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Corona: „Wir sind davon überzeugt, dass großes Kino ein großes Comeback feiern wird“

Rosina Pixner, 15.03.2021 09:10

RIED/TUMELTSHAM. Zwei Stunden in eine andere Welt eintauchen, gemeinsam lachen, gruseln oder weinen. Seit November letzten Jahres ist das alles nicht mehr möglich. Österreichs Kinos sind geschlossen. Vom ersten Corona-Lockdown im März konnten sich die Kinobetreiber kaum erholen. Seit November läuft nichts mehr, nur die Kosten laufen weiter. Tips sprach mit Hans-Peter Obermayr von Star Movie Ried über die derzeitige Situation und wie es weitergehen soll.

Star Movie Geschäftsführer Hans-Peter ObermayrFoto: Star Movie
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Tips: Frühling, Herbst und Winter sind die Monate, in denen am häufigsten Kinos besucht werden. Jetzt haben Sie seit November geschlossen. Wie geht es Ihnen?

Obermayr: Korrekt müsste es eigentlich heißen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind die Kinomonate. Gerade der August zählt gemeinsam mit dem Dezember auch zu den aller stärksten Monaten im Kinobereich. Grundsätzlich ist aber jeder Monat ein guter Kinomonat, wenn die wichtigste Voraussetzung dafür erfüllt ist: die Filmauswahl inklusive zumindest einem Blockbuster, der ein sehr breites Publikum begeistert. Am Samstag, 13. März 2021, begingen wir nun aber einen dramatischen Jahrestag: ein Jahr Corona-Kinolockdown in Österreich, unterbrochen nur von einer knapp dreimonatigen Öffnungsphase von August bis Ende Oktober 2020. Der Umsatzrückgang für das Jahr 2020 lag daher bei über 70 Prozent. Die Kinobranche zählt daher leider zu den am stärksten betroffenen Branchen überhaupt. Das kostet meinen Bruder und mich viel Kraft, Nerven und noch viel mehr Geld. Wir sind aber überzeugt, dass großes Kino ein großes Comeback feiern wird. Die Frage „Wann genau“ ist aber leider noch offen.

Tips: Wie viele Leute besuchen durchschnittlich in Österreich ein Kino?

Obermayr: Gerade in Österreich hat das große Kino einen hohen Stellenwert. Im Jahr 2019 begrüßten die Kinos in Österreich insgesamt über 14,5 Millionen Besucher. Filme wie „Der König der Löwen“, „Avengers: Endgame“ oder „Die Eiskönigin 2“ begeisterten jeweils weit über eine halbe Million österreichische Kinofans. Auch das Kinojahr 2020 ist super gestartet und dann kam Corona und die behördliche Schließung.

Tips: Gibt es Besucherzahlen für Oberösterreich oder nur Ried im Star Movie?

Obermayr: Das Star Movie Ried zieht als überregionaler Freizeithotspot viele Kinofans an. Dank unserem First Class Kino-Konzept in allen Bereichen vom Kinosaal bis zur OX-Gastronomie konnten wir in den vergangenen Jahren vor Corona rund 150.000 Besucher pro Kinojahr begrüßen.

Tips: Wie viel Geld wurde Ihnen seitens der Regierung zugesagt? Haben Sie schon Corona-Geld bekommen beziehungsweise reicht die Kulturhilfe?

Obermayr: Die beiden wichtigsten Sofortmaßnahmen seit dem ersten Lockdown sind die Kurzarbeit, um unsere Mitarbeiter abzusichern, und der Fixkostenzuschuss. Das alleine reicht aber auf Dauer nicht, um einen Betrieb über Wasser halten zu können. Im November und Dezember 2020 gab es nach einer sehr langen Durststrecke endlich auch einen prozentualen Umsatzersatz, ohne diesen wäre es sehr schwierig geworden. Aktuell hoffen wir auf eine Verlängerung der staatlichen Hilfen bis zum Jahresende, denn unser bis März 2020 gut funktionierender Betrieb wurde wirtschaftlich völlig ausgebremst und schwer geschädigt.

Tips: Die Streamingdienste boomen, der Branchenriese Warner Brothers sucht ebenso nach neuen Vertriebswegen. Blockbuster werden immer wieder verschoben. Muss sich das Kino neu erfinden?

Obermayr: Natürlich verändert sich auch die Kinobranche ständig weiter. Wir tragen dem mit unseren sehr hohen Ansprüchen an Service, Komfort und ständige technische Weiterentwicklung natürlich Rechnung. Vor Streaming braucht sich das Kino aber nicht zu fürchten. Bei Star Movie geht es um gemeinsame Kino-Erlebnisse auf der großen Leinwand und mit weltbestem Sound. Das Ganze in Verbindung mit Top-Gastronomie schlägt die Wohnzimmercouch und das TV-Gerät doch bei weitem.

Tips: Werden die Filmemacher die Krise überstehen, wenn sich die Produzenten keine aufwändigen Produktionen mehr leisten können?

Obermayr: Damit kommen wir zu einem weiteren Argument für das Kino: Rund 50 Prozent der Produktionskosten werden nur über die Kinoauswertung hereingespielt. 150 bis 200 Millionen Dollar Produktionskosten für einen Kino-Blockbuster sind keine Seltenheit mehr. Das kann man ohne Kinoauswertung beispielsweise nur mit Streaming einfach nicht refinanzieren. Und das ist auch der Grund, warum wirklich große Filme wie „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ oder auch das neue Abenteuer der „Minions“ für die große Leinwand aufgehoben werden.

Tips: Was erwarten Sie sich von unserer Regierung?

Obermayr: Das kann man in drei kurzen Sätzen auf den Punkt bringen: Verlängerung der staatlichen Hilfen bis zum Jahres­ende 2021. Rahmenbedingungen, die es uns erlauben, möglichst schnell wirtschaftlich wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Die damit verbundene Berücksichtigung unseres Sicherheitskonzepts inklusive High-End-Lüftungsanlagen, automatisierten Abständen im Kinosaal, Entzerrung der Beginnzeiten etc. Kino ist auch in Pandemiezeiten sicher. Das zeigte sich im Sommer 2020 und wird durch zahlreiche Studien, die das Corona-Risiko bei einem Kinobesuch als sehr gering im Vergleich zu den meisten anderen Lebensbereichen einschätzen, belegt. Das belegt auch der Corona-Rechner des Gesundheitsministeriums www.corona-rechner.at.

Tips: Welchen Film werden Sie sich als Erstes ansehen, wenn Sie wieder öffnen dürfen?

Obermayr: Grundsätzlich geht es meinem Bruder und mir da­rum, endlich wieder Gastgeber für große Kinoerlebnisse bei Star Movie sein zu dürfen. Persönlich freue ich mich aber ganz besonders auf „Tod auf dem Nil“, der Fortsetzung von „Mord im Orient Express“, von und mit dem großartigen Kenneth Branagh als Hercule Poirot. Das ist für mich „Kino at its best“.


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