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Oberösterreich ist eines der Schlusslichter beim Kinderbetreuungsangebot

Tips Logo Anna Fessler, 23.04.2024 17:26

WIEN. Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) präsentierte am Dienstag die erste bundesweite Erhebung zum Kinderbetreuungsangebot. Oberösterreich ist beim Angebot in vielen Bereichen Schlusslicht.

Ein VIF-konformer Kindergartenplatz ermöglicht Eltern einen Vollzeitjob. Die Anzahl solcher Plätze ist in Ober- und Niederösterreich am geringsten, vor allem auf die Erwerbstätigkeit von Frauen hat das einen Einfluss. (Foto: Milan Markovic/stock.adobe.com)

Der Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF) legt für Kinderbetreuungs-Einrichtungen Kriterien fest, die den Eltern Vollzeitarbeit ermöglichen. Diese VIF- konformen Bildungsangebote erfordern eine wöchentliche Öffnungszeit von mindestens 45 Stunden an 5 Tagen pro Woche, mit mindestens 9,5 Stunden täglich, an mindestens 4 Tagen. Die Betreuung muss an mindestens 47 Wochen im Kindergartenjahr durch qualifiziertes Personal stattfinden und ein Angebot von Mittagessen enthalten.

Öffnungszeiten kaum mit Vollzeitarbeit vereinbar

Oberösterreich liegt beim Anteil der null- bis fünfjährigen Kinder in VIF-konformen Einrichtungen im Jahr 2022/23 für jedes Alter unter dem Österreichdurchschnitt. Im Vergleich zu 2018 ist der Anteil der ein- und zweijährigen in VIF-konformen Einrichtungen sogar gesunken. Die Verteilung der geöffneten Stunden pro Betriebstag weist in den Bundesländern deutliche Unterschiede auf, Schlusslicht ist Oberösterreich mit 15,1 Prozent. Die Öffnungs- und Ferienöffnungszeiten, vor allem im ländlichen Bereich, lassen sich also kaum mit einem Vollzeitjob vereinbaren.

Im Berichtsjahr 2022/23 werden in Oberösterreich 24,1 Prozent der null- bis zweijährigen Kinder in einer VIF-konformen Einrichtung betreut, 27,9 Prozent der drei- bis fünfjährigen Kindern. Regional gesehen gibt es starke Unterschiede: während in Linz 79,3 Prozent der Kindergartenplätze für drei-bis fünfjährige einen Vollzeitjob ermöglichen, sind es in Braunau nur 4,8 Prozent.

Mütter häufig in Teilzeit, Vaterschaft hat keinen Einfluss auf Erwerbstätigkeit

Eine Auswirkung hat das vor allem auf die Erwerbstätigkeit von Frauen: laut Daten der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung arbeiten beispielsweise nur 15,4 Prozent der Frauen mit einem jüngsten Kind von drei Jahren in Vollzeit, dafür 59,2  Prozent in Teilzeit. Jede Vierte ist nicht erwerbstätig. Insgesamt sind 18,9 Prozent der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren in Vollzeit. Auf die Erwerbstätigkeit der Männer hat die Vaterschaft hingegen kaum einen Einfluss.

Zielquote für Betreuung von Unter-Drei-Jährigen nicht erreicht

Aus den Mitteln des Zukunftsfonds gehen jährlich 83 Millionen Euro zweckgebunden in Oberösterreichs Elementarpädagogik. Die Länder sind verpflichtet, mit diesen Geldern die Betreuungsquote der Unter-Drei-Jährigen bis inklusive 2028 um 5 Prozent zu heben oder die Zielquote von 38 Prozent zu erreichen.

Statement von Bildungsreferentin Christine Haberlander

Bildungsreferentin Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander (ÖVP) betont, dass die Daten, „die anderthalb Jahre alt sind, die Situation vor dem 'Pakt für das Kinderland' reflektieren und zeigen, dass dieser Pakt notwendig, richtig und wichtig war. Seitdem haben wir in einem Rekordtempo Maßnahmen aus dem Pakt umgesetzt: 3.200 Euro Einstiegsgehalt, längere Öffnungszeiten, mehr Urlaub, die gesetzliche Verankerung einer schrittweisen Reduzierung der Gruppengrößen und vieles mehr. Im September folgt der nächste große Meilenstein mit der Einführung der kostenlosen Vormittagsbetreuung bis zum Schuleintritt.“

Kommentare aus der Landespolitik

SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Lindner: „Die Minimalvorgabe aus dem Finanzausgleich bedeutet, trotz Steigerung weiter am Tabellenende hinter allen anderen zu stehen. Eine tatsächliche Trendwende bei der Kinderbetreuung muss aber der Anspruch sein.“

SPÖ-Klubvorsitzende, Sabine Engleitner-Neu: „Unsere Gesellschaft kann und darf nicht länger auf das kreative Potenzial der Frauen verzichten. Mangelnde Kinderbildung schadet den Frauen, den Kindern, der Gesellschaft und dem Wirtschaftsstandort. Frauen müssen überall im Land berufstätig und damit selbstbestimmt sein können.“

Der Grüne Bildungssprecher, Reinhard Ammer: „Das Kinderland als Ziel klingt zwar gut, jetzt geht's mal darum, den Bundesschnitt zu erreichen. Sie (Die VIF-konformen Einrichtungen, Anm.) würden maßgeblich dazu beitragen, dass die gerade in Oberösterreich so hohe Teilzeitquote bei Frauen sinkt und traditionelle Rollenbilder endlich aufgebrochen werden.“

Die Bildungssprecherin der NEOS OÖ, Julia Bammer: „Wir fordern eine sofortige, verpflichtende standardisierte und einheitliche Bedarfserhebung für Gemeinden, anknüpfend direkt an die Geburt der Kinder. Eine effektive und gerechte Versorgung kann nur auf Basis solider Daten gewährleistet werden. Mit dem ernüchternden Ergebnis wird nun öffentlich über diese Missstände gesprochen, aber das Thema ist immer noch stark ideologisch belastet.“

 


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