„Graf Thomas“, der an einem Sommermorgen den Himmel über dem Waldviertel eroberte
PEYGARTEN-OTTENSTEIN. Thomas Stauderer ist der „Herr der Lüfte“. Früher hat er in Gneixendorf das Segelfliegen intensiv betrieben. Und dann fliegt – oh pardon – fährt er eines Tages mit einem Vereinskollegen mit dem Ballon mit. „Seither hat mich das nicht mehr los gelassen“, ist Stauderer Feuer und Flamme.
Im Jahr 2011 hat er den Schein fürs Ballon fahren gemacht. Ungefähr ein Jahr hat er für die Theorie, Praxis und Schulungen benötigt. „2013 habe ich mir dann einen eigenen Ballon gekauft, um mich selbständig zu machen“, so Thomas Stauderer, der damit ein Luftfahrtsunternehmen gegründet hat: „Der Weg ist sehr aufwendig – wegen der Prüfungen, den ganzen Prozeduren bis hin zu den Bewilligungen vom Bundesministerium. Außerdem muss man ein eigenes Betriebshandbuch selber schreiben - von der Buchhaltung angefangen bis hin, wie du deinen Betrieb führst, Retterberatung, et cetera.“ Das Ballonfahren ist nur in der Früh und am Abend möglich. Ballonfahrer dürfen nur außerhalb der Thermik fahren. Das betrifft nur den Sommer, die warme Jahreszeit. Im Winter ist das so auch möglich. „Im Winter ist durch die trockene Luft eine viel bessere Fernsicht. Man sieht wenn man über dem Stausee steht sogar bis nach Wien, das hat man nur im Winter. Man sieht zum Beispiel die ganze Donau von Linz bis Wien. 500 Meter über Zwettl sieht man den Dachstein. In einem Flieger kann man das gar nicht verarbeiten“, schwärmt der passionierte „Herr der Lüfte“.
Warum es fahren heißt und nicht fliegen
Der Heißluftballon ist ein Gasballon. Mit dem Luftschiff ist es das einzige Luftverkehrsmittel, das leichter ist als Luft. Es schwimmt am Himmelsmeer wie ein Schiff auf dem Meer.
Rekordfahrt
Die Ballonfahrt dauert bei mir zwischen einer und eineinhalb Stunden, das sind die normalen Gästefahrten. „Meine weiteste Fahrt waren 398,9 Kilometer“, das war meine persönliche Rekordfahrt. Die wurde leider abgebrochen, weil mir ein Luftlotse keine weitere Freigabe gegeben hat. Gestartet sind wir in der Nähe von Dobersberg südlich der tschechischen Grenze, wir haben uns eine Freigabe geholt und sind auf 5.000 Meter gestiegen“, schwärmt Stauderer noch heut dieser Leistung. Mit 70 bis 80 Stundenkilometer hat er in vier Stunden und 40 Minuten Höhe Aviano (westlich von Udine in Italien) erreicht. Wir sind deswegen gelandet, weil uns der Luftlotse, die Reise nicht mehr fortsetzen lassen hat. Wir hätten aber die Möglichkeit gehabt, noch bis zu 250 Kilometer weiterzufahren. Vom Gas haben wir nicht einmal zwei Drittel verbraucht, was wir an Bord hatten“, so der Ballonspezialist.
Taufe erhebt zum Adelstitel
Wer seine erste Ballonfahrt macht, wird getauft. Thomas Stauderer hält es so ab, dass sie nach der Ballonfahrt irgendwo einkehren und zusammensetzen. Zuerst wird der Name aufgeschrieben, ohne dass das die Kunden sehen. Die Grundgeschichte der Ballonfahrt wird erzählt. Danach muss man sich hinknien, ein kleines Büschel Haar wird angezündet (wirklich nur ein kleines) und mit Sekt abgelöscht. Der Name von Thomas Stauderer lautet übrigens: „Graf Thomas, der an einem Sommermorgen den Himmel über dem Waldviertel eroberte, eine neue Art der Luftfahrt kennenlernen durfte und auf die Erde zurückkehrte, auf den Acker zu Seebs.“
Die fünf Gesetze des Ballonfahrers
Man muss ein Leben lang den Adelstitel beherrschen können. Man darf nie wieder Ballon „fliegen“, sagen sondern fahren. Das Grundstückareal, wo man gelandet ist, gehört einem, und zwar einen Meter oberhalb des Bodens. Zukünftig ist man verpflichtet mitzuhelfen, wenn ein Ballon in der Nähe landet oder aufgerüstet wird. Im „Adelsstand“ interessiert niemanden ob man viel besitzt oder gar nix besitzt – im Kreise der Ballonfahrer gibt es nur ein per „Du“. Sollte jemand diese Gesetze missachten, kann es teuer werden: Man muss für die ganze Zeche aufkommen.
Erster Platz in Filzmoss
Im Jänner fand in Filzmoos (Salzburg) die elfte Hanneshof-Ballonwoche statt. Thomas Stauderer holte sich mit seinem Bruckner-Fenster-Ballon-Team bestehend aus Hauer Alexandra, Bruckner Hermine, Bruckner Daniela, Jager Jürgen, Bucher Andreas, Michael Rumpelmayer, Wolfgang Bruckner Junior und Senior, Zellhofer Erwin und Patrick Howegger den Sieg. Bei dieser großartigen Veranstaltung waren über 40 Teams aus verschiedenen Ländern am Start. Aufgabe war es ein vorgegebenes Zielkreuz anzusteuern, und eine maximale Strecke vom Start bis zur Landung zurückzulegen. Dabei wurden nicht nur die Alpen überquert, es führte eine Ballonfahrt auch direkt über Graz. Der Wanderpokal für den 1. Platz bleibt nun ein Jahr lang in Peygarten-Ottenstein. „Diese Eindrücke sind schwer zu beschreiben“, so schwärmt der Firmeneigentümer von Waldviertler Ballooning. Bürgermeister Gerhard Wandl gratuliert im Namen der Marktgemeinde Rastenfeld sehr herzlich zu dem tollen Erfolg.
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