„Singen für die Seele“: das kleine Glück des gemeinsamen Singens
MAUTHAUSEN. Einmal im Monat trifft sich im Mauthausner Pfarrheim eine Gruppe von Menschen zum „Singen für die Seele“. Im Fokus steht nicht die Ambition auf Bühnenapplaus, sondern schlicht und einfach die Freude am gemeinsamen Singen. Und genau das ist das Besondere und das Erfolgsrezept dieser Gesangsgruppe.
Die Idee entstand 2010 im Caritas-Ausschuss der Pfarre. Monika Greindl, heute Caritas-Regionalleiterin, und Ingeborg Weißenböck beobachteten eine zunehmende Vereinsamung in der Gesellschaft. „Da müsste man doch etwas unternehmen“, waren sich die beiden einig. Da beide musikalisch sind, war die Idee von „Singen für die Seele“ schnell geboren. „Ich wollte die Gruppe aber nicht alleine gründen und erzählte meinem Nachbarn Hans Maly davon. Er war sofort begeistert und gemeinsam luden wir damals zum ersten zwanglosen Treffen ein“, erinnert sich Ingeborg Weißenböck.
Singen ohne Leistungsdruck und Auftritte
Das Konzept ist einfach: Gemeinsam singen, ohne Leistungsdruck. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir keine Auftritte machen, sondern nur für uns selbst singen“, erinnert sich Hans Maly. Diese Ungezwungenheit und die Reduktion auf das Wesentliche überzeugte viele. Aus fünf anfänglichen Mitgliedern wurden 25, die nun regelmäßig aus Mauthausen und Umgebung kommen.
Das Erfolgsrezept liegt neben dem fehlenden Druck auch in der Auswahl der Musikstücke. Das Repertoire an Liedern gleicht einem bunten Strauß aus altbekannten Klassikern aus Kindheit und Jugend, die in vielen Menschen schöne Erinnerungen wieder aufleben lassen. Evergreens und Schlager wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ oder Hits wie „Let it be“ und „Sierra Madre“ lassen die Herzen der Singbegeisterten höherschlagen.
Einer, der die alten Schlager besonders liebt, ist Karl Aichhorn. Beim Lied „Rote Lippen sollst du küssen“ beginnen seine Augen zu glänzen. „Wenn ich alte Hits wie diesen höre, kommt bei mir sofort Freude auf“, schwärmt der Mauthausner.
Strahlende Gesichter nach den Sing-Abenden
So wie ihm geht es vielen in der Gruppe. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn die Leute nach unseren Treffen mit strahlenden Gesichtern nach Hause gehen. Das Singen bewirkt etwas in uns Menschen. Für kurze Zeit können wir den Verstand ausschalten, Sorgen und Probleme hinter uns lassen und einfach nur im Moment leben und ihn genießen“, ist Ingeborg Weißenböck von den positiven Auswirkungen des Singens auf Körper, Geist und Seele überzeugt.
Nur einmal im Jahr macht die Gesangsgruppe eine Ausnahme vom selbst auferlegten Auftrittsverbot. Im Advent singt man im örtlichen Pflegeheim. Dann werden die Lieder passend zur ruhigen Jahreszeit besinnlicher und andächtiger. Die Dankbarkeit in den Augen der Heimbewohner wiegt jede Unsicherheit der Hobby-Sängerinnen und -Sänger auf, denn beim alljährlichen Adventauftritt der Gruppe geht es nicht um die perfekte Darbietung, sondern um eine Geste der Verbundenheit mit den betagten Zuhörern.
Wer am Singen für die Seele teilnehmen will, ist herzlich willkommen. „Die einzige Voraussetzung ist Freude am Singen“, sagt Ingeborg Weißenböck. Treffpunkt ist immer am zweiten Montag im Monat um 19 Uhr (bis 21 Uhr) im Pfarrheim.
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