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Simon Ertl spricht im Interview über die Folgen der Pandemie für die Kulturbranche

Rosina Pixner, 15.05.2021 09:29

Ort/Innkreis. Mit 19. Mai dürfen auch wieder Kulturveranstaltungen stattfinden. Bei Veranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen werden maximal 50 Prozent der verfügbaren Plätze vergeben. Tips sprach mit Simon Ertl, Geschäftsführer von SE Holding und Gründer von Woodstock der Blasmusik, über die Folgen der Pandemie für die Kulturveranstalter.

Simon Ertl, Geschäftsführer der SE Holding Foto: Klaus Mittermayr
Simon Ertl, Geschäftsführer der SE Holding Foto: Klaus Mittermayr

Tips: Seit Beginn der Pandemie im März 2020 gab es keine kulturellen Veranstaltungen. Sämtliche Events mussten abgesagt werden. Wie geht es weiter? Wann kann mit den ersten Veranstaltungen gerechnet werden?

Simon Ertl: Als die Corona-Pandemie Anfang 2020 in Europa ankam, waren wir umgehend betroffen. Die ersten Lockdown-Verordnungen traten nur zwei Wochen vor unserem ersten Winter-Woodstock der Blasmusik in den Kitzbüheler Alpen in Kraft. Wir hatten hier schon mit den Aufbauarbeiten begonnen und mussten folglich den Event absagen. Die Liste der Absagen ist mittlerweile lang: zwei Mal Winter-Woodstock, Woodstock der Blasmusik, Klassik am Dom, zwei Mal Zipf Air, Brass Palmas, Böhmischer Frühling und zahlreiche kleinere weitere Events und Konzerte. Und diese Unsicherheit hat sich in der privatwirtschaftlichen Veranstaltungsbranche leider auch nicht gebessert. Aktuell sind bis Ende Juni 50 Personen bei nicht zugewiesenen Sitzplätzen im Freien zugelassen und es gibt leider keine Prognosen wie es ab Anfang Juli weitergehen kann bzw. wird.

Tips: Wird es heuer ein Woodstock der Blasmusik geben? Wenn ja, mit welchen Auflagen?

Simon Ertl: Die Hoffnungen auf ein Woodstock der Blasmusik schwinden ehrlicherweise von Tag zu Tag, da es über Ende Juni hinweg keine Planungsmöglichkeiten gibt. Es sind einfach zu viele offene und unbeantwortete Fragen: Wie viele Teilnehmer sind ab Juli mit welchen Auflagen zugelassen? Sind Abstandsregeln trotz des Impffortschrittes notwendig? Können Menschen gemeinsam auf einem Campingplatz nächtigen? Ist es unter Umständen überhaupt nur mit zugewiesenen Sitzplätzen möglich? Hier fehlen für Juli und die Zeit danach klare Vorgaben der öffentlich Hand. Aber auch wenn diese Verordnungen jetzt kämen, wäre die Planungszeit um Festivals und Konzerte in unserer Größenordnung umzusetzen allmählich zu kurz.

Tips: Als Konzert- und Eventplaner hatten Sie Corona-bedingt monatelang keine Einnahmen. War bzw. ist die Situation für Sie existenzbedrohend?

Simon Ertl: Wir haben seit März 2020 Umsatzeinbußen in der Höhe von 100 Prozent. Alle seit 2020 geplanten Veranstaltungen und Festivals konnten bislang nicht stattfinden und auch kleinere Konzerte mussten teilweise trotz Präventionskonzept wieder abgesagt werden. Wir haben also de facto seit dem Ausbruch der Pandemie keine Umsätze generiert. Unterstützungen wie das Kurzarbeits-Modell, Fixkostenzuschüsse oder Überbrückungskredite sind natürlich gute und wichtige Instrumente für die Wirtschaft aber in unserer Branche in Summe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Irgendwann brauchen wir als Veranstalter wieder Perspektiven auch über den Sommer hinaus, um Umsätze zu generieren und den entstandenen wirtschaftlichen Schaden zu beheben – dies wird aber eine mehr als große Herausforderung und mehrere Jahre dauern.

Tips: Konnten Sie alle Mitarbeiter weiterbeschäftigen?

Simon Ertl: Für uns war von Anfang an klar: das wichtigste ist und bleibt unser Team. Daher war es immer oberste Priorität, dass wir alle Arbeitsplätze erhalten - auch wenn das bedeutet, dass sich die Aufgabenbereiche der einzelnen MitarbeiterInnen teilweise ändern müssen. Das Kurzarbeitsmodell war aber hier ein sehr hilfreiches Unterstützungsmodell und wir sind dankbar, dass wir alle Arbeitsplätze erhalten konnten.

Tips: Hätte es Ihrer Meinung nach, die Möglichkeit gegeben, so etwas wie Kultur to-go anzubieten, ohne gegen die Auflagen zu verstoßen?

Simon Ertl: Ich denke, dass dies in den letzten Monaten mit all den Lockdowns, Ausgangssperren, Versammlungsverboten nicht möglich und auch nicht planbar gewesen wäre. Der Kulturkonsum hat sich einfach sehr stark in den Online Bereich verlagert und auch viele tolle Streamigprojekte ins Leben gerufen.

Tips: Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?

Simon Ertl: Gemeinsam mit unserem Team Kultur für Menschen möglich machen.

Tips: Welche Veranstaltung bzw. Konzert werden Sie als erstes besuchen?

Simon Ertl: Ich darf bereits am 26. Mai gemeinsam mit der Woodstock All Star Band als Musiker auf der Bühne stehen, wenn wir im Musiktheater Linz ein „Tribute to Frank Sinatra“ mit Tini Kainrath, Eric Papilaya und Andie Gabauer zum Besten geben. Das erste musikalische Highlight seit über 13 Monaten. Wir freuen uns in der Tat sehr darauf.


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