Doris Hummer als Wirtschaftskammer OÖ-Präsidentin wiedergewählt
OÖ/LINZ. Doris Hummer (Wirtschaftsbund) wurde bei der Sitzung des Wirtschaftsparlaments als Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ) wiedergewählt, für die Funktionsperiode 2025 bis 2030. Anlässlich der Wiederwahl fordert sie eindringlich neue Weichenstellungen.
WKOÖ-Vizepräsidentin bleibt Angelika Sery-Froschauer, ebenso bleiben die Vizepräsidenten Leo Jindrak und Clemens Malina-Altzinger in ihrem Amt. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gratulierte Doris Hummer zur Wahl und dankte allen Funktionären der Wirtschaftskammer, dass sie in herausfordernden Zeiten Verantwortung übernehmen und mitgestalten.
„Österreich in echte Rezession geschlittert“
In ihrer Rede legte Doris Hummer den Finger auf offene Wunden des Wirtschaftsstandorts Österreich, vom Arbeitskräftemangel bis zum Außenhandel.
„Die Betriebe haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind widerstandsfähiger geworden, aber die Unsicherheiten sind in den vergangenen Jahren mehr geworden. Energiekrisen, geopolitische Spannungen, Lieferkettenprobleme, Inflation, steigende Lohn- und Lohnnebenkosten und zuletzt weltwirtschaftliche Verwerfungen durch die amerikanische Zollpolitik. Das alles hat uns wirtschaftlich auf eine harte Probe gestellt mit ernsten Folgen: Österreich ist in eine echte Rezession geschlittert, die mehr als ein Konjunkturtief ist – sie ist ein Alarmsignal für unseren Standort. Jetzt ist es notwendig, alte Strukturen aufzubrechen, denn die Welt ordnet sich neu. Dafür wollen wir auch ein Mutmacher und Rückenstärker für die Politik sein. Wir können die neuen Probleme nicht mit dem alten Denken lösen“, so Hummer.
Zahlreiche Forderungen
Unter anderem fordert sie neue Rahmenbedingungen, damit sich Leistung lohne und Arbeit rechne. „Im Schnitt arbeiten die Österreicher über sechs Wochen weniger pro Jahr als noch 1995 – bei gleichbleibender Urlaubs- und Feiertagsregelung. Wir brauchen eine Arbeitswelt, die Leistung belohnt und nicht bremst“, so Hummer. „Wohlstand entsteht durch Arbeit, Fleiß und Innovation. Diesen Wohlstand kann man dann verteilen.“
Damit Unternehmen wieder investieren, fordert die wiedergewählte WKOÖ-Präsidentin Investitionsfreibeträge, steuerliche Begünstigungen und gezielte Förderungen zur Eigenkapitalstärkung und Investitionsprämien.
Zum Thema Energie: „Während andere Länder es geschafft haben, die Energiekosten in den Griff zu bekommen, war das in Österreich nicht möglich, dabei machen Steuern und Abgaben die Hälfte der Energiekosten aus. Unsere Industrie ist im internationalen Wettbewerb im Nachteil. Und das nicht theoretisch, sondern ganz praktisch in Auftragsbüchern, Standortentscheidungen und Investitionsstopps.“
Entbürokratisierung und Digitalisierung
„Jedes Formular, das wir nicht ausfüllen müssen, und jeder Bericht, den wir nicht erstellen müssen, ist eine Erleichterung“, fordert Doris Hummer mutige Schritte zum Bürokratieabbau. „Es braucht jetzt endlich den Mut, falsch eingeschlagene Wege zu verlassen. Erfreulich, dass die EU-Kommission das endlich auch verstanden hat.“
Beim Thema Digitalisierung habe Oberösterreich jetzt eine Riesenchance, beim Thema Künstliche Intelligenz mit den Standortpartnern die Kräfte zu bündeln.
Partnerschaften mit Drittstaaten eingehen
Angesichts eines Export-Einbruchs „müssen wir dringend neue Partnerschaften mit Drittstaaten eingehen, Handelsbarrieren abbauen, Abkommen wie Mercosur endlich abschließen und den europäischen Binnenmarkt stärken“, fordert die WKOÖ-Präsidentin.
Wirksamkeit der WKOÖ für die Mitglieder erhöhen
„Mehr Mitglieder zu Kunden machen und die Wirksamkeit der WKOÖ-Leistungen erhöhen“, postulierte WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer die Leitlinie des WKOÖ-Managements. „War früher ein Drittel der Mitglieder Kunde, ist es heute die Hälfte. 2030 sollen es zwei Drittel sein.“ Zusätzlich zu mehr Kundenorientierung sollen auch in der Organisation die Voraussetzungen für eine effiziente Leistungserbringung geschaffen werden.
IV OÖ gratuliert
Auch die Industriellenvereinigung (IV) OÖ gratuliert Doris Hummer und ihrem Team zur Wiederwahl. Und bekräftigt Hummers Forderungen: „Österreich hat massiv an Wettbewerbsfähig verloren. Es sind hausgemachte strukturelle Ursachen dafür verantwortlich. Die Lohnstückkosten sind in Österreich in den letzten fünf Jahren wesentlich stärker gestiegen als in Deutschland und im EU-Schnitt. Auch bei den Energiekosten für die energieintensive Industrie braucht es einen neuen Ansatz, wie er mit der Strompreiskompensation in vielen Ländern in Europa bereits besteht. Im Ergebnis hat Österreich mit über 45 Prozent die weltweit höchste Steuerquote, weist trotzdem ein enormes Budgetdefizit und stark steigende Staatsverschuldung aus und ist Wachstumsschlusslicht in Europa. Auch die Sozialpartner sind daher gefordert, in ihrer Zusammenarbeit zu einer neuen inhaltlichen Basis ihrer Arbeit zu kommen. „Der Standort Österreich braucht unmittelbar wirksame Reparaturmaßnahmen und langfristig wirksame Reformen. Die IV OÖ wird diesen Prozess eng begleiten und freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Team von Präsidentin Doris Hummer.“
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