Mit neuer Service-GmbH zurück zu den Kernaufgaben in der Pflege
OÖ/LINZ. Bis 2040 wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Oberösterreich auf voraussichtlich 102.000 Personen steigen. Um den steigenden Herausforderungen im Bereich Pflege zu begegnen, wird im Rahmen der Oö. Fachkräfte-Strategie Pflege ein weiterer Baustein umgesetzt: Wie bereits angekündigt eine neue Service-GmbH für das Pflegemanagement in Oberösterreich. Die gesetzliche Grundlage wird im Oktober-Landtag gelegt, geplanter Start ist Anfang 2025.
Im Jahr 2023 zählte Oberösterreich rund 73.000 pflegebedürftige Menschen. Gerechnet wird damit, dass diese Zahl bis 2040 auf rund 102.000 Personen ansteigt – ein Plus von rund 36 Prozent.
Eine neue Bedarfs-Bevölkerungsprognose der Abteilung Statistik das Landes OÖ zeigt zudem, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Zahl der betreuungs- und pflegebedürftigen Personen ab 60 Jahren in Oberösterreich von rund 62.650 Betroffenen im Jahr 2023 auf über 92.000 anwachsen wird. Das entspricht einem Plus von im Schnitt 47 Prozent, in einzelnen Bezirken sogar um bis zu 70,5 Prozent. Der höchste Anstieg wird im Bezirk Urfahr-Umgebung prognostiziert, der geringste in der Stadt Linz (plus 18,3 Prozent).
Neue Management-Organisation für Sozialhilfeverbände
Für die Langzeitpflege sind in Oberösterreich derzeit die 15 Sozialhilfeverbände mit einem Budget von 1,1 Milliarden Euro und rund 10.000 Beschäftigten in der Pflege zuständig.
Die Zuständigkeiten der Verbände sind im Laufe der Jahre stetig mehr geworden, neue Aufgaben wie Personalentwicklung, Rechtswesen oder IT-Management sind hinzugekommen.
Diese Aufgaben werden künftig bei einer Unterstützungs-Unit, einer Service-GmbH, gebündelt, damit sich die Sozialhilfeverbände wieder stärker auf ihre Kernaufgaben wie operativer Betrieb der Pflegeheime, Ausbau der mobilen Dienste und Weiterentwicklung der Sozialplanung konzentrieren können.
Die gemeinwohlorientierte Gesellschaft ist ein Projekt von Land OÖ, Gemeinde- und Städtebund sowie den Oö. Sozialhilfeverbanden.
Die finanzielle, organisatorische und personelle Zuständigkeit der Gemeinden für die Langzeitpflege bleibt unverändert. Das Land bringt sich aber verstärkt bei der Finanzierung der neuen GmbH ein. 50 Prozent der Gesellschaftsanteile werden von den Oö. Sozialhilfeverbänden im Verhältnis ihrer Einwohnerzahl gehalten, 50 Prozent werden vom Land OÖ, vertreten durch die Oö Landesholding GmbH, getragen.
Entwickelt wurde die GmbH in einem gemeinsamen Prozess der beteiligten Systempartner unter der Leitung des ehemaligen Landesrechnungshofs-Direktors Friedrich Pammer.
Start im Jänner
Von allen Sozialhilfeverbänden liegen die Grundsatzbeschlüsse vor, zudem der einstimmige Beschluss der notwendigen Novelle des Sozialhilfegesetzes im Unterausschuss Pflege. Im Oktober-Landtag ist der Beschluss geplant, am 1. Jänner 2025 soll die GmbH ihren Betrieb aufnehmen.
„Weiterer Meilenstein“
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Donnerstag zur Weiterentwicklung: „Die Pflege ist eine der großen Herausforderungen, deshalb ist es wichtig, dass wir moderne Lösungen in allen Bereichen finden. Das bedeutet beispielsweise das Fördern der Digitalisierung in diesem Bereich, das bedeutet aber auch, das Pflege-Management auf tragfähige Beine zu stellen und dadurch die Verwaltung zu vereinfachen.“
Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) ergänzt: „Mit der Service-GmbH für alle 15 Sozialhilfeverbände setzen wir nun einen weiteren Meilenstein der Fachkräftestrategie Pflege und einen Paradigmenwechsel im Bereich des Pflegemanagements um: Wir schaffen eine professionelle Einheit, bei der wir Fragen der Personalgewinnung und des Innovationsmanagements bündeln und entlasten damit die Sozialhilfeverbände in ihren Kernaufgaben, nämlich der Organisation und Sicherstellung der Langzeitpflege.“
Oö. Gemeindebund-Präsident, Bürgermeister Christian Mader (ÖVP): „Die Organisation der Pflege ist für die Gemeinden und Städte nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine organisatorische Herausforderung. Durch die Bündelung von Ressourcen werden Synergien. Die Gemeindeautonomie und der operative Betrieb in den Einrichtungen bleiben unangetastet.“
Die stv. Vorsitzende des Oö. Städtebundes, Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinik (SPÖ) unterstreicht, dass an der Autonomie der Sozialhilfeverbände nicht gerüttelt werde. Der Städtebund befürworte die Initiative, „auch wenn dadurch zusätzliche Kosten auf die Städte und Gemeinden zukommen. Wir gehen aber davon aus, dass die prognostizierten Synergieeffekte diese Kosten neutralisieren, im Idealfall sogar senken werden und damit Ressourcen frei werden, die in die Qualität der Pflege fließen können.“
Eine „sinnvolle Weiterentwicklung“ sieht auch FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr in einer Stellungnahme auf die am Donnerstag präsentierten weiteren Schritte: „Die neuen und modernisierten Strukturen steigern die Effizienz der Pflege in Oberösterreich und sorgen für eine zukunftsfähige Betreuung älterer Menschen, ohne die Eigenständigkeit der Gemeinden zu beeinträchtigen. Eine sinnvolle Weiterentwicklung, um die Leistung für unsere Bürger nachhaltig zu verbessern.“
Auch lesen:
Pflege in Oberösterreich: Neue Service-GmbH soll Personalsuche und Innovationsmanagement bündeln
Bilanz nach zwei Jahren: Fachkräftestrategie Pflege zeigt Wirkung
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden