Bildung im Kindergarten braucht die richtigen Rahmenbedingungen
BEZIRK PERG. Rund um den Tag der Elementarpädagogik Ende Jänner wurde viel über die Arbeitsbedingungen in den Kindergärten gesprochen. Tips hat sich umgehört.
„Aus persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern wissen wir, dass dieser Job für viele eine Bereicherung ist. Unsere Kollegen erzählen uns, diesen Beruf aus tiefster Überzeugung gewählt zu haben, um einen wichtigen Beitrag für unsere Kinder zu erbringen“, verrät Martin Kraschowetz, Vorsitzender der Kinderfreunde- und Familienakademie Mühlviertel, auf Tips-Anfrage.
Auf 23 Kinder kommen zwei Erwachsene
Trotz der Freude am Beruf gibt es auch Nachteile. „Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen systemrelevant sind. Die tägliche Arbeit des Personals in den Einrichtungen ist essenziell, doch die Arbeit wird für Mitarbeiter immer schwieriger. Die zentrale und größte Frage ist dabei, wie die Rahmenbedingungen für die Pädagogen und Assistenten vor Ort gestaltet sind: Wie ist der Fachkraft-Kind-Schlüssel, wie viel Zeit gibt es zur Vorbereitung, welche Möglichkeiten zur individuellen Beschäftigung mit den Kindern sind vorhanden? Das sind große Problemfelder. Die Personalknappheit sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen erschweren die Arbeit massiv. 23 Kinder in einer Kindergarten-Gruppe sind zu viel. Wir fordern einmal mehr einen besseren Betreuungsschlüssel, damit Kinder besser individuell gefördert werden können und die Mitarbeiter nicht immer an ihre absoluten Grenzen gehen müssen“, betont Kraschowetz.
Für ihn ist die Problemlösung eine Frage des politischen Willens. Er sagt: „Der Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung und daher ist es eindeutig Aufgabe der Bundesregierung, für eine angemessene finanzielle Ausstattung zu sorgen. Wir wollen, dass alle Kinder von Anfang an in den Genuss der besten Bildung kommen – das muss kein unerreichbarer Traum bleiben, man muss es nur wollen. Mit mehr Geld kann das Angebot ausgeweitet und die Qualität sowohl für die Bediensteten als auch für die Kinder signifikant gesteigert werden. Es ist gerade im Hinblick auf die Auswirkungen der Covid-Krise das Gebot der Stunde, in die Bildung zu investieren.“
„Der Beruf muss an Wertigkeit gewinnen“
Wie alle Träger müssen auch die Kinderfreunde damit umgehen, dass es immer herausfordernder wird, Personal zu rekrutieren. Für Kraschowetz braucht es ein großzügiges Umdenken in diesem Bereich: „Besonders bei der Ausbildung und Anerkennung des pädagogischen Berufs ist rasches Handeln notwendig. Neben einem Ausbau der berufsbegleitenden Ausbildungsmöglichkeiten muss auch an der Wertigkeit des Berufs gearbeitet werden. Ein Vergleich: In den meisten skandinavischen Ländern sind Kindergartenpädagogen akademisch ausgebildet und rechtlich den Lehrern gleichgestellt. Davon sind wir in Österreich leider noch entfernt.“
Auf dem Online-Job Portal der Kinderfreunde finden sich derzeit oberösterreichweit 80 freie Stellen für den Bereich Krabbelstube, Kindergarten, Hort und Nachmittagsbetreuung. Im Bezirk Perg gibt es aktuell freie Stellen in St. Georgen an der Gusen, Langenstein und Schwertberg.
ÖGB-Verteilaktion
Die große Belastung des Personals in Kindergärten, Krabbelstuben und Horten ist seit Längerem im Fokus der Gewerkschaft. Anlässlich des Tages der Elementarpädagogik machte der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) Perg gemeinsam mit den Gewerkschaften GPA und Younion bei Verteilaktionen vor Kindergärten im Bezirk Perg auf die Probleme in elementarpädagogischen Einrichtungen aufmerksam. „Es ist an der Zeit, dass die Beschäftigten nicht nur gehört, sondern mit ihren Anliegen auch ernst genommen werden“, sagt Regionalsekretär Klaus Pachner. „Es muss sich schleunigst etwas ändern, denn immer mehr Kollegen in den Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen denken ans Aufhören“, wie er sagt.
Die Gewerkschaften sind sich einig: Die Attraktivität dieses wichtigen und verantwortungsvollen Berufs muss dringend gesteigert werden. „Wir brauchen kleinere Gruppen, um auch wirklich auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingehen zu können“, betont Pachner. Dazu brauche es mehr Personal und Zeit für Organisations-, Vorbereitungs- und Leitungsarbeiten. „Wir fordern außerdem eine der hohen Verantwortung angemessene Bezahlung aller Berufsgruppen in den Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen.“
Unterschriften übergeben
Deshalb informierten die Gewerkschafter aus dem Bezirk Perg Eltern vor den Kindergärten über diese Forderungen und sammelten Unterschriften zur Unterstützung. Die Gewerkschaften GPA und Younion übergaben am Abend des 24. Jänner in Linz die Petition mit diesen Forderungen der zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander. „Es ist höchste Zeit für Verbesserungen. Wenn die Politik nicht sofort handelt, kann in vielen Einrichtungen nur mehr ein Notbetrieb aufrechterhalten werden!“, stellt Pachner klar.
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