Pensions-, und Gesundheitssystem, Abschiebungen von Jugendlichen in Ausbildungen, eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden sowie Digitalisierung. Zugleich wurde die Gelegenheit genutzt, persönliche Anliegen vorzutragen und Kritik anzubringen, etwa in Bezug auf die Wahlplakate der FPOÖ, das Abschieben von Asylwerbenden nach Afghanistan oder ein als zu wenig empfundener Einsatz für Jugendzentren.

Dass sich die Jugendkandidaten trotz ihrer gemeinsamen Ansichten nicht gänzlich von ihren jeweiligen Parteilinien entfernen, wurde zum einen durch die Wahl ihrer Themen wie Pflege und Kinderbetreuungseinrichtungen (SPÖ), Frauenpolitik und Klimaschutz (Grüne) sowie Bedingungen für Unternehmen und Spitzensport im Jugendalter (FPÖ und ÖVP) ersichtlich. Zum anderen wurden die abschließenden Entscheidungsfragen parteigemäß beantwortet. So sprechen sich Bauer (Grüne) und Rehberger (SPÖ) etwa für eine Vermögens-, und Reichensteuer aus, während Hofmann (FPÖ) und Wetzlmair (ÖVP) dagegen sind. Gegen eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes spricht sich nur Wetzlmair aus, gegen eine Pflichtmitgliedschaft in der Arbeiterkammer Oberösterreich Hofmann.


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