OÖ. Apothekerkammer: "Wir sind Lotsen im Gesundheitssystem"
OÖ/LINZ. Zum Thema „Paradigmenwechsel in der Apothekerschaft: Neue Dienstleistungen für eine moderne Gesundheitsversorgung“ lud die OÖ. Apothekerkammer zum Sommergespräch ins Lentos. Erneuert wurde dabei von Präsident Thomas Veitschegger und Vizepräsidentin Monika Aichberger der Wunsch, impfen zu dürfen. Von der Ärztekammer für OÖ kommt eine klare Absage.
„Das Gesundheitssystem ist im Umbruch, wir werden eine alternde Gesellschaft und versuchen, gesund zu altern. Wir stehen vor großen Herausforderungen, die alle betreffen“, eröffnete der Präsident der OÖ. Apothekerkammer Thomas Veitschegger das diesjährige Sommergespräch, das traditionell im Lentos Kunstmuseum Linz abgehalten wurde. Die Apothekerschaft beweise, dass auf sie Verlass sei, „das war bei Corona auch so, wir waren sehr agil.“
Wunsch: Apotheken wollen impfen
Die Apotheken seien in der Fläche gleichmäßig verteilt, hätten lange Öffnungszeiten, ein solch niederschwelliger Zugang sei sehr sinnvoll. Der beim Sommergespräch erneuerte Wunsch daher auch: Apotheken wollen impfen. „3.000 Apotheker sind hier auch schon ausgebildet“, so Veitschegger.
Auch in der Lenkung der Patientenströme könne die Apothekerschaft gute Arbeit leisten, ist er wie auch Vizepräsidentin Monika Aichberger überzeugt. Veitschegger: „Wir sind Lotsen im Gesundheitssystem“.
„Die neuen Möglichkeiten durch die Gesetzesnovelle sollten genutzt werden, die Infrastruktur ist schon da, man kann viel gemeinsam schaffen, wenn man nur möchte“, so Aichberger.
LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) unterstreicht beim Podiumsgespräch zu den Sommergesprächen: „Die Apotheken sind direkt bei den Menschen“. Auch beim Thema Impfen könnten sie über ein ganzes Leben hinweg die Menschen abholen, „die Familie mit Baby, Menschen im mittleren Alter und Ältere.“
Unterstützung kommt auch von Angelika Widhalm, Präsidentin des Bundesverbandes Selbsthilfe Österreich: „Sie sind oft erster Ansprechpartner, genießen Vertrauen.“ Zusätzliche Leistungen sollten daher angeboten werden können, etwa Unterstützung bei Diabetes, „man müsste auch beim Blutdruckmessen nicht immer zum Arzt. Warum sollten sie nicht auch impfen? Das wäre auch eine Entlastung für die Ärzte, man könnte das in Kooperation machen.“
Hauptaugenmerk auf Vorsorge
Beim Podiumsgespräch wurde auch Hauptaugenmerk auf das Thema Vorsorge gelegt. „Wir werden immer älter. Wenn man jetzt auf die Welt kommt, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit 100 Jahre alt“, blickt Haberlander in die Zukunft. Sie verweist darauf, dass mit Bewusstseinsbildung schon im Kindergarten begonnen werde, fände ein Bonussystem nötig.
„Die Zusammenarbeit aller im System ist hier wesentlich“, unterstrich Mediziner Erwin Rebhandl, Präsident von AM Plus – Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit. Bei frühzeitiger Erkennung könne man noch gegensteuern, „die Herausforderung ist die Vermeidung von Folgeschäden bei chronischen Erkrankungen.“
Die Österreichische Gesundheitskasse sehe ihren Schwerpunkt in der Vorsorge, unterstreicht Michael Pecherstorfer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses OÖ der ÖGK. Er verweist auf Projekte mit Vereinen und Angebote wie den jährlichen Gesundheits-Check, „wir gehen auch aktiv auf die Versicherten zu, wenn wir merken, dass jemand überhaupt keine Vorsorge nutzt. Die Menschen müssen das Angebot aber auch annehmen.“
Ärztekammer: „Apotheker sind keine Mediziner“
Keine Freude mit dem Wunsch der Apothekerkammer zum Impfen hat der Präsident der Ärztekammer für OÖ, Peter Niedermoser. „Apotheker dürfen nicht impfen. Denn es gibt einen Unterschied zwischen Arzt und Apotheker. Die Apotheker haben ein Pharmaziestudium absolviert, das ein ganz spezifisches Fach abdeckt. Sie haben aber nicht Humanmedizin studiert und daher können sie die geforderten Leistungen gar nicht anbieten.“
Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer, spricht gar von „absurden Ideen“ der Apothekerkammer. Es fehle in Apotheken nicht nur entsprechende medizinische Ausbildung, „sie verfügen überdies nicht über die notwendigen und gesicherten Räumlichkeiten – für die wir Ärztinnen und Ärzte strenge Auflagen erfüllen müssen.“
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