„Lügen ist heute die am meisten verbreitete Form der Folter“
MAUTHAUSEN/LANGENSTEIN/ST. GEORGEN/GUSEN. In den vergangenen Tagen fand in der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St. Georgen die sechste Auflage des Internationalen Menschenrechtesymposiums statt. Heuer wurde der Schwerpunkt auf das brisante Thema „Verbot der Folter“ gelegt.
Eröffnet wurde das Symposium mit einem Abend, der dem Hauptthema des diesjährigen Symposiums einen Einstieg bieten sollte. Besondere Würdigung erfuhr die mehrtägige Veranstaltung bereits im Vorfeld, denn die UNESCO hat heuer erstmals die Schirmherrschaft übernommen. „Es ist ein großes Anliegen der UNESCO, mit verantwortungsvollen Menschen zusammenzuarbeiten, die sich solcher Themen annehmen. Wie dringlich das heutzutage ist, ist offensichtlich“, so Martin Fritz, der Generalsekretär der Österreichischen UNESCO-Kommission. „Es geht um eine globale Perspektive, denn nur so muss man Menschenrechte ernst nehmen.“
Folter in vielen Facetten
Der Präsident des Internationalen Mauthausen Komitees, Guy Dockendorf, brachte die bewegendste Rede an diesem Abend. „Was momentan international passiert, braucht unsere geballte Aufmerksamkeit und Courage. Demokratische Werte werden mit Füßen getreten, ein Herr Putin will mit Lügen die Menschen mundtot machen. Lügen ist wahrscheinlich die am meisten verbreitete Folter derzeit“, so Dockendorf. In seiner Videobotschaft meldete sich auch Othmar Karas, der Erste Präsident des Europäischen Parlaments zu Wort und betonte: „Menschenrechte, eine lebendige Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit sind die DNA der Europäischen Union. Folter ist wieder an der Tagesordnung, wir müssen hinschauen und haben alles zu tun, um Putins Kriegsverbrechen Einhalt zu bieten.“
Ums Hinschauen ging es dann nicht nur am Eröffnungsabend, sondern in den zahlreichen Workshops und Kulturangeboten des Symposiums. Denn nur, wenn man auch aufsteht und etwas tut gegen das Unrecht, kann sich etwas verändern.
Rückschau und Bezug zur Gegenwart herstellen
Aus der Geschichte der Region lernen, aber auch den Bogen zur Gegenwart spannen, das ist der Anspruch des Symposiums seit der ersten Auflage. „Wenn man aus Mauthausen kommt, dann weiß man, wie es ist, wenn man wohin kommt und wie die Leute reagieren, wenn man das auch sagt, woher man kommt. Wir hätten doch etwas tun können, man schaut uns mit Verachtung an oder macht schreckliche unpassende Witze.
Symposium als dritter Schritte in ein aktiven Bewusstseins
Ja, es stimmt, wir haben lange nichts getan. Der erste Schritt waren dann die Veranstaltungen der Perspektive Mauthausen, der zweite die Gründung der Bewusstseinsregion und der dritte ist dieses Symposium. Damit stellen wir Gegenwart und Zukunft in den Mittelpunkt mit einer Rückschau. Angesichts der aktuellen Lage in der Welt ist das so wichtig“, so die ehemalige Landesrätin Gerti Jahn aus Mauthausen.
Im Rahmen der Veranstaltungen gab es zahlreiche Möglichkeiten, zu diskutieren und sich auszutauschen. Gestartet wurde dieser Prozess gleich bei der Eröffnung. In Kleingruppen wurden verschiedene Themen aufgearbeitet. Bei der Podiumsrunde wurden aktuelle Gewalttaten thematisiert und auch bereits Forderungen eingebracht, wie man diesen entgegenwirken kann.
Dabei ging es auch darum, wie viele Vorurteile es gegen Asylwerber gibt. Von denen aber ein großer Teil genau zu jenen Menschen zählt, die massiv von Folter betroffen waren und es oft noch sind.
Live-Stream und bewegende Kulturbeiträge
Viele Beiträge des Symposiums, auch die Eröffnung, konnten auch per Live-Stream verfolgt werden. Zahlreiche Beiträge dazu gibt es in Sozialen Medien und auf der Website. Alle Infos und Links dazu sind online zu finden auf: www.menschenrechte-symposium.eu
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