Pilot in Ried und Linz: Pflegelehre in Oberösterreich startet
OÖ/LINZ/RIED. Um junge Menschen für einen Pflegeberuf zu begeistern, startet in Oberösterreich das Modell der Pflegelehre. Damit kann direkt nach der Pflichtschule in die Ausbildung eingestiegen werden. Die Piloten beginnen in Linz und Ried. Die ersten Pflegelehrlinge in Oberösterreich sind in die Ausbildung gestartet. Der erste Theorieblock beginnt im November.
Die neue Pflegelehre ermöglicht – neben „Pflegestartern“, HLPS und dem Lehrgang „Junge Pflege“ – zusätzlich den Beginn einer Pflegeausbildung vor dem 17. Lebensjahr.
Zwei Berufsbilder sind umfasst:
- Pflegeassistenz mit einer Lehrzeit von drei Jahren
- Pflegefachassistenz mit einer Lehrzeit von vier Jahren.
Einsteigen in die Lehre kann man bereits mit dem 15. Lebensjahr bzw. nach Vollendung der Pflichtschule. Die Lehrlinge erhalten eine Lehrlingsentschädigung, die sich am Stundenlohn des Kollektivvertrags für Sozial- und Gesundheitsberufe orientiert.
Das Lehrlingseinkommen laut SWÖ-KV gestaltet sich bei einer 37-Stunden-Woche wie folgt:
- 1. Lehrjahr: 905,60 Euro pro Monat
- 2. Lehrjahr: 1.151,10 Euro pro Monat
- 3. Lehrjahr: 1.368,70 Euro pro Monat
- 4. Lehrjahr: 1.789,20 Euro pro Monat (betrifft nur Lehrberuf Pflegefachassistenz)
Duales System
Die Pflegelehre in Oberösterreich ist als duales System organisiert: 80 Prozent der Ausbildungszeit findet im Lehrbetrieb, 20 Prozent in der Berufsschule statt. Die theoretische Ausbildung wird an der Berufsschule Linz 1 durchgeführt, in Kooperation mit der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Neuromed Campus (OÖ Gesundheitsholding).
Lehrbetriebe können Einrichtungen der Langzeit-, Akut- und Mobilpflege sein, sowie Agenturen für die Personenbetreuung.
Pilotbetriebe für die Pflegelehre sind das Bezirksalten- und Pflegeheim Ried Haus I und die Seniorenzentren Linz GmbH (Seniorenzentrum Spallerhof). Das Kepler Universitätsklinikum bereitet ebenfalls die Bewerbung als Lehrbetrieb vor.
Qualitätskontrolle
Die Lehrbetriebe müssen im Rahmen des Feststellungsverfahrens geprüft und bewilligt werden. Im Lehrbetrieb muss eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekraft mit entsprechender Qualifikation (Weiterbildung für Praxisanleitung) die Lehrlinge als Ausbildner begleiten.
Medizinisch-pflegerische Maßnahmen an Patienten dürfen erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres durchgeführt werden. Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr können Lehrlinge nicht zum Nachtdienst herangezogen werden.
„Ausbildung auf höchstem Niveau“
LH-Stellvertreterin, Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) zum Start: „Wir schaffen ein weiteres Angebot für Interessierte und nutzen dafür das bereits bestehende System der Lehre. Mit der Kooperation der Berufsschule 1 und der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Kepler Universitätsklinikum Linz garantieren wir theoretische, praktische und attraktive Ausbildung auf höchstem Niveau.“
Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP): „Wir wissen, dass gerade junge Menschen großes Interesse an Pflege- und Betreuungsberufen haben. Wir haben daher in Oberösterreich lange für das Modell der Pflegelehre gekämpft, weil es eine weitere Möglichkeit ist, junge Menschen für eine Ausbildung im Pflegebereich zu gewinnen.“
„Als wesentlicher Teil der Fachkräftestrategie in der Pflege stellt der rasche Start des Pilotprojektes in Linz und Ried einen Meilenstein dar. Die übergreifende konstruktive Zusammenarbeit leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die Herausforderungen in der Pflege zu bewältigen“, ergänzt Klaus Luger, Bürgermeister der Stadt Linz.
Rieds Bezirkshauptfrau Yvonne Weidenholzer, Obfrau des Sozialhilfeverbands Ried: „Gemeinsam mit der Stadt Linz ist es uns eine besondere Freude, dass wir im Sozialhilfeverband Ried jungen Menschen einen Zugang zum Pflegeberuf nahebringen dürfen. Unsere Pflegelehrlinge haben bereits gezeigt, dass sie sich gut im Umgang mit den zu pflegenden Bewohnern in der Langzeitpflege einbringen können und Freude an ihrer Tätigkeit haben.“
„Unser Ziel ist es, Pflegelehrlinge mit den nötigen Schlüsselkompetenzen, wie einer hohen Sozial-, Methoden- und Handlungskompetenz, in den Beruf zu entlassen. Der Lehrplan der Pflegelehre ist hinsichtlich der pflegerelevanten Inhalte ident zu jenem der konventionellen Ausbildung zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz“, erläutert zudem Jennifer Nieke, Direktorin der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am KUK.
NEOS skeptisch
Julia Bammer, Sozial- und Gesundheitssprecherin der NEOS OÖ, zeigt sich zum Start der Pflegelehre skeptisch. Das Beispiel Schweiz zeige, dass die Pflegelehre keinen nachhaltigen Effekt auf den Personalmangel habe. Zudem verweist sie auf erhöhte emotionale Belastung für junge Menschen, mit der die Ausbildung einhergehe.
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