Matura: Die hohen Abschlussquoten erhöhen den Druck auf die Einzelnen
Ö. Nach dem Semesterzeugnis ist vor der Reifeprüfung. Zumindest für die mehr als 41.000 Schüler österreichweit, die sich jetzt auf ihre Matura im Sommer vorbereiten. Obwohl die Anzahl der positiv abgeschlossenen Reifeprüfungen wieder leicht sinkt, liegt sie doch bedeutend höher als vor Corona.
Haben 2019 im Durchschnitt bis zu drei Schüler pro Klasse die Matura beim ersten Versuch nicht bestanden, sind es jetzt nur rund die Hälfte. Das klingt zwar erfreulich, doch dadurch steigt der Druck, nicht als Einziger in der Klasse durchzufallen. Die gute Nachricht: Durch die 2024 geltende Einbeziehung der Jahresnote können Schüler ihr Matura-Ergebnis positiv beeinflussen. Markus Kalina ist Regionalleiter der Schülerhilfe und bringt den erhöhten Druck auf den Punkt: „Es kommen seit Corona deutlich mehr Schüler beim ersten Anlauf durch. Das macht zusätzlich Druck, denn niemand will durch die Matura fallen. Doch der Gedanke, als Einziger in der Klasse durchzufallen, ist noch schlimmer“, so Kalina. Die negative Matura-Abschlussquote lag bis 2019 konstant zwischen 12 und 13 Prozent, das waren pro Klasse mit 25 Schüler etwa drei Betroffene. Derzeit ist es pro Klasse nur noch eine Person, maximal eine zweite (1,675). Das erhöht die Gefahr der Stigmatisierung und den persönlichen Druck auf die Einzelnen. „Leider zeigen die aktuellen PISA-Zahlen, dass die Kluft zwischen der leistungsstarken und -schwachen Gruppe weiter auseinanderdriftet, nicht zuletzt aus sozioökonomischen Gründen“, so der Nachhilfe-Experte. „Da ist es besonders wichtig, frühzeitig zu unterstützen.“
Beim Lernen unter Gleichgesinnten
Dem Druck, den Anschluss zu verlieren, wird bei der Schülerhilfe durch individuellen Einzelunterricht in Kleingruppen entgegengewirkt. „Wir haben die besten Erfahrungen mit diesem Format, weil es für die Schüler eine wichtige Erfahrung ist, dass auch andere ‚im selben Boot sitzen‘“, weiß Kalina. „Es ist halt beim einen eher das ‚Mathematik-Boot’ und bei der anderen eher das ‚Deutsch‘- oder ‚Latein‘-Boot, aber die Bearbeitung der individuellen Defizite mit und neben Gleichgesinnten hat einen positiven Effekt auf das Maturaergebnis“, so Kalina.
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