Gestiegene Bauerneinkommen nur "Verschnaufpause"
Ö/OÖ. Die heimische Landwirtschaft hat im Jahr 2022 laut Grünem Bericht 2023 des Landwirtschaftsministeriums eine Gewinnsteigerung von im Schnitt 42 Prozent verzeichnet, hauptsächlich aufgrund der höheren Erzeugerpreise. Allerdings bleibt der Jubel aus: Die Bauerneinkommen liegen laut Landwirtschaftskammer OÖ weiter deutlich unter den Einkommen unselbstständig Beschäftigter und sie seien bereits wieder am Sinken. 2022 habe nur eine kurze „Verschnaufpause“ gebracht.
Laut Grünem Bericht liegt der Gewinn der landwirtschaftlichen Unternehmen in Österreich im Jahr 2022 im Durchschnitt aller Betriebe bei knapp 45.757 Euro im Jahr, ein Plus von 42 Prozent gegenüber 2021.
Biobauern verdienten im Schnitt mit 37.416 Euro etwas weniger, hier gab es ein Plus von 18,2 Prozent. Bei Bergbauernbetrieben gab es zwar ein Plus von 44,8 Prozent gegenüber 2021, die Einkünfte lagen aber mit 34.603 ebenfalls unter dem allgemeinen Schnitt.
Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft betrug 2022 nach vorläufigen Ergebnissen rund 13,52 Milliarden Euro (plus 23,3 Prozent zu 2021). Davon entfielen 10,54 Milliarden Euro auf die Landwirtschaft und 2,98 Milliarden Euro auf die Forstwirtschaft.
Waldenberger: Mehrjähriger Vergleich nötig
Im Kontext würden die Zahlen aber keinen Grund zur großen Euphorie liefern. „Das vergangene und das heurige Jahr zeigen insbesondere, dass für eine seriöse Beurteilung der landwirtschaftlichen Einkommenssituation immer eine mehrjährige Betrachtung erforderlich ist. Das gilt vor allem für die Krisensituationen der vergangenen Jahre mit den extrem volatilen Energie-, Betriebsmittel- und Agrarmärkten“, erläutert Landwirtschaftskammer OÖ-Präsident Franz Waldenberger.
Für ihn sind die Gewinnzuwächse 2022 „dringend erforderlich“ gewesen, um die bäuerlichen Familienbetriebe in der Produktion zu halten.
Erzeugerpreise sinken wieder
2022 sei auch nur eine „kurze Verschnaufpause“ gewesen, da die Erzeugerpreise bereits wieder deutlich rückläufig sind. „Massiv gestiegene Düngemittel- und Energiekosten stehen in den letzten Monaten massiv rückläufige Erzeugerpreise und nunmehr speziell in Oberösterreich witterungsbedingt erhebliche Qualitätseinbußen im Ackerbau gegenüber“, sorgt sich Waldenberger über die Einkommensentwicklung im Jahr 2023.
Aufholbedarf im Vergleich zu anderen Berufsgruppen
Trotz der positiven Einkommensentwicklung 2022 hätten die Bauerneinkommen auch weiterhin Aufholbedarf im Vergleich mit anderen Berufsgruppen. Laut Landwirtschaftskammer OÖ liegen die Einkünfte in der Land- und Forstwirtschaft von 2020 bis 2022 bei nur 39.300 Euro je Betrieb bzw. 30.295 Euro je betrieblicher Arbeitskraft. „Das Agrareinkommen hat im Vergleich zum Einkommen anderer Berufsgruppen massiv Aufholbedarf. Gerade die Krisen der letzten Zeit, die gestiegenen Düngemittel- und Energiekosten, die gleichzeitig stark rückläufigen Erzeugerpreise sowie Hitze und Dürre setzen zusätzlich zu“, so Waldenberger.
Nur mit fairen Preisen und einem fairen Einkommen würden Bäuerinnen und Bauern motiviert, ihre Betriebe weiterzuführen.
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