„Bei dem jetzigen Lockdown ist die Jugend schon sehr coronamüde“
BEZIRK PERG. Freunde treffen, Party machen oder Fußball spielen: Während des Lockdowns fällt das alles aus. Jugendliche, die versuchen, so viel es geht nicht zu Hause zu sein, sind in den letzten zehn Monaten fast ausschließlich zu Hause. Was bedeutet das für sie? Welche Herausforderungen stellen sich im Distance Learning und Social Distancing? Tips hat mit den Streetworkern Bernhard Reixenartner und Martina Steinecker über diese Fragen gesprochen.
„Ein Thema, das uns verstärkt auffällt, seit dem ersten Lockdown, ist, dass sich Jugendliche psychisch belastet fühlen und schon sehr „coronamüde“ sind. Manche fühlen sich einsam und verlieren den sozialen Halt. Wenn es nebenbei noch zu Angstgefühlen kommt, ist die aktuelle Situation psychisch nicht mehr tragbar. Bei uns können Jugendliche ihre Situation und ihre Gefühle vertraulich ansprechen“, berichtet der Streetworker Bernhard Reixenartner. Psychisch angeschlagen zu sein, ist leider nach wie vor ein Tabu-Thema. Hier empfiehlt Streetwork ganz klar, so früh es geht Unterstützung und Hilfe anzunehmen. „Kein junger Mensch muss durch diese krisenhafte Zeit alleine durch. Manchmal reicht ein Gespräch während eines Spaziergangs, um den Mut zu fassen“, erzählt die Streetworkerin Martina Steinecker. Streetwork bietet Begleitungen zu Ambulanzen und auch Fachärzten an, wenn dies von den Jugendlichen gewünscht wird. Weiters gibt es auch kostenlose Angebote vor Ort wie beispielsweise Beratung, Krisenintervention oder Psychotherapie bei der psychosozialen Beratungsstelle der pro mente OÖ.
Vertrauenspersonen außerhalb der Familie
Ein Lockdown wirkt sich auf unterschiedlichste Weise aus. Eine fehlende Struktur kann den Tag- und Nacht-Rhythmus aus der Bahn werfen. Langeweile, Einsamkeit, Über- und Unterforderung beim Distance Learning oder Gewichtszunahme und übermäßiger Konsum von sozialen Medien sind weitere Herausforderungen für die Jugendlichen. „In solchen Situationen braucht es vertraute Ansprechpersonen. Es ist wichtig, dass Sorgen in der Familie angesprochen werden können. Doch manchmal fällt es den Jugendlichen leichter, sich außerhalb bei einer Vertrauensperson auszusprechen. Diese Rolle übernehmen oftmals wir als Streetworker oder die Mitarbeiter in den Jugendzentren“, berichtet Steinecker. Die Jugendzentren so wie auch Streetwork sind online und mit Terminvereinbarung unter Einhaltung der Maßnahmen auch vor Ort erreichbar. „Die Jugendarbeitslosigkeit ist aufgrund der Corona-Pandemie auf einem hohen Niveau und stellt für betroffene Jugendliche eine hohe psychische Belastung dar. Auch das Jugendcoaching ist in diesen fordernden Zeiten ein Ansprechpartner und begleitet bei allen Fragen zur beruflichen Integration auch vor Ort“, wie Reinhold Daniel vom Jugendcoaching der Sozialen Initiative sagt. Tipps aus der offenen Jugendarbeit sind: Bleib in Kontakt mit deinen Freunden, mach Bewegung an der frischen Luft, teile dir deinen Tag ein, sei für andere da und frag um Hilfe.
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