Ried wird nicht zur kulturellen Provinz: KiK macht mit neuem Team weiter
RIED. Nach mehr als 30 Jahren steht der Rieder Kulturinitiative Kultur im Keller (KiK) ein Umbruch bevor. Fast der gesamte Vorstand (darunter noch zwei Gründungsmitglieder) will Ende dieses Jahres zurücktreten. Was vor Monaten noch wie das mögliche Ende des Vereins ausgesehen hat, wird jetzt, nachdem sich eine Gruppe jüngerer Leute für das KiK engagieren will, zu einer sanften Wiedergeburt.
Noch-KiK-Obmann Reinhard Adlmannseder: „Wir haben jahrelang versucht, den Vorstand zu verjüngen. Viele der möglichen Nachfolger wollten das KiK aber von der Kleinkunst zu einer Plattform für größere Veranstaltungen, oft auch an anderen Orten, machen. Das würde aber nicht dem Geist des KiK entsprechen.“
Nähe zum Publikum
„Wir haben diesen Keller, also sollten wir ihn auch nutzen“, sagt Adlmannseder. „Unser Saal gibt bis zu einem gewissen Grad das Programm vor. Theater können wir nur in begrenztem Rahmen veranstalten, auch für Ausstellungen ist der Saal nicht ideal. Aber bei Kabarett und besonders bei Konzerten können die niedrige Bühne, die Form des Saales und die Nähe zu den Besuchern den Künstlern das Gefühl geben, im Publikum zu sein. Das hat sich herumgesprochen, die Künstler wissen, was sie erwartet.“
Geschäftsführer Stefan Stürzer, der dem Verein nach dem Vorstandswechsel auf jeden Fall noch eine Zeitlang erhalten bleibt, ergänzt: „Es kommt auch vor, dass Künstler, die schon mal bei uns waren und wieder in Österreich oder Süddeutschland auf Tour sind, von sich aus fragen, ob das KiK eh dabei ist.“
Übergang statt Bruch
Florian Bauböck, einer der Neuen, sagt: „Derzeit sind wir zwölf bis 15 Neue – das sprießt vor Ideen. Wir wollen aber einen Übergang, keinen Bruch, und die wesentliche Idee des KiK als Kulturverein und Kleinkunstbühne mit guter Qualität abseits des Mainstreams weiterführen. Wir haben nicht die Pflicht, mit großen Namen jedes Konzert ausverkauft zu machen.“
Bisher gab es drei Treffen des neuen Teams, in denen Ideen und Pläne ausgearbeitet wurden. Um den Übergang abzufedern, nahmen einige der „Neuen“ auch schon an Sitzungen des „alten“ Vorstandes teil. Die Vorstandssitzung, in der der Wechsel vollzogen wird, soll im Jänner stattfinden.
Verein übernimmt wieder die Bar
Von den meisten Änderungen werden die KiK-Besucher kurzfristig kaum etwas merken, mit einer Ausnahme: Die Bar im Kulturkeller wird jetzt wieder vom Verein selbst geführt – ein Modell, das sich im KiK über viele Jahre bewährt hat.
Neuer Auftritt
Wichtig sei, wieder mehr junge Leute anzusprechen. Florian Bauböck: „Das Programm war ja nicht so, dass es keine jungen Leute angesprochen hat – bei Stefanie Sargnagel war der Keller voll. Es ist eher ein Problem der Erreichbarkeit – viele junge Leute haben das KiK einfach nicht am Schirm, wenn es darum geht, am Abend etwas zu unternehmen.“
Um das zu ändern, wird das KiK endlich eine neue Website erhalten, die Facebook-Aktivitäten werden verstärkt, und der Kulturkeller wird auf Instagram aktiv werden. Zusätzlich zur monatlichen KiK-Info wird es auch einen Newsletter geben.
Vernetzung und Kooperationen
Geplant ist eine Vernetzung und engere Zusammenarbeit mit anderen Kulturinitiativen. Auch wegen einiger personeller Überschneidungen war da eine verstärkte Kooperation mit der Innviertler Künstlergilde (IKG) naheliegend, aber auch mit anderen Initiativen wird man reden. Das KiK will verschiedene Themenschwerpunkte setzen und Künstler oder Künstlergruppen – vorwiegend aus der Region und nicht nur musikalisch – unter anderem mit Auftrittsmöglichkeiten unterstützen.
Förderungen nicht angepasst
Beim Programm wird es keine radikalen Änderungen geben.
Allzu großer Experimentierfreude beim Buchen unbekannter Künstler stehen ohnehin die Finanzen entgegen. Die Förderungen von Stadt und Land wurden zwar nominell nicht gekürzt, aber auch seit 15 bis 20 Jahren nicht an die steigenden Kosten angepasst, was in der Praxis einer Kürzung um fast die Hälfte gleichkommt.
Weniger Vielfalt
Dadurch kann es sich das KiK kaum noch leisten, wie in den ersten Jahren des Bestehens auch unbekannte Künstler auftreten zu lassen, bei denen man schon im Vorhinein wusste, dass die Zuschauermassen erst in einigen Jahren kommen.
Auch große Veranstaltungen – wie früher Konstantin Wecker in der Bauernmarkthalle oder Josef Hader in der Aula des Bundesschulzentrums – können gefährlich werden. Stürzer: „Wenn so eine Veranstaltung schiefgeht, kann es den Verein sprengen. Im günstigsten Fall - alles schon erlebt - brauchen wir Monate, um uns finanziell zu erholen.“
Für die anstehenden Investitionen – unter anderem ist eine Modernisierung der Ton- und Lichtanlage überfällig – hofft der Verein auf erfolgreiche Verhandlungen mit den Subventionsgebern.
Veranstaltungen 2019/2020
Der „sanfte Übergang“ spiegelt sich auch im Jahresprogramm 2019/2020 wider – etwas mehr „jüngere“ Musik, etwas mehr Kabarett als zuletzt (Mike Supancic, 21. Februar; Stefan Leonhardsberger, 27. März; Christoph Fritz, 18. April).
Jährliche Fix-Veranstaltungen wie das Querschläger-Doppelkonzert (29. und 30. November), Irish Christmas (7. Dezember), die Fado-Nacht (1. Februar) oder das Celtic Spring-Festival (13. März) bleiben im Programm. Die fast schon legendäre Literarische Wanderung soll es wenigstens einmal im Jahr geben.
Newcomer und Stammgäste
Im Frühjahr kommen Newcomer wie Rambo Rambo Rambo (Beat und Rock'n'Roll der 50er bis 70er mit Schwung und Stil in die Gegenwart transportiert, 24. Jänner), BlueburyMe (7. Februar) und Lylit (aus dem Innviertel stammende Ausnahmesängerin mit New York-Erfahrung und der wohl besten Soul-Stimme Österreichs, 6. März) sowie gern gesehene KiK-Stammgäste wie Ian Siegal (diesmal wieder mit Band, 24. April), die Hamburg Blues Band (wieder mit Chris Farlowe, 30. April) und Sean Keane (8. Mai).
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden