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Oberösterreich stellt Krisen- und Katastrophenmanagement neu auf

Tips Logo Karin Seyringer, 12.12.2025 18:46

OÖ/LINZ/BEZIRK. Hochwasserereignisse, Extremwetterlagen, Cyberangriffe oder geopolitische Spannungen: Das Land OÖ reformiert gemeinsam mit allen beteiligten Organisationen das Krisen- und Katastrophenmanagement. Das Vorhaben wurde am Freitag im Landhaus in Linz vorgestellt. Sie umfasst unter anderem den Aufbau eines digitalen Lagezentrums.

Landesrettungskommandant Reinhard Schmidt, Militärkommandant Dieter Muhr, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Landespolizeidirektor Andreas Pilsl und Landesfeuerwehrkommandant Robert Mayer (v. l.) stellten die geplante Reform vor. (Foto: Land OÖ/Margot Haag)

„Wenn man sich alleine die Entwicklung der Welt rund um uns betrachtet, muss man einfach davon ausgehen, dass Herausforderungen, Katastrophenfälle, Krisensituationen nicht weniger werden und dass sich die Lagen wahrscheinlich auch noch komplexer darstellen werden“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Gemeinsam mit Katastrophenschutz-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP), Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, Feuerwehrpräsident und Landes-Feuerwehrkommandant Robert Mayer, Landesmilitärkommandant Brigadier Dieter Muhr und Landesrettungskommandant Reinhard Schmidt stellte er die Pläne für ein modernisiertes Krisen- und Katastrophenmanagement vor.

„Herausforderungen ändern sich“

„Wir wollen gemeinsam mit der Kompetenz aller schauen, wie wir ein Management auf Höhe der Zeit am besten miteinander verschränken, uns aufeinander einstellen und strukturell so vorgehen, dass wir bestmöglich und in der Sekunde agieren können“, so Stelzer. Das bestehende System werde gemeinsam weiterentwickelt, denn „Herausforderungen ändern sich.“

Landesrätin Langer-Weninger verweist darauf, dass Oberösterreich im Krisen- und Katastrophenschutz immer schon Vorreiter gewesen sei, verweist auf die bestehende Abläufe und Strukturen im Katastrophenschutz, den Notfallplan der Gemeinden bei einem Blackout, den seit zehn Jahren bestehenden Digitalfunk, die flächendeckende Versorgung der Feuerwehren mit Drohnen. „Es ist wichtig im Ernstfall gut abgestimmt zu sein, zu wissen, wer welche Tätigkeit hat, was zu machen ist. Unsere Einsatzorganisationen sind hier die Profis vor Ort.“ Die Modernisierung mit verstärkter Zusammenarbeit sei der wichtige, nächste logische Schritt, der am Ende ein System bringe, das noch mehr Sicherheit gebe.

Das soll sich ändern

Mit dem künftigen Krisen- und Katastrophenmanagement werden die bisher getrennten Bereiche Krisenmanagement und Katastrophenschutz organisatorisch zusammengeführt. Eine neue, zentrale Organisationseinheit entsteht. Der Grundsatz der „Einheit der Führung“ wird erstmals organisatorisch verankert.

Es wird ein digitales Landeslagezentrum aufgebaut, im Endausbau 24/7 einsatzfähig – mit sämtlichen relevanten Informationen und Daten, von Wetter- und Pegelständen über Verkehrslagen bis zu Infos über kritische Infrastruktur, in Echtzeit gesammelt, analysiert und zu einem Lagebild verarbeitet. Direkte Schnittstellen zu Bund, den Einsatzorganisationen, Bezirken und Gemeinden sind geplant.

Innerhalb der Landesverwaltung werden professionelle Einsatzteams aufgebaut – bestehend aus Mitarbeitern verschiedenster Abteilungen, die speziell für Stabsarbeit, Lageführung und Kriseneinsätze geschult werden.

Gestärkt werden sollen zudem die Bezirke und Gemeinden, „sie sind in den meisten Fällen die ersten Stationen, die gefordert sind. Daher ist es wichtig, dass sie gut informiert sind, dass wir gut abgestimmt sind“, so Stelzer.

Organisationen bringen Erfahrungen ein

Auf die immer komplizierter werdenden Lagen verweist auch Landespolizeidirektor Pilsl – dann müsse die Arbeit reibungsfrei und möglichst einfach gestaltet funktionieren. „Jeder hat in seinem Bereich die entsprechenden Erfahrungen und die wollen wir jetzt einbringen, um ein System zu schaffen, wo ein Rädchen ins andere greift, wo vieles möglicherweise auch automatisiert zur Verfügung gestellt werden kann und wo wir unsere Erfahrungen der letzten Jahre, etwa mit der Flüchtlingskrise, mit auf den Tisch bringen.“

„Die Dinge beginnen sehr oft im Kleinen mit der Alarmierung einzelner Feuerwehren und arbeiten sich dann zu Großschadenslagen hoch. Wir haben ein sehr engmaschiges Netz, auf das wir zurückgreifen können. Dazu ist es aber wichtig, dass es ein enges Zusammenwirken gibt. Der Erfolg liegt letztendlich in der Zusammenarbeit“, ist Landesfeuerwehrkommandant Mayer überzeugt. „Wir freuen uns auch auf diesen Prozess, weil wir sehen, dass die Anforderung an uns alle stetig steigen wird.“

„Von Seiten des Bundesheeres machen wir gerne mit und unterstützen“, so auch Landesmilitärkommandant Muhr. „Wir sehen in diesem Prozess auch Führungsgrundsätze des Militärs verwirklicht. Gerade im Krisenmanagement ist es wichtig, rasch zu kompetenten Entscheidungen zu kommen. Einfachheit, klare Zuordnungen, Kompetenzen und Abläufe - damit wird das alles kompetenter und auch viel schneller. Und ein Grundsatz ist auch, dass alle von einem gleichen Lagebild aus ihre Entscheidungen treffen können.“

Landesrettungskommandant Schmidt verweist darauf, dass es im Grunde darum gehe, Hilfe rasch zu den Menschen zu bringen. Es gehe aber auch um die Entscheidungsvorbereitung. „Diese neuen Strukturen, die wir hier schaffen, verkürzen Entscheidungswege, optimieren diese Entscheidungsfindung und auch die Zusammenarbeit zwischen uns noch weiter - davon profitieren letztendlich wieder die, die die Hilfe brauchen, also die Menschen. Wir ziehen hier seit vielen Jahren immer schon gemeinsam an einem Strang, und das macht uns besser.“

Umsetzung bis Ende 2027 geplant

Umgesetzt werden soll das Reformprojekt in mehreren Schritten. 2026 entwickeln vier eingesetzte Arbeitsgruppen konkrete Konzepte zu Organisation, Personal, Digitalisierung und rechtliche Rahmenbedingungen. 2027 sollen die politischen Beschlüsse und der Aufbau umgesetzt werden, mit dem Ziel, dass das neue System Ende 2027 regulär läuft.  


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