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Altersteilzeit ohne Blockvariante: Pläne heftig umstritten

Tips Logo Karin Seyringer, 12.01.2023 16:42

Ö/OÖ. Die Bundesregierung hat angekündigt, die geblockte Altersteilzeit schrittweise abschaffen zu wollen. Von der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer OÖ kommt heftige Kritik, die Wirtschaftskammer OÖ begrüßt die Pläne.

Minister Martin Kocher kündigte nach der Klausurtagung der Bundesregierung die Pläne an. (Foto: BKA/Andy Wenzel)

Die geförderte Altersteilzeit bietet auch die Möglichkeit für Blockzeitvereinbarungen. Derzeit kann man die geblockte Variante, mit der man zunächst voll und dann gar nicht mehr arbeitet, ab 60 Jahren in Anspruch nehmen. Schritt für Schritt soll dies angehoben werden. Das frühestmögliche Antrittsalter soll um sechs Monate pro Kalenderjahr angehoben werden, beginnend mit Anfang 2024, kündigte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher an.

WKOÖ sieht „richtiges Signal“

Der geplante Wegfall der Blockvariante bei der Altersteilzeit – gemeint ist die sogenannte durchgängige „Freizeitphase“ – wird von der Wirtschaftskammer OÖ begrüßt. „Niemand versteht, dass wir uns in Zeiten größter Personalnot den Luxus erlauben, ältere Mitarbeiter durch eine schon längst nicht mehr zeitgemäße Altersteilzeit noch einmal früher in Pension zu schicken. Wir müssen genau das Gegenteil tun. Es muss längst darum gehen, Mitarbeiter länger in Beschäftigung zu halten“, kommentiert WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer das Vorhaben der Regierung.

Arbeiterkammer: „Schlag ins Gesicht“

Abgelehnt werden die Pläne vom Gewerkschaftsbund und auch von der Arbeiterkammer. Er sieht einen „Schlag ins Gesicht älterer Beschäftigter“, so AK OÖ-Präsident Andreas Stangl. „Viele von ihnen wissen schon jetzt nicht, wie sie ihre Arbeit bis zur Pension schaffen sollen. Das zeigt der Arbeitsklima Index seit Jahren. Die geblockte Altersteilzeit war für sie eine wichtige Perspektive auf einen geregelten Übergang in die Pension.“

Auch von den Freiheitlichen Arbeitnehmern kommt Kritik. Die Abschaffung sei der „nächste Anschlag der türkisgrünen Bundesregierung auf jene Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben und mit ihren Steuern und Abgaben eine wesentliche Stütze für unseren Sozialstaat sind. Die geblockte Altersteilzeit nehmen meist Menschen in Anspruch, die am Ende des Arbeitslebens oftmals am Ende ihrer Kräfte sind und so bisher einen schonenderen Übergang in ihre verdiente Pension machen konnten“, so der Landesobmann der Freiheitlichen Arbeitnehmer OÖ, AK-Vorstand Gerhard Knoll. Als Voest-Betriebsrat sieht er auch einen Angriff auf jene, die im Schichtturnus arbeiten.

Arbeitsgruppe angekündigt

Die Bundesregierung hat auch eine Arbeitsgruppe angekündigt, die Maßnahmen für eine Attraktivierung der Erwerbstätigkeit, Anreize für einen Verbleib im Erwerbsleben über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus und weitere Themen erarbeiten soll. Oberösterreichs Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) verweist hier auf das vorgeschlagene „OÖ-Modell“ für einen abgabefreien Zuverdienst in der Regelpension, das alle Bundesländer unterstützen würden. Es liege nun am Koalitionspartner auf Bundesebene, hier rasche Ergebnisse zu liefern.

Laut von Achleitner in Auftrag gegebener Market-Studie würde das Interesse an einem Weiterarbeiten in der Alterspension von sechs auf 39 Prozent steigen, wenn es steuer- und abgabenrechtliche Begünstigungen gebe. „Alleine in Oberösterreich könnte so die Vollzeit-Arbeitsleistung von 9.000 Arbeitskräften zusätzlich gewonnen werden“, so Achleitner.

Das vorgeschlagene „Oberösterreich-Modell“ sieht vor, dass für das Weiterarbeiten in der Pension nur noch der Krankenversicherungsbeitrag bezahlt werden müssen, Lohnsteuer, Pensionsversicherungsbeiträge und andere Abgaben sollen hingegen entfallen.


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