Arbeiterkammer Oberösterreich: Steigende Wohnkreditkosten belasten Eigenheim-Besitzer
OÖ. Steigende Kosten betreffen viele Lebensbereiche, darunter auch das Grundbedürfnis „Wohnen“. In Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) befragte die Arbeiterkammer Oberösterreich nun ihre Mitglieder, wie zufrieden sie derzeit mit ihrer Wohnsituation sind. Das Ergebnis zeigt eine steigende Belastung für Mieter und Eigenheim-Besitzer, obwohl Reformvorschläge auf dem Tisch liegen würden, so AKOÖ-Präsident Andreas Stangl.
Zwischen 4. und 28. September 2023 wurden 1.000 AK-Mitglieder telefonisch sowie online vom IFES zu den aktuellen Herausforderungen rund um das Thema „Wohnen“ befragt. Daraus ergab sich der „AK Wohnzufriedenheitsindex“ für das dritte Quartal 2023. Der Indexwert von 69 Punkten (Skala von 0 gleich negativ bis 100 gleich positiv), der sich im Vergleich zum zweiten Quartal nicht verbessert hätte, zeige, dass nach wie vor Spielraum nach oben bestehe, legt Reinhard Raml, Geschäftsführer des IFES, dar.
Der Index ergibt sich aus fünf Teil-Indexwerten. Die Bereiche „Wohnung und Haus“ sowie die „Wohnumgebung“ weisen mit 78 bzw. 77 Punkten weiterhin eine hohe Zufriedenheit auf. Einen besonders niedrigen Teil-Indexwert ergab der Bereich „Wohnpolitik“ mit 49 Punkten. „Infrastruktur / Lage“ und „Leistbarkeit“ weisen Teil-Indexwerte von 66 und 63 Punkten auf und befinden sich damit gerade noch im „guten“ bzw. im „kritischen“ Bereich.
Steigerung von 12 Prozent innerhalb der ersten drei Quartale
Schwerpunktauswertungen aus den letzten Quartalen hätten im Bereich der Leistbarkeit besondere Problemlagen bei unselbständig Beschäftigten, die zur Miete wohnen, aufgezeigt. Jedoch seien auch Kreditnehmer aufgrund der Zinserhöhungen mit beträchtlichen Steigerungen der monatlichen Rückzahlung konfrontiert. Vor allem jene mit variabel verzinsten Krediten würden darunter leiden, so Raml.
Laut Erhebung des AK-Wohnungszufriedenheitsindexes zahlen aktuell 54 Prozent der unselbstständig Beschäftigten, die in Eigentum wohnen, einen Kredit zurück - davon 43 Prozent Kredite mit variablen Zinsen. Im ersten Quartal des heurigen Jahres zahlten Eigentümer von Haus oder Wohnung durchschnittlich 680 Euro im Monat für Wohn- und Kreditkosten, im zweiten Quartal bereits 720 Euro und jetzt im dritten Quartal 760 Euro. Die Mehrkosten für Wohn-Kreditrückzahlungen und Hausbetriebskosten (Müllabfuhr, Kanal und Grundsteuern) sind also in diesem Jahr durchschnittlich bereits um 80 Euro bzw. rund 12 Prozent monatlich gestiegen.
Variable Zinssätze belasten Kreditnehmer besonders
27 Prozent der Kreditnehmer gaben im ersten Quartal 2023 an, dass die finanzielle Belastung ihres Haushaltes durch die Rückzahlung von Kreditraten in den letzten zwölf Monaten stark zugenommen habe. Nun, im dritten Quartal, stimmten bereits 39 Prozent dieser Aussage zu. Bei jenen Kreditnehmern mit variablen Zinsen stimmten fast drei Viertel (72 Prozent) dieser Aussage zu. Bei jenen mit fix verzinsten Krediten sind es 18 Prozent.
Zwar sind jene, die im Eigentum leben, immer noch deutlich zufriedener mit ihren Wohnkosten als jene, die in Miete leben (67 vs. 57 Index-Punkte im Teilindex „Leistbarkeit“). Jedoch finden sich 64 Prozent und somit fast zwei Drittel der Kreditnehmer im Eigenheim (mit variablen Zinsen) im kritischen bis schlechten Bereich im Teilindex „Leistbarkeit“. Damit ist der Anteil ähnlich hoch wie im Bereich der Mieter, weswegen aus Sicht der Arbeiterkammer auch dieser Gruppe besondere Aufmerksamkeit und politische Antworten gegeben werden müsse.
Forderungen der Arbeiterkammer
Hohen Kreditkosten würden eine Bedrohung für den Traum vom Eigenheim darstellen. Deswegen fordert die Arbeiterkammer Oberösterreich Maßnahmen, die vor allem Banken in die Pflicht nehmen, in finanzielle Bedrängnis gekommene Kreditnehmer zu entlasten. Konkret wird gefordert: Spesenfreie Änderungen von Kreditraten und Laufzeiten, kostenloser Umstieg auf fix verzinste Kredite zu ermöglichen, Rechtsanspruch auf zinsenfreie Stundung bei variablen Krediten, Rechtsstellung von Kreditnehmer bei Kredit-Fälligstellungen zu verbessern.
Zudem fordert die Arbeiterkammer von der Bundesregierung einen Wohnbonus in Höhe von 800 Euro in Form einer jährlichen, negativsteuerfähigen Steuergutschrift für alle Arbeitnehmer.
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