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Ärztekammer für OÖ fordert Ausbau der Kassenstellen für bessere Patientenlenkung

Tips Logo Karin Seyringer, 25.07.2023 16:46

OÖ/LINZ. Was sich am Gesundheitssystem aus Sicht der Ärztekammer ändern sollte, erläuterte der Präsident der Ärztekammer für OÖ Peter Niedermoser am Dienstag in Linz. Es führe nichts an der verpflichtenden Patientenlenkung vorbei, dafür brauche es aber den dringenden Ausbau der Kassenstellen. Auch die Finanzierung des Systems müsse entflochten werden. Kritik übt Niedermoser daran, dass die Kammer vom Gesundheitsministerium nicht in die laufenden Finanzausgleichsverhandlungen eingebunden werde.

Der Präsident der Ärztekammer für OÖ Peter Niedermoser (Foto: Volker Weihbold)
Der Präsident der Ärztekammer für OÖ Peter Niedermoser (Foto: Volker Weihbold)

Bis auf ein Gespräch mit dem Vizepräsidenten der Österreichischen Ärztekammer Harald Schlögel sei die Ärztekammer in den Expertenrunden nicht dabei, kritisiert Niedermoser. „Gesundheitsminister Rauch sagt immer, er will Experten einbinden. Aber offensichtlich gehören wir Ärzte nicht zu den Experten.“ Dabei hätten die Ärzte österreichweit rund 300.000 Patientenkontakte täglich und fast 50.000 ambulant und stationär in den Spitälern. „Da glaube ich, dass wir wissen, was die Patienten und Gesundheitsberufe möchten.“

Bei der Vollversammlung der Ärztekammer im Juni in Geinberg hat die Österreichische Ärztekammer eine Resolution mit Lösungsansätzen für die Zukunft des Gesundheitssystems verabschiedet und liefert damit Vorschläge, was seitens der Ärztevertretung in die aktuellen Finanzausgleichs-Verhandlungen einfließen müsste.

Ausbau der Kassenstellen für bessere Patientenlenkung

Zentraler Punkt sei die Patientenlenkung. „Wir werden nicht mehr durchkommen mit dem System, wenn sich Patienten nicht an den Weg niedergelassen-ambulant vor spitalsambulant vor stationär halten“, so Niedermoser. Die Ärztekammer spricht sich für eine strukturierte Lenkung mit Verpflichtung der Patienten aus.

Damit dies funktioniere, sei aber die nötige Struktur zur Verfügung zu stellen, der massive Ausbau der Kassenstellen sei Voraussetzung. Für Niedermoser sind die zu Beginn des Frühjahres für Oberösterreich ausverhandelten 20 zusätzlichen Kassenstellen bis Ende 2025, fünf davon bis Ende 204, ein notwendiger erster Schritt. Es brauche aber noch weitere Stellen.

Bei der Ärztekammer für OÖ geht man laut dem Präsidenten aufgrund der Erfahrungen davon aus, dass man in Oberösterreich etwa 40 Kassenstellen zusätzlich brauche, um die demografische Entwicklung abzudecken. „Schon jetzt sind 35 nicht besetzt, also 75 Stellen grundsätzlich.“

Kein Zeckenbiss in Spitalsambulanz: Patienten auch in die Pflicht nehmen

Gemeinsam mit den Verantwortlichen im Gesundheitssystem müsse dann der Diskurs geführt werden über Anreize zur Einhaltung oder Konsequenzen bei der Nichteinhaltung des vorgegebenen Versorgungspfades von Patienten. Einen Zeckenbiss in der Spitalsambulanz behandeln zu lassen, sei für das Gesundheitssystem nicht machbar, nennt Niedermoser ein Beispiel.

Generell müsse man die Menschen wieder dort hinbringen, mit ihrer Gesundheit, ihren Beschwerden selbst besser umzugehen, die Prävention und vor allem die Eigenverantwortung zu stärken.

Finanzierung entflechten

„Manche wünschen sich die Finanzierung des Gesundheitssystems aus einer Hand, ich glaube aber nicht, dass das funktioniert“, so Niedermoser. Der Zugang der Ärztekammer ist die Entflechtung und Neustrukturierung, gerade im ambulanten Bereich. Der Vorschlag beruht weiter auf zwei Säulen, die Grenze der dualen Finanzierung würde aber anders gezogen: Die Ärztekammer schlägt vor, dass alle Leistungen im niedergelassenen Bereich sowie in den Spitalsambulanzen durch die Sozialversicherung finanziert werden. Der gesamte stationäre Bereich im Spital sei von den Ländern zu tragen.

Wenn medizinisch möglich, müssten alle Behandlungen künftig im niedergelassenen Bereich erfolgen, die aktuell auch in den Spitalsambulanzen gemacht werden - „unter der Voraussetzung, dass dieser Bereich korrekt aufgestellt ist, dass es machbar ist“.

Die Weiterentwicklung des Honorarsystems, flexiblere Kassenverträge sowie die Finanzierung und Schaffung von Versorgungseinheiten vor Spitälern vor allem in den Tagesrandzeiten sind weitere Forderungen der Ärztekammer. Generell müssten die Rahmenbedingungen auch an die Wünsche der jungen Kollegen angepasst werden, denn diese würde anders arbeiten wollen als die Ärzteschaft früher, weiß Niedermoser.


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