
WINDHAAG BEI PERG. Frauen spielen in Oberösterreichs Landwirtschaften eine bedeutende Rolle. Dabei zeigt sich eine beeindruckende Vielfalt. Eine sehr vielseitig engagierte Bäuerin ist Marlene Schützeneder. Gemeinsam mit ihrem Mann Stefan bewirtschaftet sie den Hof in Windhaag seit über einem Jahr im Vollerwerb.
Tips:Wie war es, als Sie den Hof übernommen haben?
Schützeneder: Mein Mann und ich haben den Hof 2019 von meinen Schwiegereltern, Margit und Franz Schützeneder, übernommen. Diese haben den Betrieb auf drei Standbeinen aufgebaut. Das erste und größte Standbein ist die Milchviehwirtschaft. 2009 wurde ein neuer Laufstall gebaut. 2019 haben wir dann den Stall durch einen Melkroboter modernisiert. Das zweite Standbein ist die Kompostanlage, welche mein Mann und ich seit der Übernahme noch erweitert haben. Die Vermietung von Wohnungen stellt das dritte Standbein dar. Meine Schwiegereltern haben uns schon vor der Hofübernahme immer in wichtige Entscheidungen miteingebunden, worüber wir sehr dankbar waren.
Tips:Warum sind Sie Bäuerin geworden und was bedeutet der Beruf für Sie?
Schützeneder: Ich bin in Pucking auf dem Ackerbaubetrieb meiner Eltern aufgewachsen. Für mich als Kind gab es nichts Schöneres, als auf einer Landwirtschaft aufzuwachsen und so wünschte ich es mir auch einmal für meine Familie. Deshalb entschied ich mich für die HBLA in Elmberg als weiterführende Schule, um den Grundstein für mein Bäuerinnendasein zu legen. Während meiner Ausbildung lernte ich Stefan kennen und wir beschlossen, seinen elterlichen Betrieb zu übernehmen. Der Beruf Bäuerin bedeutet für mich eine Arbeit mit Herz, Hand und Verstand.
Tips:Wie hat sich die Arbeit in der Landwirtschaft verändert?
Schützeneder: Auch die Arbeit in der Landwirtschaft entwickelt sich, neben den noch immer erforderlichen manuellen Tätigkeiten, mehr und mehr in eine digitale Ausrichtung. Als Landwirt sollte man gute EDV-Kenntnisse besitzen, da sowohl die Arbeit im Büro, Ausfüllen von verschiedenen Anträgen, Dokumentationen, Buchhaltung, usw., immer mehr wird. Auch im Stall und am Feld hat das Computerzeitalter Einzug gehalten. Heutzutage sollte man als Landwirt auch unternehmerisches Denken mitbringen, um einen rentablen Betrieb führen zu können.
Tips:Was soll sich für Sie in der Landwirtschaft noch verändern?
Schützeneder: Ein großes Anliegen ist mir, dass unser Berufsstand wieder ein positiveres Image in der Bevölkerung erlangt, darzulegen, dass wir Landwirte nicht die Hauptverursacher für die hohe CO2-Belastung sind, sondern mit unserer Arbeit, sieben Tage in der Woche, Lebensmittel, mit Bedacht auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz, in bester Qualität erzeugen. Daher wäre es schön, wenn noch mehr Konsumenten regionale und saisonale Produkte kaufen würden. Um diese Qualität erhalten zu können, brauchen wir faire Preise, da wir Bauern sonst in den Nebenerwerb oder gar zum Aufgeben gedrängt werden.
Tips: Sie sind auch künftige Ortsbäuerin von Windhaag und momentan noch Stellvertreterin. Was bedeutet diese Funktion für Sie?
Schützeneder: Die Funktion der Ortsbäuerin bedeutet für mich, sich in der bäuerlichen Szene zu vernetzen, gerade auf Orts- und Bezirks-ebene gemeinsame Projekte zu starten und umzusetzen. Natürlich auch, um Traditionen zu pflegen. Als Beispiele die Erntedankkrone, die jedes Jahr von uns Bäuerinnen in Windhaag gebunden wird, oder auch der Kinderfasching, der von uns organisiert wird. Ebenfalls ein sehr wichtiger Bereich ist die Öffentlichkeitsarbeit, sodass wir transparenter für die Bevölkerung werden, das fängt schon in der Arbeit mit den Kindern an Schulen an und geht bis hin zur Leitung von Seminaren.
Tips: Sie sind Mama von vier Kindern: Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut? Und was geben Sie Ihren Kindern in Sachen Landwirtschaft mit?
Schützeneder: Ja, mein Mann und ich haben vier aufgeweckte Kinder. Familie und Betrieb unter einen Hut zu bringen, gelingt mit tatkräftiger Unterstützung meiner Schwiegereltern, die bei uns am Hof leben und immer helfen, wenn sie gebraucht werden. Auch auf meine Eltern, unsere Geschwister und Freunde können wir zurückgreifen. Mein Mann und ich sind immer dankbar für die vielen helfenden Hände, wenn Not am Mann ist. In Sachen Landwirtschaft und auch für ihr weiteres Leben möchten wir unseren Kindern vermitteln, wie wichtig Familienzusammenhalt, Verantwortung für Lebewesen, Umwelt und ihr eigenes Handeln sind.