Eschlböck-Weine als Paradebeispiel: Bei Oberösterreichs Winzern "geht die Post ab"
HÖRSCHING/OÖ. „Oberösterreich kannst ned saufen“, musste sich Florian Eschlböck immer wieder anhören, wenn er von seinen Weinen aus dem oberösterreichischen Zentralraum erzählte. Tatsächlich verbindet man Weinbau eher mit dem Osten Österreichs, doch das Image der OÖ-Weine hat sich in den letzten Jahren völlig neu entwickelt. Nicht zuletzt, weil der junge Hörschinger und etwa 70 weitere Winzer leidenschaftlich daran arbeiten, einzigartige Produkte von Top-Qualität auf den Markt zu bringen.
Mitten im oberösterreichischen Zentralraum liegt das Weingut „95 Tage“ der Familie Eschlböck. Mit dem Namen - der auf die kalendarische Dauer des Sommers anspielt - versuchte Winzer Florian Eschlböck anfänglich von der Herkunft seiner Weine abzulenken. Denn nicht selten wurde ihm gesagt: „Oberösterreich kannst ned saufen“. Hartnäckigen Vorurteilen zum Trotz schaffte der Hörschinger den Absprung. Heute sind seine Weine über die Landesgrenzen bekannt, ja sogar in der Spitzengastronomie vertreten.
Oberösterreichischer Wein erlebt Renaissance
Historisch gesehen gehört Wein nach Oberösterreich - vor allem in der Zeit der Römer und Kelten florierte der Weinbau. Die klimatischen Bedingungen waren seit Beginn der „kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert jedoch nicht mehr optimal, um Wein in größerem Stil anzubauen. Erst in den 1990er-Jahren entstanden wieder Weingärten, vor allem aus Liebhaberei. Die fehlende Tradition und Erfahrung im Weinbau blieb nicht unbemerkt: „Oberösterreichischer Wein war lange verschrien, weil vor 25 Jahren noch viele Amateure am Werk waren und dementsprechend die Qualität litt“, erklärt Klaus Stumvoll, Geschäftsführer des OÖ-Weinbauverbandes.
In den letzten Jahren jedoch vollzog sich ein regelrechter Wandel, was den oberösterreichischen Wein betrifft. Vor allem mit dem „OÖ-Weinbaugesetz wurde der Grundstein für die Renaissance des heimischen Weinbaus gelegt“, wie Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger betont. Zwar ist Oberösterreich mit einem Anteil von 0,002% (ca. 100 Hektar) an der bundesweiten Rebfläche immer noch ein sehr kleines Weingebiet, doch die erstklassige Qualität der Produkte kann national erregen.
Vielfalt und Qualität überzeugt national
Über 70 verschiedene Rebsorten werden oberösterreichweit kultiviert - laut Stumvoll das „Land der großen Weinvielfalt“. Bei den weißen Sorten, welche ungefähr zwei Drittel der gesamten Anbaufläche ausmachen, dominiert der Grüne Veltliner. Zur Produktion von Rotwein werden vor allem Muscat bleu und Zweigelt angebaut. Doch Oberösterreich ist auch Vorreiter, was innovative Bio-Sorten betrifft: die sogenannten PIWIs, also pilzwiderstandsfähige Sorten, machen in Oberösterreich knapp ein Drittel des Anbaus aus - während Donauriesling, Blütenmuskateller & Co österreichweit erst zwei Prozent der Rebflächen in Anspruch nehmen.
Sowohl in Sachen Vielfalt, vor allem aber auch mit hoher Qualität überzeugen Oberösterreichs Weine: „In schwierigen Jahren kann man sich mit der Auslese abheben“, so Eschlböck. Doch nicht nur sorgfältige Arbeit zahle sich aus. „95 Tage“ gelang 2016 der Einstieg in die Spitzengastronomie, als Frostschäden Lieferausfälle und Preisanstiege verursachten. „Das war die Time-to-Shine für Oberösterreich“, erzählt Eschlböck. Um stets zuverlässig liefern zu können, hat der Hörschinger etwa 20.000 bis 30.000 Liter Wein auf Reserve gelagert. Denn welche Bedingungen zu erwarten sind und wie die Ernte ausfallen wird, das kann der Winzer nur schätzen: „Wein ist immer auch Intuition“.
Klimaveränderungen begünstigen Weinbau
Das traditionell kühlere und feuchte Klima macht den oberösterreichischen Wein besonders fruchtig, leicht und frisch. „Oberösterreich ist anders, und das schmeckt man“, so die Devise des Hörschinger Winzers. Er und viele seiner Kollegen kultivieren nicht nur verschiedenste Sorten, sondern nutzen auch die Bodenvielfalt Oberösterreichs, um einzigartige Geschmacksnoten und Charaktere zu kreieren. Eschlböck hat sich auf „Weine, die den Boden widerspiegeln“ spezialisiert, wofür Dünger und Pflanzenschutz eingespart werden.
Ganz generell begünstigen die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre den oberösterreichischen Weinbau. Oberösterreich ist heute beinahe geeigneter für die Weinkultivierung als klassische Anbaugebiete wie das Burgenland. Dort bereiten wochenlange Trockenperioden Probleme - vor allem was den Alkoholgehalt des Endprodukts betrifft. Weiter westlich hingegen gibt es momentan ausreichend Niederschlag und kühlere Bedingungen, weshalb Weinbau in Oberösterreich weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Aufstrebender Familienbetrieb in Hörsching
Langer-Weninger zufolge zeichne „Fleiß, Geduld und ein Stück weit Pioniergeist“ die oberösterreichischen Winzer aus - denn die meisten Betriebe bestehen in erster Generation, mussten mit einer gehörigen Portion Risikobereitschaft von der Pike aufgebaut werden. Auch die Familie Eschlböck schaut auf eine bisher kurze Unternehmensgeschichte zurück: Das Weingut „95 Tage“ wurde im Jahr 2008 gegründet und wird seither von Florian, seinem Vater Dieter und seiner Frau Katrin bewirtschaftet.
Die Familie legt viel Wert auf eigenhändige Produktion: „Ich habe gemerkt, man sollte nichts aus der Hand geben und jeden Fehler selber machen“, so der Jungwinzer. Nur durch mehrmaliges Ausprobieren könne das perfekte Produkt entstehen. Die Philosophie Eschlböcks scheint aufgegangen zu sein - in weniger als zehn Jahren Vollerwerb wurde „95 Tage“ zum größten Weingut Oberösterreichs. Mittlerweile werden Erträge von circa 13 Hektar Rebflächen jährlich zu Wein verarbeitet. Die Vermarktung läuft über den Online-Shop der Eschlböcks, einen eigenen Hofladen samt Buschenschank, den Lebensmitteleinzelhandel und die heimische Gastronomie.
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