„Ich liebe den tiefen Klang, der die Basis eines jeden Ensembles bildet“
RIED/LINZ. Christina Kaser hat das Probespiel für das Bruckner Orchester Linz gewonnen und wird somit als Kontrabassistin das prominente Landesorchester verstärken.
Die 32-Jährige lernte bei Martin Hofinger an der Landesmusikschule Ried das Kontrabassspielen. Nach der HBLW-Matura in Ried absolvierte sie ihr Bachelorstudium bei Anton Schachenhofer an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. Europatourneen als Solobassistin im Gustav Mahler Jugendorchester, Zeitvertrag am Mozarteum-Orchester Salzburg, Konzerte mit den Wiener Symphonikern etc. runden die Karriere der talentierten Musikerin ab. Tips sprach mit der Kontrabassistin über Musik und ihre Karriere.
Tips: Seit wann spielen Sie Kontrabass?
Christina Kaser: Seit ich zehn Jahre alt bin.
Tips: Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?
Christina Kaser: Das war wohl eine Herzensentscheidung, gesehen und geliebt.
Tips: Was ist das Besondere am Kontrabass, was reizt Sie an diesem Instrument?
Christina Kaser: Ich liebe an meinem Instrument die Größe, die Körperlichkeit, mit der es bedient werden muss. Das bringt gleichzeitig auch die größten Herausforderungen mit sich, weil ein Wechsel zwischen zwei Tönen ja gleich mal einen halben Meter ausmachen kann. Ich liebe natürlich auch den tiefen Klang, der die Basis eines jeden Ensembles bildet.
Tips: Was macht eine gute Kontrabassistin aus, braucht man mehr Technik oder Kraft?
Christina Kaser: Eine gute Kontrabassistin/Musikerin zu sein bedeutet für mich, beim Musizieren gerne und aufmerksam mit meinen Kollegen zu interagieren und aufeinander zu reagieren. Das macht jede Musik lebendig und das ist der Funken, der auf das Publikum überspringt. Ich würde sagen: je besser die Technik, umso weniger Kraft braucht man. Den besten Klang erzeugt man in der Bogenhand (rechts) mit Gewicht und nicht mit Druck und Kraft. In der linken Hand, mit der man die Töne greift, braucht es allerdings schon ein bisschen Kraft. Da bekommt man nach einiger Zeit des Spielens eine wunderbar praktische Hornhaut auf den Fingerkuppen.
Tips: Haben Sie auch andere Instrumente erlernt?
Christina Kaser: Nur ein Jahr Blockflöte. Meine Eltern wollten meinen Wunsch, Kontrabass zu lernen, auf die Probe stellen. Außerdem spiele ich E-Bass in einer Rock-Band.
Tips: Wie darf man sich ein Probespiel als Laie vorstellen und wie bereitet man sich darauf vor?
Christina Kaser: Eine freie Stelle wird von den Orchestern öffentlich ausgeschrieben und jeder kann sich dafür bewerben. Erhält man eine Einladung zum Probespiel, bekommt man auch das vorzubereitende Programm mitgeschickt. Die erste Runde des Probespiels läuft anonym ab, das heißt, alle Kandidaten ziehen eine Nummer und auf der Bühne ist ein Vorhang aufgebaut, damit die Jury den Musiker nicht erkennt. Beim Probespiel in Linz war ich die Nummer sieben. Da in Linz das Theater ganz neu ist, gibt es viele Einspielzimmer, das heißt, beim Probespiel hatte jede/r Bassist/in ein Zimmer für sich, was sehr angenehm ist, weil man sich in Ruhe vorbereiten kann. Normalerweise sind aber zwischen 20 und 40 Leute in einem Raum und bereiten sich vor. Nachdem alle die erste Runde gespielt haben, wird gepunktet. Diejenigen, die eine gewisse Punkteanzahl erreicht haben, kommen in die zweite Runde. Wie viele Runden es gibt, ist offen. In Linz war das Probespiel schon nach der zweiten Runde beendet, ich habe bei anderen Probespielen aber auch schon bis zu vier Runden gespielt. Es kann auch sein, dass ein Probespiel einfach abgebrochen wird und die Stelle nicht besetzt wird. Dann wird die Stelle wieder ausgeschrieben und das ganze Prozedere geht von vorne los. Neben der intensiven Vorbereitung auf dem Instrument (für das Probespiel in Linz waren es zirka drei Monate, drei bis fünf Stunden täglich) ist für mich die mentale Vorbereitung genauso wichtig. In den fünf bis sechs Minuten Spielzeit hinter dem Vorhang auf Knopfdruck mit ziemlichem Lampenfieber mein Können abrufen und zeigen zu können, das zu lernen war für mich die größte Herausforderung. Beim Probespiel in Linz ist mir das gelungen.
Tips: Was bedeutet es Ihnen, nun im Landesorchester mitzuspielen?
Christina Kaser: Es ist ganz großartig, nun endlich in dem Orchester, in dem ich schon seit drei Jahren spiele, festes Mitglied zu sein. Zwei meiner Kontrabasskolleginnen im Orchester sind auch sehr gute Freundinnen von mir und da machen die Proben und Konzerte nochmal extra viel Spaß. Außerdem bin ich ja Oberösterreicherin und nun zu Hause eine Stelle zu haben, ist etwas ganz Besonderes.
Tips: Haben Sie musikalisch ein Vorbild?
Christina Kaser: Meine Kontrabasslehrer waren mir immer Vorbilder, vor allem Ernst Weissensteiner, Solobassist der Wiener Symphoniker, bei dem ich in Graz mein Masterstudium absolviert habe, war menschlich und musikalisch sehr prägend für mich. Besonders viel Spaß macht mir das Musizieren mit Markus Poschner, der ja Chefdirigent des Bruckner Orchesters ist. Da ist die Musik immer voller Leben und es wird nie langweilig.
Tips: Ist es nicht außergewöhnlich, dass eine Frau Kontrabass spielt?
Christina Kaser: Nein, ist es nicht mehr. Als ich mit zehn Jahren mit dem Kontrabassspielen begonnen habe, war es das vielleicht schon noch, aber am Ende meines Studiums waren wir in der Klasse zur Hälfte Frauen und zur Hälfte Männer. In den Berufsorchestern sieht man zwar noch hauptsächlich Männer – fest engagierte Kontrabassistinnen gibt es in Österreich nur acht –, aber auch hier findet ein Generationenwechsel statt und die Probespiele in den letzten Jahren wurden fast alle von meinen Kolleginnen gewonnen.
Tips: Haben Sie mit Vorurteilen als Musikerin zu kämpfen?
Christina Kaser: Nein, gar nicht. Ich bin von allen Seiten immer sehr unterstützt und ermutigt worden, meinen Weg zu gehen. Allerdings können sich wenige Menschen vorstellen, was man als Orchestermusikerin so macht und ob man beispielsweise davon leben kann. Ja, kann man. Und da komme ich natürlich sehr gerne ins Gespräch.
Tips: Sie sind gebürtige Eberschwangerin, spielen Sie noch in einer Musikkapelle?
Christina Kaser: Leider lässt es seit einigen Jahren die Zeit nicht mehr zu, dass ich aktives Mitglied der Bauernkapelle Eberschwang bin. Aber während meiner Jugend war ich sehr aktiv und habe die tolle Atmosphäre des Miteinanders in der Kapelle sehr genossen.
Tips: Leben Sie in Linz?
Christina Kaser: Ja, seit September.
Tips: Welche Musik hören Sie privat?
Christina Kaser: Ich höre gerne Musik aus den 80ern, dazu lässt es sich so gut tanzen.
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