Kronstorf liefert Energie fürs Land: 800 Millionen Euro werden investiert
KRONSTORF/LINZ. Die Austrian Power Grid AG (APG), die Netz Oberösterreich GmbH und die Linz Netz GmbH investieren gemeinsam 800 Millionen Euro in die größte Energienetz-Baustelle des Landes. Geplante Fertigstellung des neuen 220-Kilovolt-Rings ist im Jahr 2030 und soll rund 500.000 Menschen mit Strom versorgen.
Die über 70 Jahre alte 110-Kilovolt-Stromversorgung für den Zentralraum Oberösterreich soll durch einen neuen 220-kV-Versorgungsring ersetzt werden. Mitten in Kronstorf wächst dafür ein Herzstück der künftigen Energieinfrastruktur heran: Auf einer 13 Hektar großen Baustelle stehen bereits neun massive Transformatorboxen, die später mit den eigentlichen Trafos ausgestattet werden.
Lieferungen ab März 2026
Je drei dieser Boxen bilden einen Transformatorblock, der die Hochspannung von 220.000 Volt auf die niedrigere Spannungsebene für das regionale Netz (Haushalte) herunterregelt. Die Dimension dieser Anlagen ist gewaltig: Ein einzelner Block kostet etwa 24 Millionen Euro.
Die Transformatoren selbst werden im März 2026 angeliefert und mit nicht mehr als sieben Stundenkilometern über Enns nach Kronstorf transportiert. Ihre Lebensdauer beträgt etwa 50 Jahre, die Steuerungstechnik wird alle 15 bis 20 Jahre erneuert.
Leistung vervierfachen
Derzeit wird der gesamte Zentralraum noch ausschließlich über ein 110-kV-System versorgt. Dieses kann man sich wie eine Landstraße vorstellen: Es funktioniert, stößt aber angesichts wachsender Anforderungen an seine Grenzen. Das neue 220-kV-Netz hingegen entspricht einer mehrspurigen Autobahn, die ein Vielfaches an Verkehrsaufkommen sicher bewältigen kann. Die mögliche Leistung steigt damit von derzeit rund 800 Megawatt auf künftig bis zu 3.400 Megawatt, was nahezu einer Vervierfachung entspricht. „Damit ist die Versorgung des Zentralraums für die kommenden Jahrzehnte gesichert“, sagt APG-Vorstandssprecher Gerhard Christiner.
Steigender Energiebedarf
Der Bedarf steigt rasant, denn der Wirtschaftsraum zwischen Enns und Steyr wächst dynamisch, immer mehr industrielle Prozesse werden elektrifiziert und neue Produktionsverfahren benötigen enorme Energiemengen. Die Voestalpine plant ab 2027 die Umstellung auf einen Elektro-Lichtbogenofen und damit auf strombasierte Stahlproduktion. Gleichzeitig zieht die Region auch demografisch an: Laut Prognose des Landes OÖ sollen allein Linz, Wels und Steyr bis 2045 auf rund 332.500 Einwohner anwachsen. „Die Voest braucht den sauberen Strom rechtzeitig, wenn der neue Ofen ans Netz geht – dafür müssen wir liefern“, so Christiner.
Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) unterstrich die energie- und klimapolitische Bedeutung des Projekts. Infrastrukturausbau sei die Grundlage einer erfolgreichen Energiewende; die Umstellung von fossilen auf klimaneutrale Produktionsweisen sei keine Frage der Ideologie, sondern eine der Physik. Oberösterreich trage dabei als führendes Industriebundesland besondere Verantwortung. Man wolle zeigen, dass moderne Stahlproduktion ohne CO2-Ausstoß möglich sei, doch dafür brauche es große Mengen sauberen Stroms – und genau dieser werde künftig über die neue Leitung kommen.
Strom für Hunderttausende
Der neue Versorgungsring wird in den nächsten Jahren zunehmend sichtbar werden. Insgesamt entstehen 138 neue Masten, manche bis zu 70 Meter hoch, die sich von Linz-Kleinmünchen bis zum Umspannwerk Kronstorf und wieder zurück ziehen. Die Eingriffe in Natur und Landschaft seien nicht zu vermeiden, würden aber so gering wie möglich gehalten, betonten die Verantwortlichen.
Langfristig soll der neue 220-kV-Ring ab 2030 rund 500.000 Menschen mit Strom versorgen und durch ein stabiles Netz Preisschwankungen abfedern.
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