
Im Juli wurde in Österreich eine Stromabgabe aus dem öffentlichen Netz von 3.978 Gigawattstunden (GWh) gemessen. Eine Verringerung im Stromverbrauch um rund 10,7 Prozent verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021. Von einer Stromverbrauchs-Einsparung kann man trotzdem nicht sprechen, da besonders in den Sommermonaten bereits viele Haushalte bzw. Gewerbebetriebe einen Teil des eigenen Stromverbrauchs mit einer Photovoltaik-Anlage decken. Das Bringt Herausforderungen für das Netz.
Es kommt nämlich zu unkontrolliertem Rückspeisen von regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilnetz in das Übertragungsnetz – an sonnigen Tagen sind das mittlerweile mehrere hundert Megawatt. Um Überlastungen des Systems zu verhindern, müssen diese Strommengen deswegen sehr kostenintensiv über den Regelenergiemarkt aus dem System genommen werden. Darüber hinaus erschweren diese Entwicklungen zunehmen die Prognose für den Strombezug aus dem öffentlichen Netz. Die ursprüngliche Stromverbrauchsspitze zu Mittag senkt sich zunehmend ein und die gewohnte Verbrauchscharakteristik verändert sich dadurch.
Dunkelziffer beim Stromverbrauch
„Das Schwierige ist, dass die stark steigende Zahl an privaten Photovoltaik Anlagen für eine immer größere Dunkelziffer beim öffentlichen Strombedarf sorgt. Zu Mittag wird viel Eigenstrom erzeugt, am Abend wird wieder vermehrt Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Das verändert die Strompreise und ist mittel- und langfristig eine Herausforderung für den Betrieb. Für eine bessere Planung und mehr Transparenz für den Stromkunden braucht es eine durchgehende Digitalisierung aller Akteure des Stromsystems“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid, dem Betreiber des Strom-Übertragungsnetzes in Österreich.