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Obmann der Aiserbühne: „Wir halten zusammen wie eine Familie“

Leserartikel Gerlinde Riegler-Aspelmayr, 23.06.2025 16:42

SCHWERTBERG. Der Verein Aiserbühne feiert heuer sein 60-jähriges Bestehen. Obmann Gerhard Mayböck erzählt im Tips-Interview Anekdoten und blickt auf Highlights zurück.

Der Obmann des Vereins Aiserbühne Gerhard Mayböck (Foto: Gerlinde Riegler-Aspelmayr)
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Tips: Sie sind 74 Jahre alt und schon seit 50 Jahren Mitglied der Aiserbühne. Wie kamen Sie damals zum Verein?

Mayböck: Im Jahr 1975 sprach mich der Obmann der Aiserbühne, Franz Reindl, an, ob ich nicht beim Plakatieren helfen könnte. Ich sagte zu und merkte, dass das alles lässige Leute sind, die bei diesem Verein mitarbeiten. Heute, 50 Jahre später, ist die Aiserbühne mein zweites Zuhause. Ich bin eigentlich fast täglich hier. Oft schon zeitig in der Früh. Wenn ich nicht mehr schlafen kann, steh ich auf und fahre auf die Aiser. Denn zu tun gibt es eigentlich immer was auf diesem riesigen Gelände.

Tips: Die Zahl der ehrenamtlichen Arbeitsstunden, die in den vergangenen Jahrzehnten von Mitgliedern der Aiserbühne geleistet wurden, ist überwältigend. Was ist das Geheimnis dieses Vereins?

Mayböck: Wir sind hier ein große Familie, die zusammenhält. Doch was bei uns ganz großgeschrieben wird, ist die Geselligkeit. Wenn wir gemeinsam hier arbeiten, dann gibt es immer danach noch ein gemütliches Zusammensitzen. Früher sind wir gelegentlich direkt von unseren „Nachbesprechungen“ in unserer Falstaffstube in die Arbeit gefahren. Es waren legendäre Zeiten.

Tips: Legendär ist in der gesamten Region auch das Aiserfest.

Mayböck: Ja, ich habe es in all den Jahren nur ein einziges Mal verpasst: im Jahr 1970. Da war ich beim Bundesheer und konnte leider nicht nach Schwertberg kommen.

Tips: Einmal wurde Ihnen wegen der Aiserbühne auch eine Polizeistreife geschickt. Wie kam es dazu?

Mayböck (lacht): Ja, das war eine witzige Geschichte. Früher haben wir ja alles selbst gemacht. Sogar die Waffen für Bühnenstücke haben wir eigenhändig geschmiedet. Einmal hatte ich den ganzen Kofferraum voller Messer, Schwerter und Hacken, die wir für ein Theaterstück über die Bauernkriege brauchten. Als ich in einer anderen Gemeinde unterwegs war und mein Auto wegen eines platten Reifens bei einer Tankstelle abstellen musste, sah jemand die vielen martialischen Waffen und dachte, ich sei ein Krimineller. Man informierte die Polizei. Die Beamten, die daraufhin ausrückten und mich kontrollierten, haben sich genauso über dieses Missverständnis amüsiert wie ich.

Tips: Welche Theaterstücke sind Ihnen besonders eindrücklich in Erinnerung?

Mayböck: Eigentlich ist jedes einzelne für sich immer wieder etwas Besonderes. Enorm viel Resonanz bekamen wir für die Aufführung „Der Bockerer“ im Jahr 2010. Am aufwendigsten vom Bühnenbild her war sicher die Aufführung des Raimund-Stückes „Der Alpenkönig und Menschenfeind“. Da haben wir einen vier Meter hohen Berg und eine Drehbühne gebaut.

Tips: Enormen Wert legt man auch auf die Nachwuchsarbeit.

Mayböck: Ja, es ist uns sehr wichtig, dass schon Kinder und Jugendliche Theaterluft schnuppern können. Das Theaterspielen ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Die Jungen sitzen oft nur mehr vor Handy, Computer und TV und konsumieren irgendwelche virtuellen Inhalte. Beim Theaterspielen können sie kreativ sein, sich selbst entfalten und spielerisch in andere Rollen schlüpfen. Für die Persönlichkeitsentwicklung ist das Theaterspielen sehr gesund und sollte viel mehr gefördert werden.

Tips: Gibt es eine Rolle, die Sie selber noch einmal gerne spielen möchten?

Mayböck: Nein, ich spiel nicht mehr. Mir ist das Textlernen auch ehrlich gesagt immer schwer gefallen. Mein Platz ist hinter den Kulissen und da gibt es immer mehr als genug zu tun. Die Arbeit wird mir also lange nicht ausgehen.

AISERBÜHNE
Der Verein Aiserbühne wurde 1965 von Franz Reindl gegründet. Damals zählte man 28 Mitglieder. Nach zehnjähriger Bauzeit wurde die in einem Steinbruch gelegene Freilichtbühne 1976 eröffnet. Über 350.000 Arbeitsstunden flossen in den vergangenen 60 Jahren in den Bau und Betrieb des Areals. Seit 2020 ist Gerhard Mayböck Obmann. Auf der Aiserbühne fanden rund 2500 Veranstaltungen und 100 Theaterproduktionen statt.

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