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Arbeitskräftemangel: Industriellenvereinigung fordert einmal mehr steuerliche Anreize

Tips Logo Karin Seyringer, 17.04.2023 07:20

OÖ. Die Industriellenvereinigung OÖ (IV OÖ) mit Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch fordert steuerliche Anreize für Mehr-Arbeit, angesichts des herrschenden Arbeitskräftemangels. Als Grundlage der Forderung legen die Industrievertreter eine aktuelle Umfrage zur Wahrnehmung von Arbeitskräftemangel und Leistungsbereitschaft in OÖ vor.

IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch (Foto: IV OÖ/Eric Krügl)
IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch (Foto: IV OÖ/Eric Krügl)

Österreich sei in der EU die Nummer eins bei der Zahl der unbesetzten Stellen, auch die Zahl der Mangelberufe sei auf Rekordniveau. „Während die Zahl der Teilzeit-Beschäftigten in den letzten drei Jahrzehnten in Österreich stark angestiegen ist, stagnierte die Zahl der Vollzeit-Beschäftigten. Der enorme Arbeitskräftemangel in Oberösterreich hat längst alle Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Diensts erreicht. Die Folge sind Dienstleistungseinschränkungen in der Medizin, der Pflege, in den Schulen, in Hotellerie und Gastronomie sowie Produktionsverlagerungen der Industrie ins Ausland. In den kommenden Jahren wird der Bedarf an richtig qualifizierten Arbeitskräften aufgrund der umfassenden Investitionen in die Twin Transition von Digitalisierung und Dekarbonisierung weiter stark zunehmen, durch die negative demografische Entwicklung wird jedoch das Angebot an Arbeitskräften deutlich sinken und damit das Problem weiter verschärfen“, so Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ.

Umfrage mit klarem Bild

Vor diesem Hintergrund hat das Marktforschungsinstitut Spectra im Auftrag der IV OÖ eine Umfrage zum Thema Arbeitskräftemangel und Leistungsbereitschaft durchgeführt, repräsentativ für die oö. Bevölkerung ab 16 Jahren.

Das Ergebnis zeigt demnach ein klares Bild: Praktisch jeder (94 Prozent) wisse, dass es durch den Arbeitskräftemangel zu Leistungseinschränkungen kommt. 81 Prozent – unter den 30- bis 49-Jährigen 91 Prozent – kennen im persönlichen Umfeld Unternehmen und Dienstleister, die Schwierigkeiten haben, Personal zu rekrutieren.

Hälfte persönlich betroffen

Fast jeder zweite Oberösterreicher (42 Prozent) ist laut Umfrage bereits persönlich davon betroffen - in Geschäften, bei Ärzten, in Krankenhäusern, Pflegeheimen, in der Gastronomie oder bei anderen Dienstleistern.

Fragt man nach den Gründen für den Arbeitskräftemangel, erhält man ein breit gestreutes Bild: An der Spitze der Ursachen steht die Meinung, dass viele Frauen nicht oder nur wenig arbeiten können, weil die Kinderbetreuung fehlt. Als zweithäufigste Ursache wird angeführt, dass viele Menschen keine Überstunden mehr leisten wollen, weil sich das finanziell zu wenig lohne.

Nach Lösungen befragt, wie der Arbeitskräftemangel verringert werden könnte, sehen die Befragten vier Themenbereiche im Vordergrund: die Steuern auf das Einkommen zu senken, die Kinderbetreuung zu verbessern, möglichst flexible Arbeitszeiten anzubieten und Pensionisten, die freiwillig weiterarbeiten wollen, steuerlich zu entlasten.

Befragte glauben: Leistungsbereitschaft gesunken 

Eine Frage ging auch der Einschätzung der Leistungsbereitschaft der Bevölkerung aus: So gehen 78 Prozent der Befragten aus, dass die Leistungsbereitschaft gesunken ist, rund ein Drittel meinen sogar, sehr stark gesunken.  

„Bei jungen Menschen steht Work-Life-Balance hoch im Kurs, dies kommt in den Begründungen in den verschiedensten Facetten zum Ausdruck. Der Wunsch nach mehr Freizeit ist der Hauptgrund für Teilzeitarbeit“, erläutert Haindl-Grutsch anhand der Umfrageergebnisse.

Forderung: Dringend steuerliche Anreize nötig 

„Am Arbeitsmarkt entscheidet sich die Zukunft unseres Landes. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen einmal mehr, dass die Bundesregierung dringend steuerliche Anreize setzen muss, die Mehr-Arbeit und nicht Weniger-Arbeit belohnen. Vollzeitarbeit, Überstunden und das freiwillige Weiterarbeiten in der Pension müssen sich Netto für die Menschen viel stärker lohnen. Der qualifizierte Zuzug muss weiter entbürokratisiert werden. Der Arbeitskräftemangel wird sich durch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren massiv verschärfen und den Wirtschaftsstandort enorm beschädigen. Das führt zu Wohlstandsverlust in der Bevölkerung sowie zur Unfinanzierbarkeit des Sozialsystems. Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln, sonst ist die Rolle Oberösterreichs als industrieller Wertschöpfungsmotor der Republik nicht aufrechtzuerhalten“, betont Haindl-Grutsch.


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