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Nach tödlicher Hundeattacke: „Man kann jetzt nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen“

Michaela Primessnig, 11.10.2023 11:26

NAARN/BEZIRK PERG. Nach der tödlichen Hundeattacke vergangene Woche im Ortsteil Sebern, gibt es kaum einen Ort im Bezirk, an dem nicht über die Tragödie gesprochen wird. Das Mitgefühl gehört den Angehörigen, aber auch die Debatte, wie es zu diesem schrecklichen Vorfall kommen konnte, bewegt die Gemüter. Und damit verbunden: Wie kann ein Hundehaltegesetz verbessert werden, damit so etwas nie wieder passiert?

Trauer und Fassungslosigkeit in Sebern (Foto: Primeßnig)
Trauer und Fassungslosigkeit in Sebern (Foto: Primeßnig)

Nach der Hundeattacke, bei der eine 60-jährige Joggerin von einem American Staffordshire Terrier in Sebern getötet wurde, hat der Bürgermeister Martin Gaisberger inzwischen ein Hundehalteverbot auf unbefristete Zeit für das Halterinnen-Paar ausgesprochen. „Es geht jetzt um Sicherheit. Die Angst war einfach zu groß, das wäre auch nicht mehr gegangen“, erklärt Gaisberger im Gespräch mit Tips.

Nichts ist, wie es war, in Sebern und in der ganzen Gemeinde. Das Opfer war eine beliebte Frau, die mitten in der Gesellschaft stand. Die Trauer, aber auch die Angst ist Passanten ins Gesicht geschrieben. Fassungslosigkeit herrscht noch immer.

Dass die Hunde weggebracht wurden, sorgt ein wenig für Erleichterung. „Die Leute sind natürlich generell jetzt sensibilisiert gegenüber Hundehaltern, da braucht es einfach noch eine lange Zeit. Man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, weiß Gaisberger.

Dass nun eine Evaluierung des OÖ. Hundehaltegesetzes in Angriff genommen wird, hält Gaisberger auf jeden Fall für eine wichtige Reaktion: „Ich bin kein Hundefachmann, aber ich bin schon überzeugt, dass Schulungen dazu beitragen können, dass es nicht eskaliert und so ein Vorfall verhindert werden kann.“

Landesrat Lindner: „Der Mensch hat oberste Priorität

Bereits am Donnerstag der vergangenen Woche fand das erste Treffen der von Tierschutz-Landesrat Michael Lindner einberufenen Arbeitsgruppe zur Evaluierung des Oö. Hundehaltegesetzes statt. Landesrat Lindner hat zu Beginn der Sitzung klargestellt: „Die Evaluierung des Oö. Hundehaltegesetzes hat oberste Priorität.“ Schwerpunkte sieht Landesrat Lindner klar in der Aufwertung des Sachkundenachweises: „Die Aufwertung des Sachkundenachweises bei der letzten Novellierung war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir werden den Sachkundenachweis aber zu einem Hundeführerschein für Oberösterreich weiterentwickeln – Schutz und Sicherheit der Menschen hat oberste Priorität“, führt Landesrat Lindner aus. Weiters wurde der Auftrag erteilt, rechtliche und praktische Möglichkeiten zu prüfen, Hunde nach deren Gefährdungspotential einzuteilen (zum Beispiel Beißkraft, Gewicht), um auf dieser Klassifizierung aufbauend differenzierte Regelungen für Hundehalter schaffen zu können.

„Wichtig ist, dass es zu keinen politischen Schnellschüssen kommt, sondern fachlich fundierte Überlegungen stattfinden – nur so können wir am Ende eine gute Lösung sicherstellen!“

Hundetrainer Benezeder:„Stimmung ist bedenklich“

Bei der intensiven öffentlichen Debatte, die nun um das Verhalten von Hundehaltern gemacht wird, hofft Hundetrainer Michael Benezeder, dass die Emotionen trotzdem beiseite gelegt werden und sachlich über weitere Schritte diskutiert wird. „Wenn ich jetzt mit meinen Hunden gehe, bekomme ich wirklich schreckliche Blicke zugeworfen. Die Angst vor Hunden ist jetzt generell sehr groß, vor allem aber die negative Energie gegen Hundehalter“, gibt Benezeder zu bedenken. 99,6 Prozent der Hunde in Österreich seien unauffällig. Dass man sich nun mit dem Oö. Hundehaltegesetz wieder beschäftigt, sieht der Experte aber positiv. „Einen generellen Hundeführerschein begrüße ich auf jeden Fall. Die Frage ist aber, wie dieser aussehen wird. Das Hauptproblem ist, dass die Leute oft gar nicht wissen, welches Tier sie sich da heimtun.“

Kommunikation mit Hunden verbessern

Wichtig sei vor allem, den Leuten beizubringen, wie sie ihre Hunde lesen können. „Der Mensch muss gut geschult werden, damit er seinen Hund versteht. Es bräuchte aber auch viel mehr Information und Beratung im Vorfeld, damit die Menschen drauf schauen, ob eine Rasse überhaupt zu ihnen und ihrem Leben passt“, so Benezeder.

Eine Klassifizierung von Listenhunden hält der Hundetrainer für problematisch. „Auch andere Hunde können gefährlich werden, wenn sie nicht richtig geführt werden. Aber natürlich muss man sich fragen, warum die Leute eine spezielle Rasse haben wollen.“ Ausbildungen sollten auf jeden Fall dann auch überprüft werden, sonst würde das alles nicht viel bringen.


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