
LINZ/OÖ. Ein kräftiges Ausrufezeichen will Oberösterreich beim Ausbau der Windkraft und Photovoltaik setzen: Die Pläne für den Ausbau der Windkraft-Anlagen in Vorderweißenbach und im Kobernaußer Wald um bis zu 16 Windräder sowie neue Photovoltaik-Flächen auf einer Fläche von 44 Hektar haben Vertreter des Landes OÖ und der Energie AG am Mittwoch vorgestellt.
„Alleine der Ausbau der Windkraft im Kobernaußer Wald wird für die Verfünffachung der Windkraft sorgen. Rund 100 Millionen Euro werden in den nächsten zehn Jahren dafür investiert“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer. Der ausgewiesene Optionsraum umfasst neben der Windkraft-Pioniergemeinde Munderfing auch die Gemeinden Schalchen, Maria Schmolln, Lengau und St. Johann am Walde. Mit Vertretern dieser Gemeinden gab es bereits Erstgespräche, die in den kommenden Wochen und Monaten intensiviert werden. In den fünf betroffenen Gemeinden wohnen ca. 15.600 Menschen, deren Siedlungsgebiete allesamt weitab von künftigen Anlagen liegen.
Dazu wird es einen Ausbau des „Sternwind“-Windparks in Vorderweißenbach geben. Neben dem Repowering der bestehenden Anlagen ist auch eine Erweiterung mit bis zu 4 neuen Anlagen geplant. „Mit dem, was künftig in der Windkraft mehr an Strom erzeugt wird, können 45.000 Haushalte nachhaltig versorgt werden“, so Stelzer. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner ergänzt: „Bei Realisierung aller zwölf neuen Windkraftanlagen würde die Erzeugung des Windparks mit dann insgesamt 18 Windkraftanlagen mehr als der gesamten Stromverbrauchsmenge des Bezirks Braunau entsprechen.“
Acht neue Solar-Projekte auf 60 Fußballfeldern
Gemeinsam mit der Energie AG werden außerdem acht Photovoltaik-Projekte umgesetzt: Auf 44 Hektar Gesamtfläche (das entspricht der Größe von 60 Fußballfeldern) entsteht so eine Energieleistung, die rund 10.000 Haushalte versorgen kann. 35 Millionen Euro werden hierfür investiert. Landeshauptmann-Stv. Manfred Haimbuchner: „Die Energiewende muss man ganzheitlich beurteilen, genau das tun wir mit diesen Projekten.“
8 fertig projektierte PV-Projekte der Energie AG stehen in den folgenden Bezirken vor der Umsetzung:
- Braunau
- Linz-Land
- Rohrbach
- Wels
Eckdaten zu diesen 8 Projekten:
- Gesamt-PV-Fläche von 44 ha
- Gesamt-Investitionssumme von 35 Mio. Euro
- Gesamt-Erzeugungsleistung von 35 GWh Sonnenstrom
Bei zwei Projekten erfolgt demnächst der Spatenstich:
- Im Laufe des Jahres ist die Umsetzung einer PV-Anlage beim Reitclub Hofinger in Ranshofen mit einer Leistung von ca. 1,5 MWp und bei der Aschehalde in Timelkam/Mühldorf mit einer Leistung von ca. 1,2 MWp geplant.
- Mit dieser Strommenge können mehr als 800 Haushalte versorgt werden, die CO2-Einsparung beträgt jährlich rund 1.200 Tonnen.
Die Energie AG will bis 2030 200 GWh an zusätzlichem Sonnenstrom erzeugen. Dies bedeutet eine Verzehnfachung der bisherigen Leistung. Einen ersten Schritt dazu bilden acht fertig projektierte Eigenerzeugungsanlagen, die entweder bereits zum Genehmigungsverfahren eingereicht wurden oder zeitnah eingereicht werden. „Mit dem Ausbau der Windkraftanlagen im Kobernaußerwald und den neuen PV-Projekten in Oberösterreich setzen wir als Energie AG ein klares Zeichen in Richtung mehr Nachhaltigkeit“, betont Leonhard Schitter, CEO der Energie AG Oberösterreich.
Weitere Anlagen sollen folgen
Auch weitere Vorhaben in Sachen Windkraft und Photovoltaik werde es geben. „Wir wollen auch die Klimaziele erreichen. Wir setzen aber auf eine Politik der Ergebnisse und das sind die Projekte, die jetzt auch angegangen werden“, betont Landeshauptmann Stelzer.
Grüne: „Blockierer-Fraktion hat sich wieder durchgesetzt“
„Die Voest beschießt, schon in drei Jahren den ersten Elektro-Stahlofen zu bauen. Alleine dafür würde die Stromproduktion von 60 Windrädern benötigt und bis 2035 will die Voest die Kapazität verdoppeln. Aber die schwarz-Blaue Landeskoalition will erst in den nächsten sieben Jahren 12 neue Windräder errichten. Bei diesem Tempo würde der Voest erst in 600 Jahren die gesamt benötigte Menge an Grünem Strom aus OÖ zur Verfügung stehen. Das zeigt, wie wenig ernst die Koalition den Bedarf der Industrie an Grünen Strom nimmt“, reagiert der Grüne Landessprecher LR Stefan Kaineder auf die heutigen Ankündigungen.
Von Ausbau zu sprechen und keinen einzigen neuen Windkraftstandort zu planen, geht nicht zusammen. „Die Blockierer-Fraktion rund um FP Chef Haimbuchner hat sich wieder durchsetzt. Sie diktiert der ÖVP eine Ausbausperre für diese Stromtechnologie und gemeinsam belässt man damit das Industriebundesland mit dem größten Grünstrombedarf in teuren fossilen Ketten. Dies ist ein massiver Schaden für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Der Druck steigt, bei der Energiewende endlich zu liefern, aber die ÖVP kann oder will sich aus dem blauen Klammergriff nicht lösen.“
Neos OÖ „Das soll alles sein?“
Oberösterreichs Neos -Klubobmann Felix Eypeltauer zeigt sich in seiner ersten Reaktion kritisch: „Die Landesregierung hat offenbar endlich begriffen, dass es dringend einen Ausbau der Windkraft braucht. Hätte die Schwarz-Blaue Koalition seitdem sie in Oberösterreich an der Macht ist, jedes Jahr nur zwei Windräder gebaut, hätten wir aber jetzt schon mehr Windräder als sie bis 2030 plant. Als zweit größtes Bundesland österreichweit nur Platz vier bei der Windkraft einzunehmen, zeugt vom fehlenden Willen beim Ausbau dieser Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren. Den Ausbau der PV Anlagen auf allen Ebenen begrüße ich sehr – viel vom heute Präsentierten ist aber nichts neues. Zumindest einige Worte der Landesregierung hätten wir uns zu neuartigen innovativen Konzepten, wie der Kleinwindkraft oder der Nutzung von Megabatterien aus alten E-Autobatterien zur Stabilisierung der Netze gewünscht. Wir Neos haben dazu erst vor wenigen Tagen einen Antrag im Landtag eigebracht und hoffen auf breite Zustimmung. Es bleibt für uns Neos die Frage: Das soll alles sein? Die Ansätze sind jetzt zumindest die richtigen, wir benötigen aber dringend mehr davon“, sagt Neos Klubobmann Felix Eypeltauer.
Die heutige Pressekonferenz von LH Stelzer und seinen Koalitionskollegen sei deshalb kein Paukenschlag für die Energiezukunft in Oberösterreich, sondern höchstens „ein Schlagen auf der kleinen Trommel“, so Eypeltauer.