„Viele von uns nehmen sich beim Thema Ernährung zu viel vor“
MAUTHAUSEN/LINZ. Viele Tips-Leser befinden sich momentan in der Fastenzeit. Wir haben mit der Mauthausener Ernährungswissenschafterin Katharina Berger-Holzer über das Durchhalten der Fastenzeit und über Ernährungstipps zum Erreichen seiner Ziele gesprochen.
Tips: Viele Menschen befinden sich in der Fastenzeit. Was raten Sie jenen, die sich mit dem Verzicht besonders schwertun?
Berger-Holzer: Ich glaube, besonders in diesem Jahr tun sich viele von uns mit dem Verzicht schwer, weil wir durch Corona ohnehin schon Entbehrungen erfahren müssen. Für die Fastenzeit habe ich zwei Grundsätze: Fortschritt ist besser als Perfektion. Es ist kein Weltuntergang, wenn ich mal Schokolade in diesen 40 Tagen esse, obwohl ich gerade darauf verzichte. Also einfach wieder aufstehen, weitermachen und nicht gleich alle Vorhaben über Bord werfen. Nicht alles auf einmal: Viele von uns nehmen sich in der Fastenzeit oder generell beim Thema Ernährung einfach zu viel vor. Mit meinen Klienten gehe ich meistens den Weg der kleinen Schritte. Monate später sind sie dann überrascht, wie viel sich schon nach kurzer Zeit verändert hat.
Tips: Gesunde Ernährung hat viele Dimensionen. Sind in Sachen „Gesunder Ernährung“ allgemeingültige Aussagen überhaupt möglich?
Berger-Holzer: Es gibt tatsächlich allgemeine Regeln, die man in jedem Fall beachten kann. Erstens: Selber kochen, denn für mich beginnt Gesundheitsvorsorge in der Küche. Zweitens regelmäßig essen: Wenn wir regelmäßig essen, wird unser Körper mit Lebensenergie versorgt und wir haben Energie und Kraft für unseren Alltag. Und drittens die Ernährung den Jahreszeiten anpassen. Das kalte Joghurt im Winter tut den meisten von uns nicht gut. Als Faustregel gilt, in der kalten Jahreszeit wärmende Nahrungsmittel und Gerichte zu genießen, Salate und Rohkost finden im Sommer ihren Platz.
Tips: Für viele ist gesunde Ernährung mit mehr Aufwand und mehr Kosten verknüpft. Wie sehen Sie das?
Berger-Holzer: Genau aus diesem Grund entwickle ich gerade mit meinen Kolleginnen vom TCM.trio einen Onlinekurs zum Thema „Vorkochen“. Das Vorkochen am Wochenende verschafft mehr Zeit während der Woche und reduziert den Aufwand in der Küche enorm. Spontan-Einkäufe im Supermarkt oder ein schneller Take-away werden überflüssig. Greift man dann noch auf saisonale und regionale Lebensmittel zurück, kann eine gesunde und bewusste Ernährung sehr kostengünstig sein.
Tips: Inwieweit hilft auf dem Weg zu gesunder Ernährung, sich an Lebensmittel aus der Region zu halten?
Berger-Holzer: Regionale und saisonale Lebensmittel stellen ein Grundkonzept der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) dar, da besonders heimische Nahrungsmittel unseren Körper und dessen Gleichgewicht optimal unterstützen. So sollte etwa eine Ernährung während der kalten Jahreszeit aus Suppen, Eintöpfen und Fleischgerichten bestehen, denn diese verleihen uns Wärme. Von innen heraus. Auf meiner Website finden sich auch immer wieder Rezepte mit exotischen Zutaten, das ist meiner zweiten Heimat Brasilien geschuldet, wo ich aufgewachsen bin.
Tips: Immer mehr Menschen legen einen Detox-Tag ein. Was sind die Vor- und Nachteile?
Berger-Holzer: Detox gehört zu meinen Lieblingsthemen. Einmal im Jahr biete ich eine Detox-Woche gemeinsam mit Monika Aichberger in der Mariahilf-Apotheke in Mauthausen an. Beim Entgiften geht es darum, die Organe zu entlasten. Indem man die „richtigen“ Lebensmittel zu sich nimmt und sich vielseitig ernährt. Eine optimale Entgiftung erfordert viele verschiedene Nährstoffe aus „echten“ Lebensmitteln. Gleichzeitig verzichtet man auf Genussgifte wie Alkohol, Kaffee, Süßes, aber auch auf Fertiggerichte und stark verarbeitete Nahrungsmittel. Insofern bieten sich Detox-Tage immer wunderbar an, um dem Körper eine wohlverdiente Pause zu gönnen. In den ersten Tagen kann es sein, dass man Kopfschmerzen hat, sich energieloser oder müder fühlt. Doch schon nach wenigen Tagen sollten diese Symptome vorüber sein. Strenge Fasten- oder Detox-Kuren sollten von Ärzten oder Ernährungsberatern begleitet und nicht auf eigene Faust durchgeführt werden.
Tips: Wie kreativ sind Sie selber in der Küche?
Berger-Holzer: Kochen hat mich immer schon begeistert und ich stehe wirklich gerne in der Küche und probiere neue Rezepte aus. Ich verstehe allerdings auch, dass nicht jeder meine Leidenschaft fürs Kochen teilt. Daher versuche ich meine Rezepte einfach und schnell zu gestalten, ohne dass dabei der Geschmack zu kurz kommt.
Tips: Mal ganz ehrlich: Muss man sich als Ernährungsberaterin selbst konsequent gesund ernähren? Oder darf es auch mal ein Burger mit Pommes sein?
Berger-Holzer: Bei dieser Frage musste ich gerade lachen. Für mich steht immer der Genuss im Vordergrund und es gibt kein Lebensmittel, das ich mir verbieten würde. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören und so weiß ich, dass mir einige Lebensmittel nicht guttun. Habe ich sie mir dann doch gegönnt, kehre ich fast automatisch zu meiner gewohnten Ernährung zurück. Einfach, weil es mir damit besser geht.
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