PUTZLEINSDORF. Kaum steigt man in Neundling aus dem Auto, so weht einem derzeit der Duft von Pfefferminze um die Nase. Erntezeit ist hier, am Kräuterpunkt Neundling, wo sich ein Dorf komplett dem Kräuteranbau verschrieben hat.
Wobei: Das Dorf ist selbst für Mühlviertler Verhältnisse nicht das Größte. Drei Häuser stehen dicht aneinander hier, man merkt im Gespräch, dass es untereinander passt. Das müsse auch so sein, denn die Nachbarschaft sei wie ein Eheleben. „Wir bemühen uns um eine gute Partnerschaft. Der Zusammenhalt ist das Wichtigste“, beteuern Sepp Peer, Hermann Kehrer und Michael Falkinger.
Mit Mohn reich werden
Der Prozess bis zum heutigen Standard der Kräuterbauern, die eine eigene Trocknungsanlage betreiben, war ein langer. Zuerst kam die Umstellung auf Bio und dann erste Versuche mit Mohn, denn schon früh begann das Interesse an Spezialkulturen. „Wir wollten mit Mohn reich werden“, gibt Hermann Kehrer zu und erinnert sich: „Damals versprach man uns einen Euro pro Kapsel, doch diesen Preis bekamen wir nie.“ Trotzdem blieb man in dieser Nische hängen. „Wir haben gespürt, dass es für uns das Richtige ist. Mit Kräutern ist Wertschöpfung auf kleinerer Fläche möglich und es ist für uns die ideale Möglichkeit, im Vollerwerb zu bleiben, ohne uns vergrößern zu müssen“, sagt Sepp Peer. Trotzdem blieben alle drei Familien zumindest mit einem Bein in der Milchwirtschaft hängen, jeder hat rund 20 Milchkühe.
Von Apfelminze bis Zitronenmelisse
Seit 1997 wird in allen drei Betrieben Kräuteranbau betrieben. Zitronenmelisse, Pfefferminze, Brennessel, Löwenzahn, Malve, Apfelminze oder weiße Melisse – um nur einige zu nennen – duften in Neundling auf etwa zwölf Hektar um die Wette. Früher war das Trocknen der Kräuter noch harte Handarbeit, jede Nacht musste einer der Landwirte dort wachen, um den Prozess in Gang zu halten.
Trocknungsanlage eröffnet
2009 eröffneten sie gemeinsam mit Franz Eder aus dem Nachbardorf Streinesberg eine 300.000 Euro teure Trocknungsanlage, die ihnen die Arbeit sehr erleichtert, auch wenn manches noch immer anstrengend ist, etwa die Pfefferminzernte. Die ätherischen Öle treiben einem die Tränen in die Augen, manche Kräuter können überhaupt nur mit Schutzbrille in der Trocknungsanlage bearbeitet werden. „Wenn du mal drei Tage lang in der Pfefferminze gestanden bist, dann kannst du nicht mehr schlafen. Die hat so eine anregende Wirkung, das glaubt man nicht. Drum sollte man Pfefferminztee ja auch am Abend nicht trinken“, rät Hermann Kehrer.
Jäten bleibt Handarbeit
Auch die Feldarbeit ist anstrengend. Pflanzen, die sich wild ansamen, müssen händisch gejätet werden. „Wenn du mal Entspannung brauchst, dann kommst du einfach ein paar Stunden zu uns und hilfst uns beim 'heiln'. Das entschleunigt ungemein“, zwinkert Sepp Peer.
Ideale Partnerschaft
Mit der Bergkräuter-Genossenschaft in Hirschbach haben sie den idealen Abnehmer gefunden. „Dort gibt es eine Preis- und Abnahmegarantie und wir produzieren auf Bestellung“, erklärt Michael Falkinger. Aus den Kräutern werden Tees, Gewürze und Duftsackerl gemacht. Pro Saison werden am Kräuterpunkt Neundling 24 Tonnen Kräuter verarbeitet.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden